Kapitel 22

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Endlich Freitag!, schrien meine Gedanken, als mein immer noch nervtötender Wecker erklang. Einfach dieses permanente Klingeln, das nicht aufhören wollte. Ich hasste diese Art von Wecker. Und die Menschen, die dann noch gut gelaunt aufstehen konnten, hasste ich genauso. Auf jeden Fall zu dieser Tageszeit.
Ich zwang mich dann doch aufzustehen, und mich erwartete wieder ein wach aussehender Jeremy in der Küche. Ich musste ihm irgendwie meinen Dank zeigen ,aber wie? Das musste ich mir wirklich noch überlegen.
Diesmal war der Tisch schon gedeckt und mein Trainer saß wartend und geduldig vor seinem Teller. Jeremy deutete auf den Platz ihm gegenüber und ich setzte mich zu ihm. Wir aßen gemeinsam und dann ging wieder mal der normale, alltägliche Ablauf los. Ab ins Badezimmer, umziehen, schminken, Haare machen, Tasche und Brote schnappen, Hawk einen Wangenkuss geben, zum Auto gehen, in die Uni fahren. Der Verkehr war wie immer ziemlich dicht. Genau wie Nachmittag. Ich wurde - wie immer - von meiner Clique erwartet und wir gingen in unseren Unterrichtsraum.

Als die Klingel den Schultag beendete und endlich Wochenende war, stürmten alle Studenten aus ihren Zimmern und hetzten aus der Schule. Ich lief zu meinem Auto und verabschiedete mich von allen. Dann wartete ich, bis sie außer Sichtweite waren, und fuhr los. Mir fiel sofort der wenige Verkehr auf, ich hatte fast alle Straßen frei. Und das war sehr komisch in Köln,vorallem zu dieser Uhrzeit. So kurz nach dem Mittag sind eigentlich die meisten Staus und es ist irgendwie immer mega viel los auf den Straßen. Aber heut komischerweise nicht. Ich dachte mir dabei jedoch nichts schlimmes und fuhr meinen Weg weiter bis nach Hause.
Ich fuhr in die Garage und dort erwartete mich schon - zu meiner Überraschung - Jeremy. Ich stieg erstaunt aus meinem Wagen aus und schaute ihn verwirrt an. Er wollte mir beim Tragen meiner Sachen helfen - es war nur ein Rucksack, deshalb wusste ich dass irgendetwas passiert war.
Also gingen wir mit schweren Schritten in meine Wohnung in den letzten Stock. Der Fernseher lief noch, und zu sehen war wieder die Idylle meiner Heimatstadt Worcester. Doch diesmal war etwas anders: die Schlagzeile in den Nachrichten hiess "famous psychologists murdered in their hometown". Und dort zu sehen war mein Elternhaus. Mit Garten und meinem damaligen Baumhaus. Meine Eltern waren zu meinem Entsetzen auch zwei berühmte Psychologen und ich setzte mich auf die Couch, da ich drohte umzukippen. Ich hing dem Reporter an den Lippen und hörte ihm genau zu.

Heute früh haben sie meine Mutter im Vorgarten gefunden, mit Blut verschmiert, mit einer Bisswunde. Die Polizei ist dann in das Haus gegangen und sie fanden meinen Vater in genau dem gleichen Zustand auf. Sie hatten zusätzlich mehrere Knochen gebrochen und das Haus war vollkommen verwüstet. Ich konnte es garnicht glauben und schaute zu meinem Trainer, der mich nur mitleidig anschaute und mich in den Arm nahm, als mir die Tränen langsam über die Wangen rollten.
So schnell sie kamen, so schnell gingen sie auch wieder. Ich musste einfach da raus, also riss ich mich los und rannte die Feuerwehrtreppe hoch auf unser Dach. Der Blick auf Köln war so wunderschön, dass ich fast vergaß, warum ich hier oben war und mich so leer fühlte. Natürlich kam Jeremy mir nach; ich glaube, er hatte Angst, dass ich mir etwas antun würde. Aber ich setze mich nur auf das Dach und ließ meine Beine baumeln. Nebenbei ließ ich Musik auf meinem Handy laufen und schaute in den Himmel über mich. Vielleicht konnten sie mich gerade sehen, und beobachteten mich, wie ich gerade leise das Lieblingslied meiner Mutter sang. "Rockabye" von CleanBandit und Sean Paul. Es war sehr schön, ich hatte diesen Song schon immer gemocht. Jetzt erinnert er mich an die gemeinsame Zeit mit meinen Eltern. Durch ein Klingeln wurde jedoch meine Ruhe zerstört, da mein Smartphone diese Töne von sich gab und es direkt neben meinem Ohr lag.

Ich telefonierte noch ganze zwei Stunden lang auf dem Dach, mit verschiedensten Personen. Tanten und Cousins aus Südengland riefen mich an und selbst mein alter Schulfreund wollte wissen, wie es mir geht. Doch ich fragte mich, was mein Bruder jetzt machte. Er war seit zwei Jahren fast ohne Pause in irgendwelchen Ländern, um sich über sie zu informieren. Also, über Kultur, Sprachen und sowas. Er war natürlich auch in der Sekte als Kämpfer, aber er musste keine Prüfungen wie ich absolvieren. Er brauchte einfach mal eine Pause von alldem. Aber ich hab seit eben diesen zwei Jahren nichts mehr von ihm gehört. Und ihn seit fünf Jahren nicht mehr gesehen. Wie geht's ihm? Wusste er schon von der Sache mit unseren Eltern Bescheid? Wo war er grade? Hatte er sich sehr verändert?
Leider konnte ich nicht weiter über diese Fragen nachdenken, weil Jeremy zu mir hochkam und mich reinholen wollte. Schliesslich hatte es angefangen zu regnen und es war schon dunkel. Hatte ich garnicht mitbekommen.

Ich wollte nicht in meine Wohnung, ich fühlte mich draussen einfach wohler. In der Wohnung war einfach ein bedrückendes Gefühl. Ich meine, ich hatte die letzten fünf Jahre in der Natur verbracht, da konnte ich nichts anderes fühlen. Also trug mich Jeremy einfach in meine Wohnung.
Nun lag ich durchnässt auf meinem Sofa und wusste nicht was ich tun sollte. Lili anrufen? Ging nicht ran. Max' Handy? Ging die Mailbox ran. Böser Krani. Moritz und Jonas? Hatten heut Abend eine Trainingseinheit. Super. Da blieb nurnoch Alex. Gerade als ich es versuchen wollte, kam Mine plötzlich in meine Wohnung gestürmt.

"Los Stormy, umziehen! Es ist etwas schreckliches passiert, wir müssen Lil und die anderen abholen bevor sie es mitbekommen!"

[ABGESCHLOSSEN] Fight, Love, Apocalypse. ~Taddl FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt