Kapitel 2

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      Ich fuhr vier Stunden mit dem Auto, bevor ich in meiner neuen Wohnung ankam. Von aussen sah es schlicht und ergreifend aus nach einer normalen Studentenwohnung. Also ein großes Mehrfamilienhaus. Meine Wohnung war im obersten Stock, das hiess: jeden Tag fünf Stockwerke hoch und runter. Mehrmals. Na super.

      Ich stapfte die Treppen hoch und es schien mir unendlich lang zu dauern. Dann, endlich, erreichte ich den letzten Stock und sah, dass dort nur eine Tür war. Den engen Gang hinten rechts. Ich ging in diese Richtung und wurde bereits von einem Mitglied der Sekte erwartet. Er gab mir die Papiere, den Haustürschlüssel und Unterlagen - teils zum Ausfüllen, teils einfach nur zum Durchlesen. Ich schleppte also meine riesige Reisetasche plus einen riesigen Stapel Papiere durch den Gang nach hinten, trat in meine Wohnung ein und erschrak. Es war ein riesiger Raum, mit einem riesigen Sofa und Flatscreen und der neuesten Spielekonsole. Natürlich auch Musikboxen. Und eine perfekte Küche gab es auch noch. Ich liebte diese Wohnung vom Anfang an. In meinem Schlafzimmer waren meine alten Möbel und meine gewöhnlichen Sachen aufgebaut. Also ein auf alten Latten gebautes, großes Doppelbett mit meinen Kuscheltieren, ein Schminktisch mit meinen ganzen Accessoires und alles zur Gestaltung des äußeren Erscheinungsbildes, ein großer Schrank für meine Klamotten und ein Schreibtisch unter dem Fenster.
      Ich sah danach meine Unterlagen durch. Special Agent Storm Lightwood stand auf meinem Ausweis der Sekte. Ich musste lächeln. Es gefiel mir. Sehr sogar. Meine Spezialausbildung habe ich hinter mir, nun muss ich es auch anwenden können. Und natürlich trage ich da auch diesen Titel. Ohh, wie habe ich mich darauf gefreut.

      Als der Mann mir alles erklärt hatte, also wie ich die Geräte in meiner Hightechwohnung zu bedienen hatte, ging er auch wieder. Ich solle eine spezielle Nummer anrufen wenn ein Notfall sein sollte, was er aber nicht glaubte, dass es vorkommen würde. Das was er mir erklärte, konnte ich mir auch selbst denken, also weiss ich nicht, warum die ihn hierher geschickt haben.
      Nachdem die Tür ins Schloss fiel, liess ich mich erschöpft auf meine neue Couch fallen. Sie war verdammt bequem, das musste ich zugeben. Zu bequem. Ich wusste, dass nichts zustande kommen würde, wenn ich liegen bleiben würde, deshalb musste ich sofort wieder aufstehen und die Unterlagen durchlesen. Wenn nötig, füllte ich sie gleich aus und schickte alles zur Sekte zurück. Das dauerte komplette zwei Stunden, doch ich war sehr froh, als ich damit fertig war.

      Den Rest des Tages verbrachte ich auf der Couch vor dem Fernseher. Ich schaute irgendwelche Serien und Filme über Netflix. Und ich war an dem Punkt angelangt, wo ich sagen konnte: ich liebe meinen Job. Ich konnte alles mit meinem Fernseher machen, hatte eine Eismaschine und Kaffeemaschine in der Küche, eine Cocktailbar und alles was man sich wünschen konnte! Mit meinem Ausweis konnte ich sogar ohne etwas zu bezahlen in die Schwimmhalle gehen, da ich es für mein Training brauchte. Ein Boxsack war in meinem eigentlichen Ankleidezimmer angebracht, da ich aber meinen Kleiderschrank im Schlafzimmer stehen hatte, fungierte das jetzt als Trainingszimmer. Alles eingerichtet wie bei einem Leistungssportler.
      Am Abend musste ich meinen Rucksack fertig machen und ging duschen. Schliesslich fiel ich in mein Bett und schlief ein. Doch das währte nicht lange.

×~×~×

Ich lag auf dem kühlen Waldboden einer Lichtung. Ich hörte die Stimmen. Sie kamen von überall. Ich war zwar mega erschöpft, doch ich musste hier irgendwie rauskommen. Sonst würde ich sterben. Ohne Zweifel. Also zwang ich mich aufzustehen. Ich rannte weiter, immer weiter rein ins Labyrinth. Die Stimmen kamen immer näher. Ich hörte ihr Röcheln, ihre kurzen Worte. Ihre Stimmen drangen an mein Ohr und ich verstand endlich was sie sagten.
Storm! Komm zu uns! Wir sind hier! Lauf nicht weg!
Es wurde immer verrückter. Ich sprang über Löcher im Boden, aus denen kahle Hände nach meinen Beinen schnappten. Und dort war sie endlich, die Tür. Am Ende des Ganges. Doch umso näher ich meiner Erlösung kam, umso lauter wurden auch die Stimmen. Sie sagten zwar immer das Gleiche, aber sie wurden immer lauter und wütender. Die Stimmen waren nicht von irgendwelchen Personen, sie kamen mir wirklich bekannt vor. Ich rüttelte an der Tür, doch sie war verschlossen. Ich schlug so fest ich konnte dagegen, doch sie bewegte sich kein Stück. Ich warf mich letztendlich dreimal dagegen, weil die Stimmen in meinem Kopf so unerträglich laut waren. Das Holz zerbarstete und ich war wieder da. In der Höhle. In meinem "Zuhause".

×~×~×

      Ich wachte schweißgebadet auf und mein Puls raste. Ich hatte tatsächlich von der ersten Prüfung geträumt.

Orientierungssinn anpassen.

Mit Ablenkung der Stimmen im Kopf. Es war zwar eine Halluzinationen, was sie hervorgerufen hatten, doch es fühlte sich so...verdammt echt an.
Erschöpft ließ ich mich in mein Bett zurückfallen und schlief letztendlich wieder ein. Diesmal ohne Unterbrechung.

[ABGESCHLOSSEN] Fight, Love, Apocalypse. ~Taddl FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt