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Sichtwechsel Yoongi:

Ich sah dabei zu, wie mir der Schläger in einem Moment der Unachtsamkeit aus der Hand geschlagen wurde, schüttelte dies aber ab.
Ich würde keine Hilfsmittel für diese Feiglinge brauchen, zudem ich den Großteil von ihnen sowieso schon außer Gefecht gesetzt hatte.
Mit einem gefährlichen Grinsen ballte ich meine Fäuste vor meinem Gesicht zu Fäusten zusammen und wich dem läppischen Schlag meines Gegenübers aus. Er war es noch nicht einmal wert, Feind genannt zu werden.
Er versuchte abermals zuzuschlagen, doch die Wucht hinter seiner Hand war so gering, dass ich seine Hand mit meiner eigenen abfing.
Seine Faust in meiner Hand haltend drückte ich nun zu und sah genüsslich dabei zu, wie sich sein Gesicht vor Schmerzen verzerrte.
"Ich hab' keine Ahnung, was du dir dabei gedacht hast, oder ob du überhaupt gedacht hast, was ich ehrlich gesagt bezweifle, weil du einen absolut idiotischen Eindruck machst, als du einem meiner Brüder aufgelauert bist und ihn zusammen mit einigen dutzenden deiner kleinen Schergen überwältigt hast.
Dachtest du wirklich, dass das keine Konsequenzen mit sich ziehen würde? Dass ICH nicht einschreiten würde?", murrte ich und erhöhte den Druck auf seine Hand.
"Ich werde dasselbe mit dir machen, was du Jiminie angetan hast, und schlimmeres", versprach ich mit einem dunklen Lachen und hörte das Knacken seiner Hand, gefolgt von seinem gepeinigten Schrei.
Ich ließ mit einem Ruck von ihm ab und er torkelte benebelt nach hinten, bevor er stolperte und auf seinem Hintern landete.
Was würde sie wohl denken, wenn sie mich jetzt so sah?
Sie hätte Angst.
Ich biss mir auf die Lippe und verbannte sie aus meinen Gedanken.
Seit dieser Sache auf dem Dach bekam ich sie nicht mehr aus dem Kopf und das störte mich ungemein. Sie behinderte mich, machte mich schwach.
In diesem einen Moment hatte ich mich wirklich so gefühlt, als sei alles in Ordnung, oder zumindest nicht ganz so schrecklich, aber nach dem wir uns voneinander getrennt hatten, war alles mit doppelter Schlagkraft zurückgekehrt und ich hatte mich beschissener gefühlt, als nach einem verlorenen Kampf.
Warum?
Weil ich nicht wusste, ob sie es so meinte, wie ich es wollte.
Ich hatte ihre Blicke gesehen, sie waren eingenommen von Mitleid und Bedauern, als täte es ihr leid. Als täte ich ihr leid.
Und das wollte ich nicht.
Ich hatte keine Anteilnahme nötig.
Von niemandem. Schließlich hatte ich meinen Weg selbst gewählt und dieser Weg würde ihr nicht gut tun. Er hätte einen schlechten Einfluss auf sie und das wollte ich nicht, denn obwohl sie immer eine schnippische Antwort parat hatte und einen starken Eindruck machte, hielt mich das nicht davon ab, sie beschützen zu wollen und das konnte ich nur, indem ich mich von ihr fern hielt, so sehr mich das auch schmerzte.
Ich mochte ihre Gesellschaft, ihre beruhigende Präsenz und ihre freche Art, denn von Anfang an war sie kein bisschen verängstigt gewesen und es tat gut, mit jemandem zu sprechen, der normal mit einem umging. Der einen als Menschen ansah und nicht als Ungeheuer.
So in meine Überlegungen vertieft, bemerkte ich den rechten Haken erst, als es schon zu spät war.
Ich spürte die volle Wucht des Schlages an meiner Wange und meine Sicht verschwamm für einen Moment; während ich zur Seite schwankte, nahm ich den metallenen Geschmack meines Blutes wahr, bevor ich mich wieder im Griff hatte und mich langsam aufrichtete.
Ich lachte leise.
Genau das hatte ich gebraucht.
Einen Schub.
Ich vernahm, wie das Adrenalin durch meine Adern zirkulierte und mein Blut zum Kochen brachte.
Ich schaltete mein Hirn aus und verließ mich nur noch auf meine Instinkte.
Ich spuckte das Blut, das sich in meinem Mund gesammelt hatte, aus und hob meine Hand gemächlich zu meinen Lippen und strich mit meinem Handrücken darüber, um die Reste  aus meinem Gesicht zu wischen.
"Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja genau, es war Zeit für deinen Untergang", verkündete ich unheilvoll, ehe ich auf ihn zuschritt und ihn am Kragen packte.

Als er am Boden lag, keinen Muskel mehr rühren konnte, ohne vor Schmerzen aufzubrüllen, und nicht mehr als ein blutiges Stück Fleisch darstellte, drehte ich mich von ihm weg und griff nach meinem Schläger.
"Sollte ich dich noch einmal in der Nähe meiner Leute sehen, wirst du dir wünschen, niemals geboren worden zu sein", warnte ich ihn über die Schulter hinweg und schritt träge auf den Ausgang zu.
Jetzt, wo die kleine Auseinandersetzung ihr Ende gefunden hatte, kehrten die Gedanken an sie wieder zurück.
Scheiße, fluchte in innerlich und schleifte den Baseballschläger hinter mir her. Das Geräusch, das das Metall auf dem steinernen Boden auslöste, beruhigte mich eigentlich immer, doch nun war dem nicht so.
Ich fühlte mich so gereizt, wie nie zuvor und stöhnte verzweifelt auf.
Meine andere Hand wanderte in mein Haar und strich unruhig hindurch und beinahe augenblicklich musste ich an ihre kleinen Hände denken, die mich liebevoll gestreichelt hatten.
"Verdammt seist du (d/N)! Was stellst du nur mit mir an?", hauchte ich leise in die stille Nacht hinein und schaute hinauf in das von Sternen bespickte Firmament.

© cremo

Min Yoongi X Reader (gang au)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt