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Sie erstarrte. Vermochte sich nicht mehr zu bewegen, obwohl es noch nicht einmal sie war, gegen die sich seine Wut richtete. Sie war wie gelähmt und konnte keinen Muskel mehr rühren.
Selbst bei ihrer ersten Begegnung, hatte sie ihn nicht so gesehen. So kallös, so gewissenlos und eiskalt.
Die Blutlust, die in pulsierenden Kreisen von ihm ging, nahm jeden ein und setzte jeden außer Gefecht.
Auch wenn sie nichts außer seinem breiten Rücken erblicken konnte, ängstigte sie selbst dieser Anblick.
Angst.
Genau das war es, was sie momentan verspürte.
Sie fürchtete sich vor ihm. Seine Kraft war imposant und einschüchternd.
Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte.
Wie sie mit ihm umgehen sollte.
Natürlich war er schroff und gemein, doch so hart und geradezu bösartig hatte sie ihn noch nie gesehen.
Sie hätte niemals erwartet, dass er ihr erstes Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte, jemals übertrumpfen würde, doch das sprengte wahrlich den Rahmen.
Nie hätte sie so etwas erwartet.
Das war nicht der Yoongi, den sie kannte.
Das war nicht ihr Yoongi.
Und genau das war es, was sie so ängstigte, wie sie nun feststellte.
Es war nicht seine Herzlosigkeit oder Bedrohlichkeit. Klar verursachte auch dies ein mulmiges Gefühl in ihrer Magengegend, doch der wahre Schauer wurde ihr durch etwas anderes beschert, nämlich dadurch, dass er so anders war.
Er war so anders als sonst.
Als normalerweise.
Als sein wahres Ich.
Seine sonstige Persönlichkeit war zwar barsch, ironisch und trocken, doch er hatte auch Zeitpunkte, zu denen er aufmerksam, nett und irgendwie verletzlich war.
Er war ... einfach menschlich.
Sie fürchtete sich davor, dass er sich selbst verlor.
Das er zu dem wurde, was er in diesem Moment war.
Ein gewissenloses Monster, das vor nichts Halt machte und die Werte des eigentlichen Yoongis mit Füßen trat.
Dem jeder und alles egal war und der nur wusste, wie er anderen Schmerz und Leid zufügen konnte.

"Dass jemand wie du mir Kopfzerbrechen bereitet und so auf meiner Nase herumtanzt. Dass jemand wie du meinem Bruder weh getan und auch noch ihr aufgelauert hat.
Dass ich mich von jemandem wie dir so kontrollieren lasse.
Was bist du schon, du kleine Made?!", knurrte er.
Er war nicht sauer.
Oh nein, es war viel schlimmer als das.
Er war völlig wutentbrannt.
Und das sah man ihm auch an.
Sein Blick war beinahe tödlich und eine schwarze Aura, die einem eine Gänsehaut auf die Haut trieb, umgab ihn.
Ein furchteinflößendes Bild.
Langsam bewegte er sich auf seinen Gegenüber zu.
"Scheinbar war dir die Tracht Prügel vom letzten Male nicht genug. Das lässt sich ändern. Ich werde dich vernichten", versprach er ihm und sein Mund war zu einem fürchterlichen Grinsen verzogen.
Jetzt war der andere geängstigt.
Er hob abwehrend die Hände und wich nach hinten aus.
"Ich ... das ... hey ganz ruhig", versuchte er Yoongi zu besänftigen.
Dieser schnaubte auf, doch seine Schritte verlangsamten sich nicht.
Sein Lächeln war beinahe sanft und in seinen Augen funkelte gespieltes Mitgefühl. Fast so, als täte es ihm leid, dass er ihn zerstörte. Trotzdem machte er keine Anstalten aufzuhören; doch dieser von Seelenruhe eingenommene Ausdruck, beunruhigte den Fremden nur noch mehr.
So hatte er Yoongi noch nie gesehen.
Ja natürlich war sein wutentbranntes Gesicht schauerlich, doch nun, wo er an einem Punkt angelangt war, wo er so ungehalten war, dass er die Ruhe selbst war, das machte ihm einfach nur Angst.
Er wusste genau, was er tat, und er bereute es nicht, sondern fand sogar Gefallen daran.
"Es ... es ...es tut mir leid", brachte er zittrig hervor und blanke Panik nahm ihn ein.
Er schaute sich von panischem Schrecken gepackt um und suchte nach einer Fluchtroute.
Diesem Yoongi wollte und konnte er nicht gegenüberstehen. Er hatte ihm nichts entgegenzusetzen. Zumal er keine Waffen mit sich gebracht hatte, da er eigentlich erwartet hatte, dass auch Yoongi unbewaffnet war. Doch er hatte wie aus dem Nichts einen Schlagring hervorgezaubert, der jetzt in seiner rechten Hand ruhte und sich um seine Knöchel schmiegte und im Licht der Sonne verhängnisvoll aufblitzte.
Er wollte nicht wissen und sich auch nicht ausmalen müssen, wie er aussehen würde, nachdem Yoongi seine Krallen an ihm gewetzt hatte. Vor allem dann nicht, wenn er so berechnend und stoisch war.
Nun verstand er, woher er seinen Namen hatte.
Wieso er so genannt wurde.
Der König der Dunkelheit.
Ein passender Ausdruck, wie er nun fand.
Er schämte sich sogar selbst dafür, sich ihm entgegengestellt zu haben. Schallte sich selbst einen Idioten. Hatte er tatsächlich gedacht, er hätte auch nur den Hauch einer Chance gegen so eine Person?
Er war wahrhaftig nichts im Vergleich zu ihm.

"Wenn es mit einer einfachen Entschuldigung getan wäre, dann bräuchten wir keine Hölle."

© cremo

Min Yoongi X Reader (gang au)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt