15. Kapitel

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Am nächsten morgen wachte ich kurz vor Morgengrauen auf. Ich sah bereits ein paar Jungs herumschleichen, das mussten die Läufer sein! Schnell stand ich auf und raffte meine Sachen zusammen, als mir wieder ein paar Bluttropfen ins Auge fielen. Ich wunderte mich und als ich meine Hand umdrehte schreckte ich zurück. Mein Körper begann unkontrolliert zu zittern.

Durch meine Handfläche verlief ein langer roter Strich, der aussah, als hätte ihn jemand mit dem Messer bearbeitet. Das war nicht möglich. Erst der Kratzer an meiner Wange, dann der Schnitt an meiner Hand, beide hatte ich mir doch nur im Traum zugefügt... Ich war verwirrt und versuchte die Gedanken daran zu verschieben, auf heute Abend zum Beispiel, während ich auf Minho zuging. Er war schon fast fertig. "Gib mir eine Minute, Minho. Ich bin gleich so weit, ich wurde nur nicht geweckt!" "Schönen guten Morgen auch!"  Ich nickte und murmelte etwas ähnliches vor mich hin.

"Du weißt aber schon, dass es einen Grund hatte, dass du nicht geweckt wurdest, oder? Newt meinte..." "Hör mal, Minho. Ich hab gerade echt keinen Nerv für sowas. Mir ist es egal, was Newt gesagt hat. Ich bin Läuferin und keiner kann mir vorschreiben, wann ich ins Labyrinth zu gehen hab und wann nicht! Also gib mir nur eine Minute." Minho grinste. "Ehekrieg im Paradies?" Ich ignorierte ihn, holte schnell einen Rucksack und zog meine Laufschuhe an. Ich brauchte dringend eine Ablenkung, irgendeine Beschäftigung, um nicht an meine Träume und all die komischen Sachen denken zu müssen.

Minho und ich waren drauf und dran loszulaufen, als Newt angehumpelt kam und hinter ihm Tom. "Was tust du da, Cassy?" Ich wollte ihn ignorieren und einfach loslaufen, aber er hatte schon mein Handgelenk umfasst und wirbelte mich zu ihm um. "Was zur Hölle hast du vor?! Wir haben darüber gesprochen!" Ich riss mein Handgelenk aus seiner Hand und starrte ihn böse an. Genauso hatte auch Gally mich berührt und das wusste er. Schnell zog er seine Hand zurück, doch das machte mich noch wütender.

Um meine Wut zu überspielen, setzte ich ein  bedauerndes Lächeln auf und schüttelte den Kopf . "Nein. Du hast geredet, ich hab nur zugehört und letztendlich meine eigene Entscheidung getroffen. Newt, es ist mir egal was du sagst, ich bin Läuferin, ich darf ohne deine Erlaubnis ins Labyrinth." Meine Stimme war ganz ruhig. "Nicht wenn ich es dir verbiete! Ich bin der Anführer hier, ich kann genau bestimmen was du machst!"

Ich zog eine Augenbraue hoch. "Mach dich nicht lächerlich. Ich lass mir nichts von dir vorschreiben, egal ob als Anführer oder Freund. Obwohl Freund...", ich tat, als würde ich einen Moment überlegen. "Ich weiß nicht. Würde ein Freund nicht in der Nacht zu seiner Freundin gehen, wenn sie verängstig ist?" Meine Stimme wurde ein wenig höher. "Würde ein Freund sie nicht in die Arme nehmen und nach einem Alptraum trösten? Gerade wenn er genau wüsste wie sehr sie damit zu kämpfen hat?!" Die letzten Worte schrie ich beinahe.

"Nein Newt, ich weiß ehrlich nicht, was du noch für mich bist...", damit drehte ich mich um und ließ einen entsetzten Newt zurück. Tom schien genau so schockiert, bloß Minho folgte mir.

Im Labyrinth liefen wie schweigend nebeneinander, bis Minho es anscheinend nicht mehr aushielt. "Ich wollte eigentlich nicht deine weiblichen Hintergründe infrage stellen, aber ich bin echt neugierig. Was läuft in eurem Paradies im Moment so falsch? Erst wart ihr unzertrennlich und jetzt..." Ich zuckte nur mit den Schultern. "Ihm gefällt es anscheinend nicht, dass ich eine eigene Meinung habe." "Du meinst, dass er Angst um dich hat?" Ich nickte. "Aber du weißt, dass er es nur gut meint, oder?" Ich nickte wieder.

"Ja, natürlich, aber ich kann auf mich selbst aufpassen! Ich bin kein kleines Kind mehr!" "Natürlich nicht, aber du bist seine Freundin. Er macht sich nur Sorgen, was echt verständlich ist, weil du dir einfach mal den gefährlichsten Job ausgesucht hast!" "Ich weiß, aber trotzdem. Er übertreibt einfach!" "Vielleicht aber auch nicht." Ich warf Minho einen bösen Blick von der Seite zu. Er hob beschwichtigend die Hände. "Versuch dich doch mal in seine Lage..." Mitten im Satz verstummte er und blieb stehen. Ich sah in verwirrt an, bevor auch ich erkannte, was er sah.

Maze Mädchen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt