Scherbenhaufen

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Ich musste so schnell wie möglich zu James um ihm alles zu erklären. Ich sah in gerade noch wie am Ende des Korridors um die Ecke bog. Ich lief ihm hastig nach.
„James!“, rief ich und bog hinter ihm in den nächsten Korridor.

„James!“, rief ich erneut, doch er beachtete mich nicht, sondern ging geradewegs auf die Treppen zu.

„James bitte warte. Ich will mit dir sprechen.“, rief ich. Ich blieb stehen, als ich sah wie er seine Schritte verlangsamte und endlich stehen blieb. Schnell lief ich auf ihn zu und blieb unschlüssig vor ihm stehen. Mit den Rücken in meine Richtung stand er dort.

„James, ich... ich wollte dich nicht verletzen.“, sagte ich heiser.
„Das letzte Nacht, das war nicht ich. Ich...“ Er drehte sich zu mir um. Seine haselnuss-braunen Augen schimmerten leicht.

„Lily, du bist mir keine Erklärung schuldig. Tu mir nur einen Gefallen und lass mich ab jetzt in Ruhe.“, sagte er leise. Ich starrte ihn sprachlos an.

„Nein, du verstehst mich nicht, ich war...“

„Lily, ich weiß was du sagen willst. Tu es bitte nicht.“, sagte James. Ich wurde ungeduldig.

„Nein, hör doch zu, Severus...“ Bei Severus' Namen schloss er die Augen.

„Lily, ich will es nicht hören. Bitte lass mich einfach... Ich kann verstehen, jetzt wo du die ganze Wahrheit kennst... Ich hab dich einfach in etwas mit reingezogen... Es tut mir Leid.“, sagte James und sah mich steif an. Ich war völlig perplex.

„Was du denkst wirklich, dass ich wegen der Sache im verbotenen Wald... Das ist es doch gar nicht, du Idiot.“, schimpfte ich. Wie konnte er so von mir denken.

„Nein James, das ist es nicht. Ich will es dir doch erklären, letzte Nacht hat Severus...“

„Lily, egal was es ist... Hör bitte auf. Ich will es nicht hören. Lass mich nur in Ruhe, ich kann dich nicht...“, seine Stimme brach ab.Er sah mich ausdruckslos an und drehte sich um. Schnellen Schrittes lief er auf die Treppen zu und schwand. Wütend und mit Tränen in den Augen schrie ich auf.

„Verdammt nochmal, lass mich doch ausreden!“

Der nächste Tag war trüb und grau. Den ganzen Tag regnete es in Strömen. Ich hatte so wenig Lust auf den Unterricht wie nie. Meine Laune hatte den tiefpunkt erreicht, dass konnte auch Florence nicht ändern. Nachdem Ich ihr alles haarklein erzählt hatte und bei dem Gespräch mit James im Korridor angekommen war, war ich in Tränen ausgebrochen. Sie hatte mich getröstet, wie nur sie es konnte und mir gesagt, ich solle einfach noch einmal mit ihm reden, damit mit er die Wahrheit erfuhr.

„Nein, auf keinen Fall. Wenn er sagt, er kann ohne mich leben, dann kann ich das auch!“ Und von dieser Meinung ließ ich mich auch nicht abbringen. Die Rumtreiber liefen mir nur noch selten über den Weg und wenn ich ihnen dann doch einmal begegnete ignorierten sie mich. Remus hatte mir zwar den ein oder anderen enttäuschten und ungläubigen Blick zugeworfen, doch ich hatte mich nicht beirren lassen und James und seine Kumpanen ebenfalls so eiskalt ignoreirt, wie sie mich. Am dritten Tag, nach meinem letzten Gespräch mit James und der Kriesensitzung in Dumbledores Büro, hatte meine Laune sich immer noch nicht gebessert, ebenso wie das Wetter. Es regnete, stürmte und gewitterte den ganzen Tag. Morgens beim Frühstück in der großen Halle herrschte auch nicht die beste Stimmung. Alle waren wegen des Wetters verstimmt und weil das Quidditchspiel am Tag zuvor ausgefallen war, weil ein Blitz in die Zuschauertribüne eingeschlagen war und es zum Fliegen viel zu gefährlich war. Der Tagesprophet brachte nur noch Hiobsbotschaften über die neuen Anhänger Voldemorts und die Opfer seiner Attentate. Mafalda brachte mich ebenfalls fast zu Explodieren. Sie redete so viel Müll, wie schon lange nicht mehr. Ihre Lästereien über Muggelgeborene gingen mir so auf die nerven, das ich ihr beim Frühstück fast an die Gurgel sprang.

„Guten Morgem, Miss Evans.“, hörte ich eine Stimme hinter mir, als ich gerade wütend an meinem Toast kaute. Ich sah auf und war äußerst überrascht in McGonnagals Gesicht zu blicken, wo doch die Begrüßung so freundlich und warmherzig klang.

„Guten Morgen, Proffessor. Gibt es ein Problem?“, fragte ich stutzig.
„Miss Evans, der Schulleiter wünscht sie zu sprechen. Würden sie mir folgen. Bitte.“, sagte sie und überging somit meine Frage. Besorgt stand ich von meinem Platz auf und sah zu Florence, die McGonnagal überrascht musterte.
Ich folgte McGonnagal zu Dumbledores Büro. Der Schulleiter saß an seinem Schreibtisch und war über ein Blatt Pergament gebeugt. Er schien sehr konzentriert. McGonnagal schloss die Tür.

„Professor Dumbledore?“, fragte ich beunruhigt.
„Lily, bitte nimm Platz.“, sagte er. Ich war überrascht darüber, dass er mich duzte, doch ich setzte mich ihm gegenüber in den Sessel vor seinem Schreibtisch. Er sah mich lange ohne ein Wort an.

„Lily, es tut mir Leid, aber ich befürchte, ich habe keine Gute Nachricht für dich.“, sagte er. Ich sah ihn fragend an. Er schob einen Briefumschlag über den Tisch zu mir. Ich sah ihn genaue an. Adressiert an: Hazel und Harold Evans, Esstisch in der Küche, 1. Loverslane, Frensham, Surrey. Der Brief war nicht geöffnet worden. Ich sah Dumbledore ratlos an.
„Sir?“

„Lily, den Brief den ich deinen Eltern geschrieben habe, kam nie bei ihnen an.“

Ich sah ihn stumm an.

„Sie sind vor drei Tagen gestorben.“, sagte Dumbledore leise und sah mich mit seinen blauen Augen an. Ich schwieg. Was hatte er gesagt? Mommy und Daddy? Nein unmöglich, der Brief kam nur nicht an, weil sie über das Wochenende zur Küste gefahren sind und eine Bootstour gemacht haben. Daddy hatte mir noch am Ende der Sommerferien davon erzählt. Es sollte eine überraschung zu Mommys Geburtstag sein. Ich schüttelte langsam den Kopf und erleichterung breitete sich in mir aus.

„Nein nein, sie sind im Moment nicht zuhause, weil sie auf einer Bootstour sind.“, stellte ich klar. Dumbledore sah mich lange an, bevor er etwas sagte.

„Sie sind ertrunken, als ihr Boot an einem Felsen im Wasser aufgelief.“, sagte Dumbledore. Ich sah ihn an und wartete darauf, das er losgackerte und „April April“ rief. Er tat es nicht. Warum tat er es nicht?
„Miss Evans, geht es ihnen gut?“, fragte Proffessor McGonnagal leicht besorgt und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich starrte sie mit großen Augen an.

„Was?“, flüsterte ich heiser.

The Story of Lily Potter (Harry Potter Prequel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt