(D/N) wurde den ganzen restlichen Tag von einem schlechten Gewissen geplagt, denn Yoongi war danach nicht mehr zum Unterricht erschienen und blieb verschollen.
Nari hatte mehrmals wissen wollen, was denn mit ihr los sei, doch sie hatte die Frage nicht beantworten können. Sie wusste es nicht.
Das Einzige, was sie wusste, war, dass sie sich bei ihm entschuldigen musste, um wieder mit sich selbst im Reinen zu sein.
Aus diesem Grund verabschiedete sie sich auch von einer perplexen Nari, als die letzte Stunde vorüber war, und machte es sich zur Mission, ihn zu finden.
Sie durchsuchte das gesamte Schulgebäude, die Turnhallen, den Pausenhof und sogar den gesamten Block um das Schulgelände herum, doch vergebens, er blieb unauffindbar.
Geknickt und traurig trottete sie zurück zu ihrem Klassenzimmer, um ihre Tasche zu holen und sich auf den Weg nach Hause zu machen. Als sie sich ihren Rucksack umhängte, kam ihr eine Idee und sie sprintete los.Sie stemmte sich gegen die schwere, metallene Tür und sofort kam ihr ein starker Windzug entgegen, der ihre Haare aufwirbelte.
Das Dach.
Der einzige Ort, an dem sie ihn noch nicht gesucht hatte und tatsächlich, sie wurde fündig.
Dort lag er, mit dem Kopf auf seinen Händen gebettet, auf dem Rücken und hatte das eine Bein angewinkelt.
Langsam ließ sie ihre Tasche zu Boden gleiten und tapste leise auf ihn zu.
Er schlief, stellte sie fest, als sie neben ihm stand.
Vorsichtig beugte sich (d/N) nach unten und setzte sich neben ihn.
Er erschien so ruhig und friedlich, während er schlief, so kindlich und jung. Nicht so traurig und genarbt, wie sie fand.
Seine Züge waren geglättet und nicht so verzerrt wie normalerweise. Er wirkte fast verletzlich und sie hatte plötzlich das starke Bedürfnis, ihn zu beschützen, obwohl er, wie er selbst gesagt hatte, auf sich acht geben konnte; doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass er unter dieser harten Schale ein gebrochenes Ich versteckte.
Er war nicht durch und durch böse, sonst hätte er sie schon einige dutzende Male krankenhausreif geprügelt, doch das hatte er nicht, obwohl sie ihn regelrecht provoziert hatte.
Er war eigentlich in Ordnung, wenn man von seinem großspurigen Gehabe absah, das manchmal aber wirklich attraktiv wirkte, wie sie zugeben musste.
Sie schaute wieder zu ihm herab und lächelte sanft.
So gesehen war er tatsächlich nur ein missverstandener Junge, der sich nach Nähe sehnte, und sie hatte ihn mit ihren grausamen Worten abgewiesen. Sie fühlte sich noch viel schlechter als zuvor. Sie hatte mit diesen Worten mehr zugerichtet, als sie anfangs vermutet hatte.
"Ein missverstandener Junge, der versucht, in dieser grausamen Welt zu überleben", wisperte (d/N) in den aufgekommenen Wind hinein und streckte unbewusst die Hand nach ihm aus. Behutsam strich sie ihm eine Strähne aus der Stirn und streichelte liebevoll sein pechschwarzes Haar. Es war -entgegen ihrer Erwartung- weich und geschmeidig und ihr Lächeln festigte sich. Sie vergrub ihre Fingerspitzen darin und massierte seinen Kopf. Dann ließ sie die einzelnen Haare nach und nach durch ihre Finger gleiten und strich sie zurück. Es war so beruhigend seine Haare zu verwüsten und sie musste sich dazu zwingen aufzuhören. Sie stemmte ihre Hand neben seinem Ohr auf den Boden und lehnte sich langsam nach vorne.
"Wenn du das tust, kann ich für nichts mehr garantieren, meine Süße", raunte er ihr leise zu.
Seine Stimme war tief, tiefer als sonst, da er geschlafen hatte.
Seine halbgeöffneten Augen waren schlafverhangen und etwas orientierungslos.
Und sein Haar war wegen ihr noch chaotischer als sonst.
Er war, um es in einem Wort zusammenzufassen, total verschlafen, doch gerade das hatte eine gewaltige Auswirkung auf (d/N). Ihr Atem stockte und sie fühlte sich ein wenig benebelt.
Wieso sah er so gut aus, fragte sie sich.
Langsam holte er seine rechte Hand unter seinem Hinterkopf hervor und legte sie auf ihre Wange.
Eine Gänsehaut nach der nächsten breitete sich auf ihrer Haut aus und sie spürte, wie sich die Härchen in ihrem Nacken aufstellten.
Seine Lippen waren leicht geöffnet und unwiderstehlicher als sonst, wie sie fand.
"Es tut mir leid Yoongi", flüsterte sie gedämpft und konnte den Blick nicht mehr von ihm abwenden.
Noch nie hatte sie sich so zu jemandem hingezogen gefühlt.
Ihr Herz pochte laut in ihren Ohren und sie kaute auf ihrer Unterlippe, eine Angewohnheit, der sie nachging, wenn sie nervös war.
Sein Daumen strich kaum merklich über ihren Mundwinkel und er lächelte leicht.
Es bedurfte keiner Worte, sie verstand ihn auch so.
Er hatte ihr verziehen.
Sie entließ ihre malträtierte Lippe, um zu lächeln, und er nutze die Gelegenheit, um von ihrem Mundwinkel abzulassen. Vorsichtig, als würde sie sonst zerbrechen, fuhr er nun stattdessen die Form ihrer Lippen nach.
Während seiner Liebkosung, löste er seine Augen keine Sekunde lang von ihren und glitt sanft zu ihrem Hals.
Seine Hand war zwar groß und rau, doch seine Berührungen waren so delikat und behutsam, dass sie sich zu ihm lehnte.
Zaghaft und mehr als zögerlich fuhr er die Form ihrer Venen nach und verweilte im Anschluss daran an ihrem Kehlkopf.
Sie seufzte leicht auf und ihre Lider flatterten.
Nun strich er über ihre Schlüsselbeine und glitt von ihrer Schulter zu ihrem Nacken.
Dann zog er sie sorgsam, aber dennoch bestimmt näher und lehnte seine Stirn gegen ihre.
Er atmete ihren Duft tief ein und schloss genießerisch die Augen.
Um nicht aus der Balance zu geraten und umzukippen, versuchte sie sich auf dem Boden abzustützen, doch anstellte des kalten Steins landete ihre Hand auf seiner muskulösen Brust und sie nahm wahr, wie er unter ihrer Hand zusammenzuckte. Sie versuchte, sich von ihm zu lösen, doch die nächsten Worte, die er ihr zuhauchte, brachten sie ins Stocken: "Bitte bleib' bei mir, nur noch für einen Moment. Es tut so gut. Bitte."
Er hatte sie gebeten und das zweimal; wer also war sie, dass sie ihm diesen kleinen Wunsch ausschlug? Sie wollte es doch auch und diese Bitte bekräftigte sie nur in ihren Annahmen, dass er sich nach Liebe sehnte.
Bedächtig und um ihn zu beruhigen, tätschelte sie kurz seine Brust und schloss danach ebenfalls ihre Augen.
So entspannten beide in der Präsenz des jeweils anderen und waren in der Lage, für einen kurzen Augenblick alles Schlechte um sich herum zu vergessen und einfach durchzuatmen.
Auf dem Dach der Schule, wo der Wind tobte und die Sonne direkt auf die freie Fläche nieder schien, saßen die beiden und schlossen die gesamte Welt für einen Moment aus.
Sie verstanden einander ohne Worte und die Zweisamkeit brachte ihnen Beruhigung und Erholung ein.© cremo

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Min Yoongi X Reader (gang au)
FanfictionMin Yoongi X Reader (gang au) Author's note: Hallo mein lieber Leser:), ich freue mich, dass du hierher gefunden hast und wünsche dir ganz viel Spaß beim Lesen. ^~^ Das ist meine erste veröffentlichte Geschichte, weil meine Freundin mich dazu gezwun...