Kapitel 24

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 Jule

Robert reagierte auf das Kleid genauso wie Basti. Ich bin froh, ihm zu gefallen, deshalb erwähne ich meine Begegnung mit Basti lieber nicht. Es hätte ihm nur einen Stich versetzt.Außerdem ist bald Weihnachten, das Fest der Liebe. Wir haben uns gerade erst wiedergefunden, da will ich es nicht durch so etwas zerstören.
Die Weihnachtsfeier findet in einem berühmten Berliner Club statt. Wie zu erwarten, wartet die Presse davor und hofft auf skandalöse Fotos. Auch wir geraten ins Blitzlichtgewitter und lächeln freundlich. Roberts Arm liegt um meine Taille und ich schmiege mich an ihn. Als die Reporter Fragen stellen wollen, gehen wir hinein. Denn trotz seiner Berühmtheit mag Robertes nicht, im Rampenlicht zu stehen.
„Wie schön, euch zu sehen", begrüßt uns der Vereinsmanager fröhlich. „Besonders dich,Julia!"Die Freude ist einseitig. Dieser Mann ist ein Schleimer der schlimmsten Sorte und sitzt wahrscheinlich nur deshalb ganz oben, weil er eine dicke Schleimspur hinterlassen hat.
„Du siehst übrigens fantastisch aus", sagt er und zwinkert mir zu. Roberts Griff um meine Taille versteift sich, da er weiß, welchen Ruf sein Vorgesetzter hat.
Er soll jede bespringen,die bei drei nicht auf und davon ist. Ein widerlicher Kerl.Wir gehen an ihm vorbei nach drinnen, wo wir sofort von Roberts Mannschaftskollegen empfangen werden. Sie umarmen mich herzlich und auch ihre Freundinnen reichen mir höflich die Hand.

„Bist du nicht mehr in England?", will Jasmin wissen. Ihre blauen Augen glotzen mich an.„Nein, ich bin wieder da", antworte ich mit einem falschen Lächeln. Robert unterhält sich mit seinen Freunden, von denen einer derzeit mit Jasmin zusammen sein muss. Leider wechselt sie ihre Liebhaber von Saison zu Saison. Ich kann die Männer nicht verstehen, die sich auf sie einlassen.

„Dann wirst du ja öfter zu den Spielen kommen, oder?", stichelt sie weiter.

Jasmin verpasst kein Spiel. Niemals. Die Spiele geraten zur Nebensache, wenn sie da ist und sich selbst promotet.

„Vielleicht", sage ich ausweichend und will weitergehen. Da Robert noch beschäftigt ist, gehe ich allein zur Bar. Ich hasse solche Feiern. Zumindest den Teil, bei dem man so tun muss, als würde es einem gefallen. Später, wenn alle betrunken sind, ist die Stimmung deutlich lockerer.Mir fällt die junge Frau auf, die neben mir steht und ihren Drink genießt. Neugierig spreche ich sie an.
„Zu wem gehören Sie?", frage ich.Sie lächelt geheimnisvoll.

„Ich bin die Begleitung von Basti."Mir fällt vor Schreck die Kinnlade herunter. Er hat eine Freundin? Das wusste ich gar nicht und er hat es mir nicht gesagt. Andererseits kann ich ihm daraus keinen Vorwurf machen,denn er muss mir sowas nicht sagen. Aber gestern tat er noch so, als wäre meine Absage schmerzhaft für ihn, weil er etwas für mich empfindet.

„Schön, Sie kennenzulernen. Ich bin die Freundin von Robert", stelle ich mich vor.

„Julia."

„Ich weiß, wer Sie sind", antwortet die Unbekannte. „Basti redet ständig von Ihnen."Ich erröte. „Wirklich?"Sie nickt.
„Ja. Und ich bin nur hier, damit er jemand hat. Ich bin seine Schwester Marie."Erleichterung überkommt mich.
Dann hat er keine Freundin. Ich bin entsetzt, wie sehr ich mich darüber freue!
„Es ist ja auch blöd, allein zu so einer Veranstaltung zu kommen", sage ich, nur um irgendwas zu sagen. Marie lächelt.
„Für mich ist eine Möglichkeit, die Person kennenzulernen, von der mein Bruder so gefesselt ist."Ich trinke verlegen mein Glas leer.
„Gefesselt kann man das sicherlich nicht nennen", spiele ich es herunter. Mir ist ganz unwohl bei dem Gedanken an Bastis Schwärmereien.Marie zuckt mit den Schultern.
„Nehmen Sie es nicht so ernst. Er mag Sie eben."Na toll. Ich stelle mein Glas ab und nicke Marie zu.
„Wir sehen uns."Ich suche Robert unter den Leuten.
Hier und da werde ich gegrüßt und einige Spielerfrauen wollen mich über meine Zeit in England ausfragen, aber ich ignoriere sie. Das Leben wäre einfacher, wenn Robert einen ganz normalen Job hätte, ohne dieses ganze Theater drumherum.
Ich entdecke ihn schließlich, wie er mit seinem Trainer spricht. Unauffällig stelle ich mich in seine Nähe, damit er mir nicht gleich wieder entwischen kann. Während des Gespräches,kommt Basti dazu. Robert sieht nicht begeistert aus, ihn zu sehen. Basti lässt sich nichts anmerken.
Sein Blick findet meinen und er lächelt. Ich kann nicht anders, als zurücklächeln.Glücklicherweise sieht Robert es nicht. Basti zieht sich aus dem Gespräch wieder zurück und verschwindet in der Menge. Mein Blick sucht ihn, aber ich entdecke ihn nirgends. Seufzend warte ich weiterhin auf Robert. Wenn ich meinen Blick so schweifen lasse, sehe ich überall Grüppchen. Nur ich stehe allein.

Story of my Life - VerlassenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt