"Scheiße, wir müssen hier weg." Emre sprang auf und schlüpfte in seine Schuhe. Er warf mir meine Sachen zu und ich zog sie einfach an, meine Unterwäsche weglassend, denn dafür war keine Zeit.
"Aber wohin? Er wird mich überall finden!", schluchzte ich verzweifelt.
Emre drehte sich zu mir und nahm mein Gesicht zwischen seine Hände, um mir einen kurzen, aber süßen Kuss zu geben. "Vielleicht kriegen wir einen kurzen Vorsprung, wenn wir jetzt losrennen. Ich hoffe, du bist fit genug." Er lächelte, doch ich sah die Angst in seinen Augen.
"Bleib hier, Emre. Er will nur mich."
"Das kommt nicht in Frage, Bree. Ich liebe dich und ich werde bis zu meinem letzten Atemzug an deiner Seite sein, hörst du? Also hör auf mit der Aufopferungsscheiße, wir bleiben zusammen. Allein würdest du dich ohnehin nur verlaufen." Er reichte mir meine Jacke und ich warf sie mir über, während er auch seine eigene anzog.
"Tote müssen sich keine Wege merken, und lebendig komm ich da eh nicht raus.", flüsterte ich leise, doch laut genug, um ihn wütend zu machen.
"Laber doch nicht so einen Mist! Wir schaffen das, okay? Bitte, komm mit mir!" Er reichte mir seine Hand und ich ergriff sie; nicht weil ich ihm glaubte, sondern weil ich wusste, dass er seine Familie nicht involvieren wollte. Wenn wir hierblieben, würde ich jeden einzelnen Bewohner des Hauses gefährden, das wusste auch Emre.
Also zog er mich zur Hintertür, die ich bis jetzt noch gar nicht gesehen hatte, und rannte mit mir nach draußen. Nach nur kurzer Zeit atmete ich bereits, als wäre ich einen Marathon gelaufen und meine Lunge verlangte eine Pause. Doch Emre ließ mir keine Rast und das Adrenalin ihn meinem Körper sorgte dafür, dass ich nicht wie eine 80-Jährige kollabierte. Und dann erkannte ich, wo Emre hinwollte - er rannte zur Hauptstraße. Gar keine so dumme Idee, dort würde Brandon uns bestimmt nicht angreifen - oder doch?
Emre für seinen Teil wollte es gar nicht erst darauf ankommen lassen, also ließ er meine Hand los und hechtete auf die Straße. Ungläubig hielt ich, vor Schock unbeweglich, den Atem an und starrte voller Angst auf das Auto, das in vollem Tempo auf meinen Freund zuraste. Der Fahrer trat das Bremspedal voll durch und die Reifen quietschten so laut auf, dass ich dachte, sie würden platzen. Doch das Auto kam drei Zentimeter vor Emre zum Stehen. Dem Fahrer stand die Panik deutlich ins Gesicht geschrieben, doch im nächsten Moment wandelte sich sein Gesichtsausdruck in ein Bildnis seiner blanken Wut und er hupte dreimal, bevor er anfing, wild zu gestikulieren und so laut zu fluchen, dass man es sogar hier draußen hören konnte.
Doch Emre war noch nicht fertig mit dem armen Mann. Er riss die Beifahrertür auf und fing an, in schnellem Rumänisch mit ihm zu diskutieren, wovon der jedoch nicht begeistert war. Er schrie die gesamte Straße zusammen, während Emre weiter auf ihn einredete. Doch was auch immer er da sagte, es schien zu funktionieren, denn allmählich schimpfte der Fahrer immer leiser. Und während Emre ihn von irgendetwas zu überzeugen schien, sah ich mich hektisch um, auf der Suche nach Brandon.
Und da stand er. Etwa 80 Meter von mir entfernt und mich mit seinem Blick genauestens taxierend. Und dann begann er langsam, auf mich zuzulaufen. Als wüsste er genau, dass ich ihm nicht entkommen kann. Als wäre er sich ganz sicher.
"Ähm, Emre.", stupste ich meinen ins Gespräch vertieften Freund an, doch der beachtete mich überhaupt nicht.
"Emre, wir haben hier ein Problem.", versuchte ich es erneut, diesmal eindringlicher. Brandon war nur noch sechzig Meter weit weg.
"Gleich, Schatz, okay?", wimmelte er mich ab, bevor er sich wieder abwandte, um weiterzureden. Vierzig Meter.
"Gleich ist aber zu spät!", fauchte ich in einem Anflug von Panik, denn mittlerweile waren es nur noch dreißig Meter. Doch plötzlich wurde mein Handgelenk ergriffen und ich wurde von Emre auf die Rückbank des Autos gezogen, das ihn beinahe überfahren hätte. Er schlug die Tür hinter mir zu und schrie den Fahrer nahezu an, endlich loszufahren, der tatsächlich gehorchte.
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Das Mädchen, das mit den Toten sprach
FantasíaSeit sie vor drei Jahren versucht hatte, sich das Leben zu nehmen, kann Bree die Toten sehen und sich sogar mit ihnen verständigen. Das führt dazu, dass für sie eine eigenartige Faszination für den Tod entwickelt und mehr verstorbene als lebendige F...