Kapitel 25

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Ich trat auf die Bühne und konnte garnicht glauben, was ich dort sah. Beziehungsweise wen ich dort sah. Es waren drei junge Männer.

Braunhaarig, türkisfarbig aber ziemlich ausgewaschen und mit braunem Ansatz und einer mit rosa Haaren. Sie schauten stur geradeaus auf die Bühne und ich schaute angespannt zu Hawk. Er schaute mich verwirrt an und ich schaute verzweifelt zurück. Wie sollte ich denn mit DENEN im Team sein, ohne Emotionen zu zeigen?! Innerlich könnte ich mir die Kugel geben, so sehr ärgerte es mich. Also schaute auch ich stur geradeaus und lauschte, was der Oberste zu sagen hatte. Hawk ziehte mit unserem Handzeichen meine Aufmerksamkeit auf sich und schaute mich arrogant an. Ich wusste ganz genau, was er damit meinte. Ich sollte die ganze Zeit meine Emotionen ausschalten und die eiskalte arrogante Prinzessin spielen, die ich doch war. Doch ich bezweifelte, dass ich das solange durchhalten würde. Vorallem bei Alex. Aber ich musste es versuchen.

"Ihr habt es geschafft. Ihr seid die Besten der Besten. Ihr werdet die Großstädte übernehmen. Den Rest schaffen die Kleineren schon allein. Ihr werdet überall Verstärkung in der Nähe haben, falls irgendwas schief geht. Ich wünsche euch viel Erfolg, ich hoffe ihr seid alle mit unserer Entscheidung zufrieden. Gutes Gelingen. Alexander Hazy. Thaddeus Tjarks. Ardian Bora. Storm Lightwood."

Er nickte uns abwechselnd zu und erst in diesem Moment schnallten die Jungs wohl, was er gerade gesagt hatte. Sie schauten zu ihren Partnern und ich spürte ihre Blicke von der Seite. Doch ich schaute gelassen zu Hawk und er nickte mir mit einem Lächeln auf den Lippen zu. "Gut gemacht"- sollte dieser Blick heißen.

Schliesslich gingen wir alle auf unsere Zimmer und legten uns schlafen, um am nächsten Tag fit zu sein. Doch ich konnte wie immer nicht wirklich schlafen. Nicht wegen den Alpträumen, ich hatte schon ewig keine mehr. Der Alptraum vom ersten Teil der fünften Prüfung war der letzte Alptraum dieser Art. Ich konnte nicht schlafen, weil ich einfach nicht einschlafen konnte. Irgendetwas belastete mich, aber ich wusste nicht was. Wahrscheinlich hatte der Tod von meinen Eltern und Lili doch bleibende Schäden angerichtet. Aber Jasmine hat mir gezeigt, was ich gegen schlaflose Nächte tun kann.
Also steckte ich mir Kopfhörer in die Ohren und machte Musik an, trank eine Tasse warme Milch mit Honig und legte mir ein erwärmtes Kirschkernsäckchen auf meinen Bauch, es war ausserdem auch eine alte Regel meiner Großmutter. Im Endeffekt half es mir wirklich, mich zu beruhigen und ich schlief entspannt ein.

×~×~×

Nicht der Wecker riss mich aus meinen Träumen - wir hatten übrigens einen neuen Wecker und seit dem ersten Tag wünschte ich mir meinen alten zurück, der immernoch in meinem Schlafzimmer lag, zurück -, sondern Jeremy. Er rüttelte an mir und als ich die Augen aufriss und mich anschaute merkte ich, dass alle schon weg waren. Ich wollte mich wenigstens von allen verabschieden, aber Hawk sagte, dass sie alle draussen auf dem Ankunftsplateau warteten. Also schlüpfte ich so schnell es ging in meinen Kampfanzug und überreichte meinem Trainer meinen Koffer, in dem alle Klamotten von mir verstaut waren. Wir liefen im Marschschritt zu den Hubschraubern und ich sah endlich, wo wir waren. Ich kannte dieses Gebiet, aber für mich war das hier immer Armeegelände gewesen.

Jeremy schmiss meinen Koffer in den Hubschrauber und er flog los, zu unserem nächsten Stop nach Frankfurt. Ich hatte meine Kampfkleidung angezogen und meine Haare zu einem hohen Zopf gebunden, damit sie später nicht stören würden. In nicht allzu weiter Entfernung standen Max, Moritz und Jonas zusammen mit Alex versammelt und ich rannte auf sie zu. Moritz kam auch schnell auf mich zugelaufen und wirbelte mich um unsere Achse, als ich in seinen Armen landete. "Ich werde dich so vermissen, Kleines. Pass bitte gut auf dich auf, ich will nicht auf noch eine Beerdigung." Ich sah wie er versuchte, seine Tränen zu unterdrücken. Ich umarmte ihn noch einmal fest, da ich befürchtete, dass die Tränen rausfließen würden wie ein Sturzbach, wenn ich jetzt ein Wort sagen wöllte. Als nächstes war Max dran. Er hatte den gleichen traurigen Gesichtsausdruck wie seine Schwester, wenn sie traurig war. Alle meine Freunde bekamen eine feste Umarmung und ein paar aufmunternde Worte von mir, bevor sie zu ihren Stützpunkten flogen.

Ich kehrte zu meinem Trainer zurück, da wir uns alle bei ihm treffen würden und die anderen von meinem Team sich noch von ihren ehemaligen Teammates verabschieden waren. Ich nutzte die Zeit und checkte ob ich alle Waffen an meinem Anzug befestigt hatte: Pfeile auf dem Rücken, Bogen zusammengefaltet in einer Nebentasche an meiner Hüfte, zwei Schwerter auf der anderen Seite meiner Hüfte in getarnter Stiftform; ich hatte alles. Ich setzte mich nun auf den Boden, meditierte und hoffte, dass sie endlich mal fertig wurden. Dabei hielt ich die Halskette meiner besten Freundin in meiner Hand. Ich hatte sie selbst umgemacht, somit war Lili bei allen Abenteuern dabei.

Als dann dreißig Minuten später endlich alle Hubschrauber abgeflogen waren, nahm ich Schritte in meiner Nähe wahr. Im Endeffekt konnten es nur die Personen meiner Gruppe sein, weil es keine anderen Leute hier im Umkreis gab. Selbst Jeremy war mit den anderen Trainern losgeflogen, um bei den einzelnen Lagern nachzuschauen, ob alles in Ordnung war. Als ein Schatten auf mich fiel - es war ein aussergewöhnlich schöner Tag ohne Wolken und mit viel Sonnenschein -, öffnete ich die Augen und schaute in das Gesicht von Thaddeus Tjarks. Meinem neuen Teampartner. "Ich hätte genauso gut ein Zombie sein können, dann wärst du jetzt tot." Er schaute mich grinsend an und ich gab einfach emotionslos zurück: "Glaub mir, ich bin fortgeschritten genug um den Gestank, das Gehumpel und das Röcheln eines Zombies von dem Blutgeruch, dem versucht anmutigen Gehen und dem schneller werdenden Atem von jemandem wie dir zu unterscheiden, auch wenn ich kein purer Werwolf bin wie du. Und Alex. Und dass Ardian ein Hexer ist, habe ich auch schon gemerkt, also brauch er garnicht versuchen mit meinen Gedanken zu spielen." Ich schaute in Boras Richtung und er stoppte seine Sprüche. Natürlich sprang er auf uns zu und blieb genau neben mir stehen.
Ich schaute ihn grinsend an und erwähnte: "Glaub mir, man kann einen Racheengel nicht so leicht beeinflussen wie Vampire."

Einige Zeit später gesellte sich auch Alex endlich zu uns und schaute, nein starrte mich regelrecht an. Ich konnte nicht anders als ihn fest in meine Arme zu schliessen und er erwiderte die Geste. "Es tut mir so leid, was mit deinen Eltern und Lili passiert ist..es tut mir leid, dass ich nicht da war." Ich schüttelte den Kopf. "Es war nicht deine Schuld. Schließlich muss ich damit zurechtkommen. Das Einzige, was ich möchte, ist Rache. Für meine Eltern. Und für meine beste Freundin!"

Mit diesen Worten durchquerte ich das Tor der Abgrenzung des Sperrgebietes und meine Teammates folgten mir entschlossen.
Auf in die Schlacht!

[ABGESCHLOSSEN] Fight, Love, Apocalypse. ~Taddl FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt