Ich gehe voran durch den langen Flur bis zur Wohnungstür. Weiter werde ich nicht mehr gehen. Was, wenn der Entführer noch da ist?Pete holt seine Waffe hervor und geht in die Wohnung hinein. Vorsichtig sieht er sich um und senkt die Waffe dann schließlich.
„Die Luft ist rein. Du kannst her kommen, wenn du willst", sagt er. „Ich möchte nämlich nach Hinweisen suchen."Da ich keine Lust habe, draußen zu warten, bis der Entführer zurückkehrt, trete ich ein. Das war ein Fehler, denn blitzschnell steht Pete neben mir, verriegelt die Tür und zwingt mich mit der Waffe in der Hand auf den Stuhl. Verwirrt setze ich mich hin.
„Pete, es ist doch sicher. Warum tust du das?", frage ich.Er holt ein Seil hervor und fesselt meine Hände an der Säule, die mitten im Raum steht. Und langsam, ganz langsam, ergibt alles einen Sinn.„Du hast mich entführt", stelle ich mit Tränen in den Augen fest. Mein Herz zerbricht in tausend Stücke. Ich habe Pete vertraut, Henry hat ihm vertraut. Er war sein bester Freund und Sekretär.„Da bist du aber schnell drauf gekommen", sagt er lachend. „Viktoria, ich dachte, du wärest klüger, als deine Vorgängerinnen. Aber offensichtlich habe ich mich da getäuscht."
„Nein, ich habe mich in dir getäuscht. Ich dachte, du wärst Henrys Freund und Beschützer.Wieso tust du das?"Pete zieht sich einen Stuhl heran und nimmt anmutig darauf Platz.
„Ich habe viele Gründe dazu", sagt er. „Und ich sehe, dass du mir nicht glaubst, weil dein ach so toller Henry keine Feinde hat."Ich sehe ihn wütend an. Worauf will er hinaus?
„Du bist seine Achillesferse, weißt du das?", fährt Pete grimmig lächelnd fort. „Aber ob du es glaubst oder nicht, es geht mir nicht um Henry. Sondern um dich und mich."
„Ich verstehe nicht ganz..."Er seufzt übertrieben.„Das dachte ich mir schon. Ich würde es dir auch gern erklären, aber es gibt noch jemand, der eine Rechnung mit dir zu begleichen hat."
Wie kann es sein, dass ich so viele Feinde habe? Ich tue doch niemand etwas.Als sein Komplize, oder besser gesagt, Komplizin aus dem Schatten auftaucht, verschlägt es mir die Sprache.
„Nun kann ich mich endlich rächen", sagt Claudia triumphierend. Ihr treuer Sven ist nirgends zu sehen, also weiß er nichts davon. Aber er hätte mir auch nicht helfen können.
„Was ist dein Problem, Claudia?", will ich wissen.„Weißt du es wirklich nicht?", fragt sie enttäuscht. „Dann muss ich dir wohl auf die Sprünge helfen: Jules Hochzeit?"O nein, das ist jetzt nicht ihr ernst. Nur weil ich ihre Nase gebrochen habe, fährt sie jetzt so ein Geschütz auf, oder was?
„Na, hat es klick gemacht?", will Pete wissen. „ Ich würde dich jetzt dieser reizenden Person überlassen, Prinzessin, und später wieder kommen, um mit dir zu plaudern. Ich wünsche euch beiden viel Spaß!"
Claudia sieht mich grimmig an. Ich will mir gar nicht vorstellen, was sie mit mir vorhat. Bei einer gebrochenen Nase wird es wohl nicht bleiben. Pete will gerade die Tür öffnen, als diese aus den Angeln gerissen wird und quer durchs Zimmer fliegt. Schwer bewaffnete Polizisten des Spezialkommandos stehen in der Tür. Sie ergreifen Pete und Claudia, bevor diese mir etwas antun kann. Und dann kommt Henry auf mich zu, löst meine Fesseln und nimmt mich in seine beschützenden Arme. Ich wusste, dass er mich rettet.„Du lebst", sagt er und ich höre, dass er dabei weint.
„Natürlich tue ich das. Mich bringt nichts so schnell um", versuche ich ihn aufzumuntern,aber er drückt mich nur noch mehr an sich. Es tut so gut, in seinen Armen zu sein.
„Verzeih die Störung, aber was soll ich mit denen machen?", unterbricht Jake unsere Zweisamkeit.Henry setzt seine königliche Miene auf. Petes Verrat trifft ihn tiefer als andere. Immerhin waren die beiden beste Freunde und er vertraute ihm.
„Schaff Claudia weg", befiehlt er Jake. „Aber Pete bleibt hier. Ich will mit ihm reden."Pete wird nun auf den Stuhl gebunden, wo vor wenigen Sekunden noch ich saß. Sein Gesichts piegelt Hass wider und ich erkenne ihn nicht mehr. Die Soldaten lassen uns allein, bis auf Jake und Andrej, die sich schützend zu uns stellen. Henry greift nach meiner Hand und drückt sie fest. Er braucht mich jetzt mehr als andere.
„Wieso?", ist alles, was er wissen will. Er sagt es leise, aber bestimmt. Und er wird nicht gehen, ehe er keine Antwort darauf erhalten hat.
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Story of my Life - Verlassen
AcakJetzt ist es offiziell: Tori ist ein Mitglied des englischen Königshauses. Damit beginnen auch die Probleme. Tori ist verschwunden und weiß am Anfang selbst nichts davon. Aber alle anderen machen sich große Sorgen, vor allem Henry. Wo ist Tori? Was...