Es war bereitshalb zehn, als ich erschöpft und genervt den Zaubertrankunterrichtverließ. Natürlich hatte June mir nichts von Dumbledores Armeeerzählt, weil sie gar nicht erst zum Unterricht erschienen war. Ebensowenig wie Sirius, die wir dafür in der Pause zwischen Astronomieund Zaubertränke kichernd auf dem Schulhof wiederfanden.Zaubertränke war mindestens genauso anstrengend gewesen wieAstronomie. Die Slytehrins hatten mir Blicke zugeworfen die mir mehrals deutlich sagten, wie gerne sie in diesem Moment gegen dieunverzeihlichen Flüche verstoßen hätten. Slughorn war überraschtmich im Unterricht zu sehen, wo er mich doch im Krankenflügelvermutet hatte. Mittlerweile bereute ich es auch, nicht direkt zuMadame Pomfrey gegangen zu sein. Meine Hand war blau undangeschwollen und schmerzte bei der kleinsten Berührung, weshalb ichnach dem Unterricht beschloss, den Krankenflügel aufzusuchen, soalbern es auch seien mag. Florence begleitete mich besorgt undschimpfte mit mir weshalb ich nicht gleich hingegangen war.
„Du und deinbescheuerter Stolz.", murmelte sie kopfschüttelnd. Ich zuckte dieSchultern.
„Was denn? Ichbin eine Gryffindor. Ich muss meinem Haus doch gerecht werden."Florence sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Ich bin aucheine Gryffindor, trotzdem gehe ich zum Krankenflügel, wenn ich mirdie Hand gebrochen habe.", sagte sie theatralisch.
„Sie ist nichtgebrochen.", brummte ich und versuchte so unbekümmert wie möglichzu klingen, wobei ich den stechenden Schmerz in meiner Handignorierte. Ebenso wie ich meine Hand, ignorierte Florence mich.
„Da lässt mandich einen Morgen allein und du fängst eine Schlägerei mit dreiSlytherins an. Ich würde gerne wissen, wie James reagiert, wenn erdavon hört."
„Er wird ihrsagen wie bescheuert sie ist, wo sie die drei doch einfach hätteverhexen können, aber innerlich wird er vor stolz platzen."
Ich blieb abruptstehen und drehte mich mit rasendem Herzen zu der Jungenstimmeum.
„James!", kreischte ich wie ein hysterischer Teenager aufeinem Konzert der Lieblings-Boyband. James strahlte mich mitgold-braunen Augen an und ich fiel ihm um den Hals. James jedochhielt mich auf Abstand.
„Lily, wie blöd bist du eigentlich?",fragte er und nahm meine blaue Hand vorsichtig in seine. Ich rolltemit den Augen.„Ist ja garnichts passiert.", nuschelte ich. James sah mich mit hochgezogenenAugenbrauen an, sowie Florence zuvor.
„Das ist nichtdein Ernst oder?", fragte er hoffnungsvoll.
„Ach ist dochauch egal. Jetzt küss mich endlich." James lachte und nahm meinGesicht in seine Hände.
„Lily Evans, dubist unmöglich. Ich liebe dich." Sanft küsste er mich und meinHerz fühlte sich an, als würde es in Flammen aufgehen.
Die Woche vergingwie im Flug und nach einem fünfminütigen Besuch im Krankenflügelwar meine verstauchte Hand wie neu. Ich hatte mir Sorgen gemacht, wieJames reagieren würde, wenn er auf die Slytherins traf, doch diesewaren nach meiner Auseinandersetzung mit ihnen im Korridor wie vomErdboden verschluckt. Weder auf den Fluren, noch in der großen Halleoder im Unterricht waren sie seither wieder aufgetaucht. Man hörteviele Schüler tuscheln, ob die Slytherins unter die Todessergegangen, womöglich sogar bei dem Anschlag auf das Ocean Springsdabei gewesen waren. Gesprächsthema Nummer eins war unter denälteren Schülern jedoch etwas anderes. June, deren Vater imMinisterium arbeitete und sehr gut mit Dumbledore befreundet warfütterte uns täglich mit neuen Informationen über den Phönixorden,eine Art geheimer Zusammenschluss von Hexen und Zauberern, die gegenVoldemort und seine Anhänger arbeiteten. James bekam fast täglichEulen von befreundeten Auroren, doch von seinem Vater war keine Spur.Es waren mehrere Suchtrupps losgeschickt worden, doch als er nachfast einem Monat noch immer nicht mehr aufzufinden war, versuchte manJames vorsichtig davon zu überzeugen, dass man von seinem Vaterwahrscheinlich nichts mehr zu hören hoffen durfte.
Die Zeit vergingwie im Flug und schon Bald stand Halloween vor der Tür. James hattesich verändert. Er war in sich gekehrt. Er war nicht so, dass erkein Lächeln mehr zu Stande brachte und in eine Art Depressionverfallen war, doch er litt unter dem Verlust seiner Eltern. Mitgroßer Wahrscheinlichkeit war er, genau wie ich, mittlerweile einVollweise. Ich selbst war noch dabei den Tod meiner Eltern zuverarbeiten. Immer wieder hörte man von Erwachsenen wie furchtbar essein musste ein Kind zu verlieren, doch dabei unterschätzten diemeisten, wie unglaublich schmerzhaft es auch war seine Eltern zuverlieren. Meine Eltern waren immer für mich da gewesen. Sie hattenmich angenommen und geliebt, auch als sich herausstellte, dass ich„besonders" war. Mehr noch. Sie unterstützten und fördertenmich wo sie nur konnten und sie waren immer meine besten Freundegewesen. Ich wünschte keinem Menschen seine Eltern verlieren zumüssen und so verstand ich James' Trauer und fühlte mit ihm. Es warnur ein weiteres Unglück das uns näher zusammenschweißte.
Es war abends umhalb acht als ich mit James und Maggie von der Eulerei zumSchulgebäude durch die eisige Oktoberluft lief. Maggie fummelte mitzittrigen Fingern an dem Siegel eines Briefes, den eine Eule vonihren Eltern gebracht hatte. James war bereits dabei seinen Brief vonden Auroren zu lesen.
„Lieber James",las er laut.
„Leider gibt es auch an diesem Tag keine gutenNachrichten aus dem Zaubereiministerium. In der letzten Nacht gab eseinen weiteren Angriff auf eine Muggelfamilie, wobei zwei Kinder undihre Mutter getötet wurden. Am Tag davor wurden drei MuggelstämmigeZauberer als vermisst gemeldet. Die Zustände werden immerKatastrophaler. Der Zaubereiminister ist in höchsterAlarmbereitschaft. An diesem Wochenende wird er dem Muggelministereinen Besuch abstatten und ihn über die Unglücke der letzten Zeitaufklären müssen. Wir haben kaum eine freie Minute, in der wirnicht zu irgendwelchen Notfällen konsultiert werden und Todesserjagen, also bitte entschuldige, wenn meine Briefe kürzer werden.Dumbledore wird in der nächsten Zeit häufiger im Ministerium seinund weniger in der Schule. Wenn irgend etwas passiert, ihr vonseltsamen Vorkommnissen hört oder er euch etwas widerfährt, wendeteuch an ihn, sollte er nicht Vorort sein, wendet euch an ProfessorMcGonagall. Schreibt keinen Brief. Es kaum noch sicher über denBriefweg zu kommunizieren, besonders wenn ihr nicht vom Ministeriumaus schreibt. Ihr wisst nicht, ob eure Briefe abgefangen werden undvon wem. Auch hier im Ministerium sitzen schwarze Schafe und getarnteTodesser. Haltet euch an den Orden! Bald wird es mehr Informationengeben. Kommt an Halloween zum Haus der Prewetts. Es wird ein erstesrichtiges Treffen geben. Wenn ihr bereit seid und es euch gründlichüberlegt habt, werdet ihr in den Orden aufgenommen. Ich weiß,einige Mitglieder des Ordens sind dagegen, weil ihr noch sehr jungund noch an der Schule seid, aber ihr seid nun erwachsen und dürftdiese Entscheidung selbst treffen. Passt bis dahin auf euch auf.Es tut mir leiddir dies wie so oft mitteilen zu müssen, James, aber von deinemVater fehlt noch immer jede Spur.
Du wirst von mirhören.
Pass auf dich aufund auf deine Lily. Grüß sie von mir.
Gruß, Frank Longbottom"Als James denlangen Brief beendet hatte sah er von dem Pergament auf und blicktemich gequält an. Ich sah traurig zu Boden. Es hatte zu regnenbegonnen und die Tropfen vielen in meinen Nacken, doch in diesemMoment erreichten wir das Gebäude und einige Schüler trottetenmurmelnd an uns vorbei.
„Frank ist jetztAuror?", fragte Maggie plötzlich, die bis eben in ihren eigenenBrief vertieft gewesen sein musste.
„Mr. Potter,Mrs. Evans!", rief plötzlich eine hysterische Stimme vom oberenTreppenabsatz. Erschrocken drehte ich mich nach ihr um und erblickteProfessor McGonagall, die atemlos am Treppengeländer lehnte undungewohnt zerzaust aussah. Einzelne Strähnen des braunen Haareshatten sich aus dem strengen Dutt gelöst und ihr spitzer Hut saßmehr schlecht als recht auf ihrem roten Kopf.
„Da sind sieja!", schrie sie schon fast und ignorierte dabei, dass sich dieumstehenden Schüler erschrocken zu ihr umdrehten.
„Wo treiben siesich nur immer rum? Kommen sie! Kommen sie!", kommandierte sie undwedelte wild mit ihrem Arm, woraufhin sie auch schon umdrehte und dieGang hinunter hechtete und verschwand. James und ich waren soerschrocken, dass es eine Sekunde dauerte bis wir uns rührten undihr hinterher die Treppe hinauf eilten. Maggie warf mir einenverwirrten und gleichzeitig ein wenig eingeschüchterten Blick zu undstolperte uns bis zum Treppenabsatz hinterher.
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The Story of Lily Potter (Harry Potter Prequel)
FanfictionLily Potter geborene Evans kam am 30. Januar 1960 mit magischem Blut zu Welt. Zehn Jahre lang wuchs sie in dem Glauben auf ein normales Mädchen zu sein. Doch sie konnte Dinge tun, die andere nicht tun konnten. Ihre einzige Schwester Petunia nannte s...