4. Kapitel

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Am nächsten morgen rüttelte jemand sanft an meiner Schulter. "Es ist Zeit zum aufstehen, Cassy." Bei dem Spitznamen durchzuckte mich ein angenehmes kribbeln und ich drehte mich um. Ich sah in Newts wunderschöne braune Augen und gähnte. Er stand auf und lief in richtig Gehöft. Ich wischte mir den Schlaf aus den Augen, stand auf, gähnte noch einmal kräftig und folgte ihm.

Wenig später fand ich mich an einem Tisch wieder, an dem viele Jungen saßen und frühstückten. Von allen Seiten wurden mir misstrauische, aber auch neugierige Blicke zugeworfen.
"Also, das ist Cassy.", stellte Newt mich ein paar Lichter vor. "Das sind Minho", er zeigte auf einen asiatischen Jungen. "Chuck", ein kleiner pummliger Junge winkte mir zu, "und Thomas", ein großer Junge mit braunen Haare nickte mir zu. Ich zuckte zusammen. Das konnte doch nicht sein, Das war der Junge aus meinem Traum. Ich hatte sein Gesicht zwar nicht richtig ausmachen können, aber ich war ganz sicher das es er war. Seltsam und irgendwie auch gruselig. Wie konnte ich von einem Jungen träumen, den ich zuvor in meinem Leben noch nie gesehen hatte? Thomas? Sprach ich in Gedanken. Hallo? Ach was für ein Schwachsinn, es war doch bloß ein dummer Traum gewesen. Aber einmal wollte ich es noch versuchen. Ich konzentrierte mich auf die Worte, konnte sie vor mir sehen und gab mir alle Mühe sie in seinen Kopf zu denken. Hörst du mich? Jetzt zuckte Thomas mir gegenüber zusammen und blickte sich panisch um. Das konnte doch nicht sein. Hatte ich in seinem Kopf gesprochen? "Alles in Ordnung, Tommy?", fragte Newt besorgt. Thomas sah zu ihm und nickte. Huste einmal wenn du mich hörst! Thomas zögerte kurz, aber dann hustete er. Ich war baff. Mein Traum war nicht nur ein Traum gewesen, nichts was sich mein Unterbewusstsein bloß ausgedachte hatte, das hier war real.
Nach dem Frühstück, das Bratpfanne, der Hüter der Köche zubereitet hatte, setzte Newt meinen Rundgang fort. Meine Frage, was denn draußen im Labyrinth war, wollte er nicht richtig beantworten, sondern gab zuerst nur das Wort "Griewer" von sich, bis ihm mein missbilligender Blick auffiel und er noch etwas hinzufügte. "Das sind schleimige Monster, die da leben. Tödlich die Viecher. Entweder töten sie oder stechen dich. Beides nicht toll. Wirst du gestochen, muss dir das Serum gespritzt werden und du musst durch die Verwandlung. Echter klonk. Verdammt Schmerzhaft und du bist danach nicht mehr die alte." Außerdem erklärten er mir, dass es 4 Tore gab, die sich alle über Nacht schlossen, damit die Lichter sicher vor den Griewern waren. Als ich ein Bild von ihrer ungefähren Lage hatte und auch wusste, dass ich eine Woche lang jeden Job auf der Lichtung einmal ausprobieren würde, bevor ich von einem der Hüter aufgenommen wurde, traute ich mich auch Newt zu fragen, warum mich heute morgen und auch eigentlich den ganzen restlichen Tag, alle Jungen komisch anstarrten. Wir saßen am Waldrand und ich merkte, dass es Newt ein wenig unangenehm war das Thema anzuschneiden. "Hör zu, das haben Jeff und ich dir noch nicht erzählt. Jeden Monat, am selben Tag kommt ein Frischling zu uns mit der Box hoch gefahren, zusammen mit ein paar Versorgungssachen. Diesen Monat kam Thomas hoch, er ist eigentlich unser Frischling, aber bloß einen Tag nach seiner Ankunft kamst du. Keiner weiß warum, dazu bist du auch noch ein Mädchen. Wir hatten noch nie ein Mädchen auf der Lichtung." Er kratzte sich verlegen am Kopf. "Das ist alles, nur weil ich ein Mädchen und ein bisschen zu früh hoch gekommen bin?" Newt schüttelte den Kopf. "Du warst bewusstlos, das war vor dir noch keiner und du... naja du hattest diesen Zettel in der Hand. Auf dem Stand, dass du die letzte sein wirst, für immer. Du warst alleine in der Box, sonst kommen auch Versorgungen mit. Und die letzten beiden Versorgungsboxen, die einmal wöchentlich kommen waren auch nicht da. Du hast irgendwas ausgelöst, etwas verändert." Newt sah mich erwartungsvoll an. Naja, was sollte ich davon halten? Ich war anscheinend der Grund, warum hier alles ein bisschen falsch lief. "Hör mal, newt. Mag sein, dass sich etwas verändert hat seit ich hier bin, aber ich weiß nichts davon. Ich hab keine Ahnung wieso ich hier bin oder wer ich überhaupt bin." Tränen stiegen mir in die Augen. "Ich kann mich doch auch an nichts erinnern, ich weiß nicht ob ich eine Familie hab, eine mom einen dad und vielleicht Geschwister. Ich weiß nicht, ob sie mich vermissen oder ob sie überhaupt noch am Leben sind. Ich weiß doch gar nicht." Ein schluchzen entfuhr mir und ich konnte die Tränen nicht länger zurück halten.  Verdammte scheiße, was war das hier überhaupt für ein Ort? Newt sah mich bedauernd an, bevor er sich nach vorne lehnte und mich in seine Arme zog. Ich legte meinen Kopf an seine Brust und er streichelte meinen Rücken beruhigend auf und ab, während dieser von weitern Schluchzern geschüttelt wurde und ich am ganzen Leib zitterte. Wir verharrten eine Weile so, bis keine tränen mehr kamen und ich mich ein wenig erleichterter fühlte. "Eigentlich... *schnief* heule ich nicht so schnell.", versuchte ich mich zu erklären. "Es ist nur.." "Psssst", machte Newt und fuhr meinen Rücken mit seinen Händen nach. "Wir haben das alle hier durchgemacht. Ich weiß wie du dich fühlst." Ich schüttelte den Kopf. "Dich machen nicht alle für irgendwelche Veränderungen verantwortlich! " Ich schniefte noch ein mal. "Das kommt wieder in Ordnung, ich versprechs." Newts Lächeln gab mir tatsächlich wieder ein wenig Hoffnung.

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