12. Kapitel

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Als hätte Newts Nähe Wunder bewirkt, erwachte ich am nächsten Morgen so ausgeschlafen wie noch nie. Die ganze Nacht hatte ich friedlich und traumlos verbracht und so ging es fast die gesamte nächste Woche. Bloß kleine unangenehme Träume durchflogen meine Gedanken, aber keine bei denen ich anfing zu schreien und zu heulen.

Ich lief mit Minho wie jeden Tag durchs Labyrinth und erkannte problemlos die Abschnitte und Änderungen. Nach drei Tagen wurde ich mit deutlich Mehrzahl an stimmen zur Läuferin gewählt. Nur Newt hatte gegen mich gestimmt, aber das war in Ordnung, wir hatten halt unsere Meinungsverschiedenheiten.

Minho und ich waren heute schon früher zurückgekommen. Wir hatten nur wenige und kurze Pausen eingelegt und waren anscheinend schneller als sonst gelaufen, denn die späte Mittagssonne schien noch auf die Lichtung. Minho hatte sich für ein kleines Nickerchen zurückgezogen, Tom war noch im Labyrinth und Newt und Chuck arbeiteten. Also schlich ich mich in die Küche, um mir ein kleines Brot zu stibitzen, doch wen ich dort sah, ließ mich zurückzucken.

Bratpfanne war wild jemanden am küssen... nein nicht jemanden, er war Winston am küssen,der auf dem kleinen Tisch saß und Bratpfannes stämmigen Körper fest umschlungen hielt. Ich grinste und huschte schnell wieder davon, bevor sie merken konnten, dass ich sie gesehen hatte. Bratpfanne und Winston also, die beiden waren irgendwie süß zusammen.

Ich wusste nicht genau was ich machen sollte, Newt bei seiner Arbeit stören wollte ich nicht und Tom und ich hatten eben erst gesprochen, ich wollte nicht die Schuld an seinen Kopfschmerzen tragen. Also ging ich in Richtung Wald und setzte mich zwischen ein paar Bäume, wie ich es gerne tat, wenn ich ein bisschen Zeit hatte.

Durch den Wald fielen vereinzelte Sonnenstrahlen, die den Waldboden in goldenes Licht tauchten. Es war wunderschön. Ich saß eine Weile so da und dachte nach, als mir auf einmal der Gedanke an Bücher kam. Seit ich hier war, hatte ich noch keine gesehen, aber genau jetzt, in diesem Augenblick, in dem ich einmal ein wenig zeit nur für mich hatte, verspürte ich große Lust eins zu lesen.

Vermutlich war ich vor meinem Leben als eine der Lichter ein kleiner Bücherwurm gewesen, denn ich konnte mich genau an das Gefühl erinnern ein Buch zu öffnen und völlig in der Geschichte zu versinken. Alles um sich herum zu vergessen und in der Welt des Buches zu verschwinden. Leider konnte ich mich an keine Geschichte erinnern und so blieb mir nur der Nachgeschmack der Gefühle und Empfindungen beim lesen.

Hinter mir knackte es und ich fuhr hoch. Ich blickte hinter den Baum, aber dort konnte ich niemanden erkennen. "Ich bins bloß!", lachte eine Stimme hinter mir und schüttelte meine Schulter. Gally. Ich drehte mich um und starrte ihn ein wenig böse an, konnte aber bei der Grimasse, die er zog nicht ernst bleiben.

"Erschreck mich doch nicht so!" Er lachte und kam einen Schritt näher , was aber schon ziemlich nah war, da er meine Schultern berührt hatte. "Ich werd mir Mühe geben.", flüsterte er. Die Situation schien in eine andere Richtung, in die falsche, zu laufen.  Gally strich mir eine Strähne hinters Ohr, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte. "Wusstest du, dass ich eine Schwäche für rothaarige habe?"

Ich schluckte, ein wenig angewidert. "Und für hübsche Mädchen im Allgemeinen." Er beugte sich ein wenig vor, bis er mit seinen Lippen mein Ohr streifte. "Da liegst du ganz weit vorne, ich hab noch nie ein hübsche...", ich unterbrach ihn.

"Gally, ich ähm... mag dich, wirklich, aber du weißt, dass ich einen Freund habe?" Newt und ich hatten es ganz offiziell gemacht. "Was ich weiß ist, dass Newt dich ausnutzt und er dich nicht richtig liebt.", erwiderte er und schob sich ein wenig näher an mich heran. "Gally!" Ich versuchte nach hinten zu verschwinden, aber hinter mir war ein großer Baum und vor mir Gally, der immer näher kam und seine Arme neben mich lehnte, sodass ich nicht gehen konnte.

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