Nachdem ich geklingelt hatte, dauerte es keine zwei Sekunden, bis die Tür aufgerissen wurde und mir Anda und Emre erleichtert entgegenkamen.
"Bree, du bist unsere Rettung!"
"Da bist du ja endlich!" Beide ergriffen jeweils einen meiner Arme und zogen mich hastig in die Wohnung, wo mittlerweile auch der Rest der Familie auf mich aufmerksam geworden war. Emres Mutter lächelte mich herzlich an und zog mich in eine Umarmung, bevor irgendjemand anderes mich begrüßen konnte.
"Du siehst zauberhaft aus, Bree!", machte sie mir ein Kompliment.
"Das kann ich nur zurückgeben, gut sehen Sie aus!", erwiderte ich es.
"Aber Bree, wir waren doch schon beim 'Du'.", erinnerte sie mich lächelnd. Ich nickte und Emres Vater trat hinter seiner Frau hervor. Er reichte mir seine Hand und ich ergriff sie mit einem Lächeln. "Herzlich Willkommen, Bree. Schön, dass du vorbeikommen konntest."
"Vielen Dank für die Einladung, Herr Zlatauneanu.", bedankte ich mich höflich..
"Wozu hast du denn diesen Rucksack dabei?", meldete Anda sich zu Wort und zupfte an der Tasche.
"Da sind Geschenke drin.", verkündete ich verheißungsvoll und bemerkte, wie Emre die Augen verdrehte, was mich grinsen ließ.
"Wir haben auch was für dich!", quietschte Anda aufgeregt und fing an, auf der Stelle zu hüpfen, während Emres Gesicht sich rot färbte.
"Komm mit ins Wohnzimmer!" Das Wohnzimmer war zugleich Küche und Esszimmer und ich lag mit meiner Vermutung, dass das Essen dort stattfinden würde, absolut richtig. Der Tisch, der sonst immer an die Wand geschoben war, stand heute in der Mitte des Zimmers, damit mehr Leute daran Platz nehmen konnten. In der Ecke stand ein bunt geschmückter Weihnachtsbaum, dessen Spitze gegen die Decke stieß, weil er zu groß war. Darunter lagen zwei Geschenke, beide im gleichen, mit Minions verziertem Geschenkpapier eingewickelt.
Gegen den Esstisch gelehnt stand ein Mann, der mir irgendwoher bekannt vorkam. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wo ich ihn schon mal gesehen haben könnte, dennoch war mir klar, dass es sich um Emres ältesten Bruder handeln musste.
"Dann bist du bestimmt Codin, oder?" Ich zwang mich zu einem Lächeln und reichte ihm die Hand, die er lässig ergriff und schüttelte.
"Der bin ich.", antwortete er mit einem Lächeln, das vermutlich sexy wirken sollte. Bei mir wirkte es jedenfalls nicht, denn ich misstraute ihm. Emre hasste seinen Bruder ja nicht ohne Grund.
"Ich bin Bree, Emres Freundin.", stellte ich mich ebenfalls vor, obwohl er nicht danach gefragt hatte.
"Ich weiß. So hast du dich schon mal vorgestellt, auf Emres Geburtstag. Abgesehen davon bist du das Einzige, worüber meine Familie seit Stunden redet." Er klang genervt als er den letzten Satz erwähnte und mir schoss die Röte in den Kopf, als ich mich daran erinnerte, dass er der Typ war, der mir geholfen hatte Emre zu suchen und dabei zufällig meinen Hintern berührt hatte.
Unangenehm.
Emre beugte sich zu mir vor und ich drehte mich leicht in seine Richtung, um ihn besser verstehen zu können und um den Blickkontakt mit Codin zu unterbrechen.
"Du hast mir gar nicht erzählt, dass ihr euch schon kennt.", flüsterte er vorwurfsvoll.
"Ich hatte keine Ahnung", gab ich zurück. "Er hatte sich nicht vorgestellt und ich habe ihn nach den fünf Minuten, die er bei mir war, nie wieder gesehen."
Wir lehnten uns beide gleichzeitig zurück, doch Emre sah nach wie vor angespannt aus. Ich strich ihm beruhigend über den Unterarm und er bemühte sich, mich anzulächeln, doch ich erkannte, wie schwer es ihm fiel.
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Das Mädchen, das mit den Toten sprach
FantasySeit sie vor drei Jahren versucht hatte, sich das Leben zu nehmen, kann Bree die Toten sehen und sich sogar mit ihnen verständigen. Das führt dazu, dass für sie eine eigenartige Faszination für den Tod entwickelt und mehr verstorbene als lebendige F...