Kapitel 8

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      So schnell wie ich eingeschlafen war, erwachte ich auch wieder. Ich hatte tatsächlich von der ersten Begegnung mit Taddl geträumt. Jedoch haben die Obersten der Sekte mir durch einen Spruch jegliche Gedanken an ihn blockiert, schon vor Jahren. Sonst hätte ich das Training nicht absolvieren können. Doch wie es aussah, liess die Blockade langsam nach. Ich erinnerte mich an die Worte des Mannes und rief die spezielle Nummer an.
      Eine Verbindungsperson stellte sicher, dass man auch nicht ein normaler Mensch war, der sich einfach nur verwählt hatte und stellte mich dann schliesslich zu meinem Vorgesetzten durch. Ich erklärte ihm alles, da er sehr besorgt klang. "Okay, ich sag Miss Bishop Bescheid. Sie erwartet dich dann morgen nach der Schule vor deiner Wohnung. Bitte versuch jetzt zu schlafen, ich will doch nur dass es meiner Kleinen gut geht. Falls es nicht klappt, in dem Fach unter deinem Bett sind Beruhigungstabletten und Blocker drin, nur für den Notfall. Schlaf schön, Stormy." Seine Sorge rührte mich immer wieder. "Danke, Danny. Du auch. Ich melde mich morgen nochmal bei dir." Und mit diesen Worten legten wir auf.
      Mister Daniel Raven, oder auch nur Danny von mir genannt, war der allerbeste Vorgesetzt, den man je haben konnte. Er war zwar fünf Jahre älter als ich, doch genau deswegen ist er für mich wie ein großer Bruder. Er kümmert sich durchgängig um mich, da unsere Eltern sehr gut befreundet waren und war auch der Einzige, der mich bei der Sache mit Taddl verstehen konnte. Ich hatte mich danach bei ihm ausgeheult und folglich war er auch der Einzige, der gegen meine Versetzung als Geheimprojekt gestimmt hatte damals vor fünf Jahren. Doch gegen die Obersten - die mehrfach dafür gestimmt hatten - konnte selbst Danny nicht ankommen. Jedoch kam er mich regelmäßig besuchen, wenn er keine Termine hatte. Deshalb bin ich ihm auf ewig dankbar.

      Ich nahm letztendlich Beruhigungstabletten aus dem Fach und schmiss mir eine ein, worauf ich zufrieden und ohne Unterbrechung bis zum nächsten Morgen durchschlief

×~×~×

      Schliesslich kam der Mittwoch, und bis jetzt gefiel mir dieser Tag am Besten. Heute würde ich endlich Moritz, Jonas und - am wichtigsten - Alex wiedersehen!
Niemand, wirklich niemand ausser die drei selbst kann nachvollziehen, WIE SEHR ich mich auf diesen Moment gefreut hatte. Vorallem auf Alex freute ich mich, wir würden schliesslich auf der gleichen Uni studieren, in der gleichen Klasse!
      Als ich so über den folgenden Tag nachdachte, vergaß ich vollkommen die Zeit und schlang mein Müsli in mich hinein. Ich ging mich schnell umziehen und schminken, dann packte ich mir Geld ein und schnappte meine Tasche. Haustürschlüssel und Autoschlüssel flogen in meine Handtasche und schon ging es die Treppen runter. Als ich schliesslich in der Tiefgarage ankam, stieg ich hektisch in mein Auto und startete den Motor. Es ging auf die Straßen Kölns und ab in die Schule.

      Fünfzehn Minuten später kam ich auf dem Parkplatz an und es fiel mir sofort eine Gruppe von Jugendlichen auf. Sie bestand aus vier Jungen und einem - wild auf und ab hüpfenden - Mädchen, welche sehr wie Lili aussah. Auf dem Weg zur Uni erhielt ich von dieser eine Nachricht, doch ich checkte WhatsApp erst, als ich sicher auf meinem Parkplatz stand und der Motor keinen Ton mehr von sich gab.

Die Jungs sind gerade angekommen, mein Bruder ist auch da und stell dir vor: sie sehen noch heisser aus, als ich sie in Erinnerung hatte! Aber Alex sieht sehr..niedergeschlagen und fertig aus. Ich hab ihn gefragt, aber er gab mir als Antwort, dass er jemanden sehr vermisst und eigentlich mit ihr den Schritt gehen wollte. Mh, auf jeden Fall hab ich nur gesagt, dass ich noch auf meine Freundin warten möchte..aber sie wissen nicht, wen, also mach es spannend!

      Ich musste ein wenig schmunzeln, als ich ihre Nachricht las. Es war wieder typisch für sie, ellenlange Texte zu schreiben, doch das störte mich nicht. Sie brachte alle Informationen in einer Nachricht wahrheitsgemäß rüber, es ist besser, als wenn sie nur die Hälfte sagt oder irgendetwas dazudichtet. Aber dass ihr Bruder Maximilian - er war genauso alt wie ich, also ein Jahr älter als Lili - auch an unsere Uni gehen würde, war mir neu. Interessant, das zu wissen. Doch mich beschäftigten eher die Worte von Lili, dass Alex fertig aussieht.
      Ich schaute aus meinem Auto zu der Gruppe und er stach wirklich raus: er stand mit hängendem Kopf da und wirkte sehr traurig. Kennt ihr das, wenn ihr so Bock auf garnichts habt, vollkommen ausgelaugt seid und euch einfach alle in Ruhe lassen sollen? So einen Zustand strahlte Alex aus. Ich dachte über seine Antwort nach. Und dann fiel es mir ein. Er hatte mir das Versprechen gegeben, dass wir beide später zusammen studieren würden und dass uns nichts dazwischen kommen würde. Er macht sich also immer noch Vorwürfe, weil er mich allein gelassen hat und es nicht verhindern konnte mit dem "Umzug". Obwohl ich ihn eigentlich allein gelassen hatte.

      Ich konnte mir diesen Alexander nicht mehr angucken, ich liebte nur den fröhlichen, lustigen Alex über alles. Meinen "großen Bruder". Deshalb schnappte ich mir meine Tasche und stieg aus.
      Wie es aussah, erblickte Lili mich sofort, doch sie sagte keinen Mucks. Meine beste Freundin wartete ab, bis ich mein Auto gesichert hatte und fast bei ihnen angekommen war. Braves Mädchen.
 
 

  Ich lief also zielgerichtet auf die Gruppe zu und hörte, wie Lili etwas sagte. Daraufhin drehten sich die Jungen zu mir um. Ausser Alex. Aber wer könnte es ihm verübeln? Moritz und Jonas erkannten mich sofort, und ihre Münder blieben offen stehen. Max hatte es von Anfang an gewusst, weil seine Schwester ihren Mund nicht halten konnte wie ich sie kenne - er nickte anerkennend und sein Blick sagte "ich wusste es doch". Er hatte die selben braunen Augen wie seine Schwester und sie sahen sich wirklich ähnlich.
      Doch dann blieb nur noch Alex. Er hatte sich keinen Zentimeter bewegt - bis Jonas ihn anstupste und in meine Richtung zeigte, als ich fast bei ihnen war. Mein bester Freund drehte seinen Kopf erst leicht in meine Richtung, dann jedoch mehr und starrte mich an, als wäre ich ein Engel oder von den Toten auferstanden. Durch seine aufgerissenen Augen kam die braun-grüne Mischung erst richtig zur Geltung.

      Und dann bewegte er sich. Erst langsam, dann schneller. Er kam auf mich zu gelaufen und als sich unsere Wege trafen, drückte er mich unglaublich fest an sich. Ich erwiderte seine Umarmung so fest ich konnte und spürte, wie sich Tränen den Weg über mein Gesicht bahnten. Er wirbelte mich kurzerhand durch die Luft und ich hörte ihn lachen - oder schluchzen, es war eine Mischung.

"Du hast mir so sehr gefehlt, das kannst du dir garnicht vorstellen!"

Oh, doch. Das konnte ich. Sehr gut sogar.

[ABGESCHLOSSEN] Fight, Love, Apocalypse. ~Taddl FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt