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Das Echo des Aufschlages hallte noch einige Sekunden durch die ausgestorbenen Gassen, bevor es verstummte und beide in absolute Ruhe tauchte.
"Schließlich bist du nichts als ein hilfloses Mädchen. Für dich brauche ich nicht mal meine Waffe", brummte er nun selbstgefällig und verstärkte den Griff an ihrem Hals.
Sie sollte Angst haben. Schreien. Versuchen zu flüchten. Doch sie tat nichts dergleichen. Warum? Das konnte sie selbst nicht sagen, aber irgendetwas an dieser Situation faszinierte sie. Vielleicht hatte er recht, vielleicht war sie wirklich dumm.
Ein Kichern verließ ihre Lippen und er hielt inne.
"Was ist so lustig?", wollte er missmutig wissen.
Es war fast so, als wäre er ... ja, als wäre er beleidigt, weil er nicht wusste, worüber sie lachte.
"Du", sagte sie schlicht und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Währenddessen senkte sie die Hand an seinem Hals.
Das irritierte ihn gänzlich und er schaute sie perplex an, als hätte sie den Verstand verloren. Selbst seine Hände lockerten sich.
"Ich? ICH?! Hast du 'ne verdammte Ahnung, wer ich überhaupt bin?!", nun wurde er rasend.
"Natürlich habe ich das, Wachhund des Untergrunds. Jeder weiß, wer du bist und was du tust", lachte sie nun.
Nun entglitten ihm sämtliche Gesichtszüge und seine Hände ließen von ihr ab und kamen an seiner Seite zum Stillstand.
"Was zur Hölle stimmt nicht mit dir?", verlangte er jetzt zu wissen, "warum hast du keine Angst vor mir?!"
"Warum sollte ich?", beantwortete sie mit einer Gegenfrage.
"Weil ich dir weh tun, dich brutal zurichten, oder dich sogar töten könnte?", zischte er frustriert und raufte sich die Haare. Er hatte sich dieses Image nicht aufgebaut, um sich von einem kleinen Mädchen auslachen zu lassen.
"Könnte", wiederholte sie und grinste leicht, "du hast es aber nicht getan."
Er schnaufte und drehte sich von ihr weg, während dieses Prozesses klingelten die Ketten an seiner Hüfte leicht, als sie gegeneinander baumelten.
Dann ganz plötzlich, als wäre ein Schalter umgelegt worden, drehte er sich um, stürzte sich auf sie, legte beide Hände um ihren zierlichen Hals und drückte zu, sodass sie erschrocken nach Luft schnappen musste, aber keine bekam.
"Provozier mich bloß nicht, Kleines, sonst vergesse ich mich. Und ich schlage kleine Mädchen äußerst ungern", knurrte er und war ihr so nah, dass sie seinen Atem auf ihren Lippen spürte.
In seinen Augen loderte Wut und Abneigung und sie wusste, dass sie zu weit gegangen war.
Sie legte ihre Hände um seine Handgelenke und versuchte, seinen Griff um ihren Hals zu lösen, doch er bewegte sich kein bisschen.
"Wenn du darauf wartest, dass ich um mein Leben flehe, vergiss es. Lieber sterbe ich elendig, als dich auf Knien darum zu bitten, mich zu verschonen", wisperte sie atemlos und schaute ihn hasserfüllt an.
Seine Miene wurde undurchdringlich und er blickte ihr gefühllos in die Augen. Würde hatte sie, dachte er beeindruckt und erhöhte den Druck, bevor er abrupt von ihr abließ und den lang vergessenen Schläger aufhob.
Sie glitt an der Wand entlang, bis sie auf dem Boden saß und hüstelte vor sich hin.
Er legte das Ende des Baseballschlägers unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzuschauen.
"Es wäre besser für dich, wenn ich dein süßes, kleines Gesicht nie wieder sehe, denn nächstes Mal wirst du nicht so glimpflich davonkommen, Püppchen", warnte er mürrisch und wandte sich von ihr ab. Keinen Atemzug später war er mit der Dunkelheit verschmolzen und spurlos verschwunden.
Sie hustete noch ein paar Mal, ehe sich sich wackelig aufrichtete und nach Hause eilte. Den gesamten Weg über war sie tief in Gedanken versunken und sie handelten nur von einer einzigen Person. Dem Wachhund des Untergrunds. Dem König der Dunkelheit. Min Yoongi.

© cremo

Min Yoongi X Reader (gang au)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt