Kapitel 30

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      "Ohne Witz, wenn diese Apokalypse nicht gewesen wäre, hätten wir eine Band gründen können", lachte Alex, nachdem das letzte Lied seiner Playlist zu Ende war. "Ich bin dran!" Schliesslich wollte ich auch mal meine Musik anmachen. Ausserdem war es MEINE Box. Ich riss sie Alex aus der Hand und verband mein eigenes Handy via Bluetooth. Sofort ertönten die Stimmen von Pentatonix. Bei diesem Lied - es war ihr aktuellstes gewesen und Lili hatte es geliebt - kamen mir normalerweise sofort die Tränen, da es auch von meiner Mutter und meiner ehemaligen besten Freundin Laura das Lieblingslied gewesen war. Ich verband super viele Erinnerungen mit der Melodie und fing unbewusst an mitzusingen.

Die Jungs ließen sich nicht beirren und summten die Melodie mit oder, so wie Alex, sangen komplett ein paar Strophen und den Refrain. Laura war vor sechs Jahren an einem Aneurysma gestorben, mit 17 Jahren. Es war eine super schwere Zeit für mich. Aber Alex war zu dem Zeitpunkt der Einzige neben Lili, der mir beistand. Ich hatte es, glaube ich, immernoch nicht ganz verkraftet. Jedoch verkraftet man den Tod oder die Tode von geliebten Menschen nie ganz, da es immer Dinge gibt, die einen selbst an die schönen und schlechten Momente mit diesen Personen erinnern. In den letzten Monaten hatte ich genug geweint, allein wegen meinen Eltern und Lili. Jetzt werden keine Tränen mehr fließen, dafür sorge ich. Schliesslich bin ich der Racheengel im Team.
      Wir hörten Musik, bis das Gerät mit einem Piepen verkündete, dass der Akku leer wäre​. Also schalteten wir es aus und schon wurde der Weg wieder langweilig.

×~×~×

      Ardian, Thaddeus, Alex und ich suchten uns eine Unterkunft in einem verlassenem Dörfchen als es dunkel wurde. Wir wollten auch supersicher gehen, dass wir auch wirklich allein hier waren, also durchsuchten wir alle Gebäude plus Keller. In manchen Häusern waren sogar Geheimverstecke, doch selbst die waren leer. Entweder waren alle geflüchtet, sie wandeln als Zombies durch die Gegend oder sind tot. Aber mir solls egal sein, Hauptsache wir könnten uns ein wenig ausruhen.

      "Ardian, Alex, wollt ihr diesmal schlafen gehen für zwei Stunden? Danach pennen wir beide hier und machen dann weiter." - "Ja klar, können wir so machen. Und bitte Storm, nenn mich endlich Ardy". Ardy grinste mich an und ich musste kichern. "Okay Herr Bora, ich probier es."
      Nachdem die Beiden in ein Haus gegangen waren, setzten Thaddeus und ich uns vor die Haustür. "Und du, Tjarks? Hast du irgendwelche Sonderwünsche wegen deines Namens?" Ich grinste ihn provokant an, während ich das sagte. Natürlich grinste er genauso zurück. "Bitte, Madame, nennen sie mich doch Taddl." Er stand auf und verbeugte sich vor mir. Ich tat es ihm gleich, doch statt der Verbeugung machte ich einen Knicks. Wie die Adligen eben.
      Auch so etwas wurden wir gelehrt in der Sekte. Wir konnten sogar Fechten und Reiten, jedoch war das zu der heutigen Zeit nicht mehr von großem Wert. "Sir Thaddeus von Tjarks, angenehm sie kennen zu lernen, Lady Lightwood." Er nahm meine Hand und küsste sie auf den Handrücken. Ich ließ mich auf den Boden fallen und fing heftig an zu lachen, da ich ihm niemals so eine Menge Humor zugetraut hätte. Er saß neben mir und ich sah, wie er seinen Lachflash verstecken musste. Jedoch musste er trotzdem ziemlich lachen. Allerdings eskalierte er wenigstens nicht so sehr wie ich, was das ganze ein wenig erträglicher machte.
      Als wir beide uns endlich beruhigt hatten, fing Taddl wieder ein Gespräch an. "Ich hab gehört, du bist gebürtig Engländerin?" Ich sah ihn an und er musterte mich neugierig. Ich nickte, um seine Frage zu bestätigen. "Ja, das stimmt. Ich war mit meinen Eltern und meinem Bruder mit zehn Jahren nach Deutschland gezogen. Das war aber kein Problem, weil meine Oma und mein Vater auch Deutsche waren und wir somit zuhause und in der Schule deutsch sprachen. Ich lernte zusätzlich Russisch und Spanisch, und in Deutschland dann wurde ich in Französisch unterrichtet."
      Da er keine Antwort gab, drehte ich meinen Kopf und sah, wie er mich regelrecht mit offenem Mund anstarrte. "Du kannst fünf Sprachen?! Wie geil ist das denn! Wie bist du denn in die Sekte gekommen?" Ich zuckte mit meinen Schultern und musterte die Umgebung. "Naja. Das ist ganz einfach. Meine Oma war in ihrer Jugend in der Sekte und mein Vater war es auch. Er war auch der Halbdeutsche von meinen Eltern. Er traf meine Mutter in Deutschland beim Studium und sie war eben gebürtige Engländerin. Sie verliebten sich, blabla das Übliche. Als sie das Studium beendet hatten, war mein großer Bruder schon im Anmarsch und sie zogen zu der Familie meiner Mutter, da sie auch in Worcester wohnten. Später kam ich dann irgendwann auf die Welt und meine deutschen Großeltern kamen öfters zu Besuch. Mein Vater und meine Mutter Sprachen abwechselnd Deutsch und Englisch mit mir und meinem Bruder, da wir beide Sprachen können mussten. Naja, später dann hieß es, dass meine Eltern sich für eine Weiterbildung eingeschrieben hatten und zwar in der gleichen Uni, in der wir studieren wollten und in der sie sich kennengelernt hatten. Schliesslich fanden sie dort auch eine Wohnung und als wir in Deutschland angekommen waren, wurde ich auch sofort von der Sekte aufgenommen. Da wir dort geschlechtergetrennt trainiert wurden, lernte ich Lili kennen, jedoch hatte ich weder Alex noch Ardy noch irgendjemand anderen dort schonmal gesehen. Alex, Moritz, Max und Jonas lernte ich erst in der Schule kennen. Jedoch wusste ich erst, dass sie in der gleichen Sekte wie ich sind, als die Apokalypse ausgebrochen war und sich alle trafen für die Teamauslosung. Jedenfalls wurden selbst bei den Trainingslagern Mädchen und Jungs in einen anderen Flieger gesetzt und hatten getrennte Lager. Und so kam es dazu. Dann später hatte ich die Prüfungen und meine Eltern zogen nach England zurück. Mein Bruder reiste irgendwo in der Welt rum. Und jetzt sitze ich hier."

      Ich schaute in die Sterne und war erstaunt, dass ich mich ihm so öffnete. "Wow.. Fünf Sprachen, schwere Kindheit mit Umzug, Leben in der Sekte mit Fechten, Sitten etc und dann noch allein fünf Jahre in einer Höhle, um danach Prüfungen zu bestehen. Deine Eltern müssen verdammt stolz auf dich sein." Bei diesen Worten musste ich die Tränen runter schlucken und schaute in die Ferne.
      "Ja....Ja, das waren sie." Er schien zu verstehen, da er nur ein Schweigen von sich gab und mich kurz umarmte. Ich sog seinen Duft ein und fühlte mich überraschenderweise geborgen. Komisches Gefühl, bei einem Badboy wie ihm.
      "Das tut mir verdammt leid. Echt. Ich hätte nicht damit anfangen dürfen, aber ich wusste das nicht.." Ich wunk ab und schaute ihn auffordernd an. Dann rutschte er etwas von mir weg und legte seine Hände in den Nacken. "Naja, bei mir gibt es nicht großartig etwas zu erzählen. Ich bin bei meiner großen Schwester aufgewachsen, weil meine Eltern beide ausgewandert sind und ich nicht mit wollte. Früher sah ich nicht so aus wie jetzt, ich hatte braune bis dunkelblonde Haare. Auf jeden Fall wurde ich in der Sekte aufgenommen, das Wesentliche hattest du ja erzählt. Jedoch musste ich - laut der Sekte - nach Hamburg ziehen, da meine Schwester ins Gefängnis gekommen war. Ich färbte mir meine Haare und hatte zwar schon vorher Tattoos, aber ich ließ mir pro Prüfung jeweils ein Neues stechen. Ardy war schon vor den Prüfungen über Jahre mein bester Freund, und auch Alex kannte ich vorher ein wenig durch einen gemeinsamen Kumpel. Ardy und Alex waren Nachbarn und ich und Ardy gingen auf die selbe Schule in die selbe Klasse. Ich wusste jedoch auch überhaupt nicht, dass sie alle in der gleichen Sekte waren wie ich, da wir alle andere Herkunftsstädte hatten. Ich war nach Hamburg gegangen, Ardy nach München und Alex war in Köln bei den Trainings dabei. Nja, dann waren behinderte Zufälle und ich war in der Höhle mit den Prüfungen." Ich hörte ihm gespannt zu, und als ich antworten wollte, kamen Ardy und Alex, um uns abzulösen.

[ABGESCHLOSSEN] Fight, Love, Apocalypse. ~Taddl FF~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt