Die Zeit vergeht und es ist schon der zweite Advent. Ich bin mit meiner Familie auf dem Weihnachtsmarkt, als sie mich entdecken. Es ist kommt mir vor, als wären sie uns schon die ganze Zeit über gefolgt und nutzen jetzt ihre Chance. Unvermittelt stehen plötzlich Reporter vom Fernsehen vor mir und filmen mich beim Essen von gebratenen Mandeln.
„Viktoria?", fragt eine ältere Dame mit dicker Brille.Ich schüttele den Kopf, in der Hoffnung, sie glaubt mir. Tut sie jedoch nicht.
„Natürlich sind Sie das!", freut sie sich. Meine Eltern stehen ratlos daneben, bis ein Mitarbeiter des Fernsehteams sie beiseite schiebt. Sie dürfen nicht ins Bild, das würde die Story ruinieren.„Wie geht es Ihnen?", fragt mich die Reporterin neugierig.
„Gut, wie Sie sehen", sage ich schnippisch. Vielleicht werde ich sie durch mein gemeines Verhalten los.
„Wirklich? Wie verarbeiten Sie die Trennung von Henry?", löchert sie mich weiter. Ich stopfe mir noch mehr Mandeln in den Mund, um nicht antworten zu müssen.„Sagen Sie schon. Sie müssen nicht schüchtern sein", meint sie munter. Ich bin nicht schüchtern, sondern genervt.
„Lassen Sie mich bitte in Ruhe", sage ich freundlich. „Ich möchte den Weihnachtsmarkt genießen."
„Ja, Ruhe ist tatsächlich das, was Sie brauchen. Ist aber auch nicht leicht, sich von der Liebe des Lebens zu trennen", meint die Reporterin mitfühlend. So habe ich das nicht gemeint.Ich lächele nett in die Kameras.
„Henry und ich haben uns im Guten getrennt. Es ist nichts Böses zwischen uns."Diese Lüge kommt mir glatt über die Lippen; ich könnte sie fast selbst glauben. Aber davonlebt die Täuschung eben.
„Das haben Sie wundervoll gesagt", schmeichelt mir die Reporterin. „Haben Sie schon einen Neuen?"Ich schüttele den Kopf und esse weiter meine Mandeln. Sie schmecken gut und sind viel zu schade, um sie der nervigen Frau ins Gesicht zu spucken.
„Entschuldigen Sie mich, aber ich möchte gern weiter gehen", sage ich und drängele mich an ihr vorbei.
„Kein Problem!", sagt sie und folgt mir. Die Leute sehen mich neugierig an, weil sie sich fragen, was so interessant an mir sein muss, dass mir die Kamera überall hin folgt.
„Wie sehen Ihre Pläne aus? Ich meine, nachdem Sie nun doch keine Prinzessin geworden sind", fragt sie weiter und kann sich ein Kichern nicht verkneifen.
„Ich werde arbeiten", antworte ich knapp. Ich beschleunige meine Schritte und tauche zwischen den Ständen ab, sodass mich das Kamerateam verliert. Ich beobachte, wie sich alle suchend umsehen und dann abschwirren. Später wird in den Medien berichtet werden, ich sei„ohne ein Wort zu sagen, einfach verschwunden. Dabei war das Gespräch so nett."Froh, die Fernsehleute losgeworden zu sein, finde ich mich zu meinen Eltern zurück.
„Ist ja furchtbar", beschwert sich meine Mutter. „Solche unfreundlichen Menschen!"Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Ich kann nicht behaupten, dass es mir gefällt, im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit zu stehen.„Komm, wir gehen", meint mein Vater und deutet hinter uns, wo ich die Fernsehleute erkennen kann. So schnell es geht, verlassen wir den Weihnachtsmarkt und machen uns auf den Weg nach Hause. Während der Fahrt habe ich genügend Zeit zum Nachdenken. Gut, dass Matilda nicht dabei war, ihr hätte das gefallen.
Schlimm genug, dass unsere Trennung an die Öffentlichkeit gelangt ist. Und nun schlägt sie scheinbar Furore in den Medien, die ich mir lieber nicht ansehe. Ich will es gar nicht wissen.Eigentlich hätte ich schlecht über Henry reden und mich so an ihm rächen können, aber ich brachte es nicht über mich. So böse bin ich nicht. In mir flackert noch immer das Licht der Hoffnung...allerdings glaube ich nicht mehr an uns.
Ihm liegt nichts an mir, sonst würde er sich bei mir melden und mir alles erklären. Die Trennung kam zu überraschend und abrupt,um echt zu sein. Irgendwann werde ich herausfinden, wieso er es getan hat. Und dann?
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Story of my Life - Verlassen
De TodoJetzt ist es offiziell: Tori ist ein Mitglied des englischen Königshauses. Damit beginnen auch die Probleme. Tori ist verschwunden und weiß am Anfang selbst nichts davon. Aber alle anderen machen sich große Sorgen, vor allem Henry. Wo ist Tori? Was...