Kapitel 6: Wie der Vater...

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„Es freut mich ihre Bekanntschaft zu machen Herr..." begrüßte der König Norlan mit einem erwartungsvollen Blick.

„...Bricks. Mein Name ist Norlan Bricks, Eure Hoheit." antwortete Norlan gestützt auf den Krücken und mit zitterndem Körper. Daraufhin gab Fina Ihm einen kleinen aber festen Stoß in die Rippen mit dem Befehl sich zu verbeugen und blickte ihn an. Ihr strafender Blick war so furchteinflößend, dass Norlan sich, trotz Krücken sofort verbeugte. Wenn das hier alles echt war, so musste er sich auch anscheinend dementsprechend verhalten. 

„Norlan Bricks also...Mein Name ist König Zoandrak von Dyarach und ich bin der Herrscher dieses wunderbaren Reiches. Wachen, lasst uns bitte allein!" befehligte Zoandrak, worauf die Soldaten sofort spurten und in Reih und Glied den Thronsaal verließen. Nachdem auch nun der letzte Soldat durch das riesige Eingangstor hinausging, kamen auch Prinz Lucius und sein Leibwächter Wilhelm dazu: „Hallo Vater, hallo Schwesterchen! Fina, hast du dich gut um Nico gekümmert?"

„Norlan." berichtigte ihn Fina.

„Oh, ach ja Norlan. Naja wie dem auch sei, wie geht es Ihnen nun Norlan?"

„Danke, mir geht es gut und auch danke für die neuen Sachen und den Krücken. Ihr seid also beide Geschwister?"

„Ja, ganz genau. Aber genug, Vater erklär ihm bitte alles." Lucius zeigte auf Norlan und blickte zum König. Zoandrak stand derweil, von seinem Thron auf und ging auf die vier zu: „Zuerst einmal...hör auf dich so kindisch zu benehmen, Lucius und begrüße mich anständig! Du wirst später der neue König von Dyarach sein und es soll kein naiver Tunichtgut auf meinem Thron das Reich regieren. Haben wir uns verstanden?" Er gab Lucius eine Ohrfeige.

„Aua. Ja, entschuldige Vater, ich werde mich darin üben, erwachsener zu wirken."

Zoandrak fuhr fort: „So, da das jetzt geklärt ist, möchte ich dich fragen, Norlan, wie du überhaupt hierhergekommen bist? Mein Sohn sagte, du hättest Alpträume gehabt und wärst durch sie in diese Welt gelangt?"

„Das ist richtig, Eure Hoheit. In meinem Traum zog mich eine unsichtbare Kraft durch diesen schwarzen Raum und eine Stimme sprach zu mir. Ein starkes Licht blendete mich und dann bin ich irgendwo draußen aufgewacht."

„Hmm... komm bitte mal näher heran, Norlan." Zaghaft ging Norlan dichter an den König ran, der ihn direkt in die Augen starrte: „Es ist wahr. Du bist einer."

Norlan schaute verdutzt: „Einer? Was bin ich denn nun? Verraten Sie es mir bitte."

„Lucius sagte mir auch, dass du schnelle Reflexe gehabt haben sollst. Hattest du diese schon immer? Und das Zeichen in deinem rechten Auge auch?"

„Oh, Sie meinen dieses komische Kreuz da neben der Pupille? Nein, das bekam ich erst mit 15 und wenn ich mich richtig erinnere kamen die schnellen Reflexe zur gleichen Zeit zum Vorschein. Aber fragen Sie mich nicht, was das ist, ich wollte nicht unbedingt zum Arzt gehen deswegen."

„Aha. Du sollst auch sowas wie einen sichtbaren Willen zu Töten gehabt haben. Hast du so einen Willen wirklich gespürt?"

„Ja." antwortete Norlan zögernd.

„Deine Reise in eine fremde Welt, das Auge, die Reflexe und der Wille zu töten. Es spricht alles dafür." Er schaute zu Fina, Lucius und Wilhelm, die daraufhin nickten.

„Für was spricht es?"

„Dafür, dass du ein Kylak bist. Der Kylak."

„Ein Was? Kylak? Was soll das sein?"

„Die Kylak waren eine Kriegerrasse und in der ganzen Welt gefürchtet. Sie waren schnell und tödlich und einige von ihnen auch überaus schlau. Einige Legenden behaupten sogar, dass die besten Elitekrieger von ihnen sogar Magie erlernten, die sie in fremde Welten reisen ließ."

Erstaunt sagte Norlan: „Ich...bin also ein Kylak? Aber ich bin kein Elitekrieger oder sowas, sondern nur ein ganz normaler Schüler! Wie bin ich also hierhergekommen?"

„Du musst wissen, Norlan, es gibt eine Prophezeiung, gepredigt von den Vorfahren meiner Familie. Das Reich Dyarach, wie wir es heute kennen gab es damals nicht. Noch vor eintausend Jahren war die Welt in drei Territorien eingeteilt und jedes hatte ihre eigene Rasse. Die Kylak, die Menschen und die Pabisa. Die Kylak lebten im Norden, die Pabisa im Westen und die Menschen bewohnten den ganzen Süden und Osten. Alle drei Rassen lebten zusammen in Frieden, solange kein anderer als Ihresgleichen ihr Territorium betrat. Es herrschten gewisse Spannungen und irgendwann riss der Geduldsfaden zweier Nationen. Die Menschen begannen schließlich einen Krieg mit den Kylak. Somit schlossen die Pabisa sich ebenfalls den Menschen an und waren zusammen ein ernstzunehmender Gegner für die Kylak. Alte Schriften berichten von jahrelangen Kämpfen und Blutvergießen."

Der König holte nochmal tief Luft und redete weiter: „Der alten Prophezeiung nach zu urteilen, hat ein Kylak selbst den Krieg beendet. Partnerschaften zwischen unterschiedlichen Rassen waren in der ganzen Welt strengstens untersagt, aber dieser eine Kylak brach das Gesetz. Um seine menschliche Liebe zu retten, nahm er seiner Rasse ihr wichtigstes Element und schwächte sie somit entscheidend: Ihren König. Ohne dem Oberhaupt und seine Pläne waren die Kylak in ihrer Macht als Armee stark eingeschränkt und konnten sich nicht organisieren. Sie verloren den Krieg darauf, doch auch die Menschen und Pabisa erlitten schwere Verluste. Sogar so schwer, dass das Volk der Pabisa durch ihre starke Unterpopulation allmählich ausstarb. Die Kylak waren vernichtet und die Menschen die einzig verbliebende Rasse auf der Welt. Zumindest dachten wir es, bis du kamst. Dein rechtes Auge weißt ein kleines Kreuz, nahe des schwarzen Punktes auf-"

„Pupille." unterbrach Fina den König.

„... Na gut, denn halt nahe der Pupille, aber hör auf mich zu unterbrechen, mein Kind. Wo war ich? Ach ja. Dieses Kreuz war ein Merkmal der Kylak, jedoch besaßen sie auf beiden Augen die Kreuze. Dies würde bedeuten, dass du sowas, wie ein Halbkylak bist, Norlan und wahrscheinlich auch der letzte deiner Art. Dies widerum würde bedeuten, dass du der Kylak bist, der laut Prophezeiung, den Krieg gegen Xobar beenden und Frieden ins Reich bringen soll. Wenn es stimmt, musst du der Sohn des Kylaks sein, der vor eintausend Jahren den Krieg beendete und nun bist du an der Reihe Unseren zu beenden. Mir wird zwar immer noch nicht klar, wie du in diese Welt kamst, wenn du keine Magie beherrschst, aber vielleicht war es die Macht der Götter, die dich in diese Welt entführte."

Norlan war verwirrt. Sein Vater hatte seine Mutter doch gleich nach der Geburt verlassen? Wie sollte seine Mutter überhaupt fast 1000 Jahre lang mit ihm womöglich schwanger gewesen sein oder gar gelebt haben? Nun wusste er nicht mehr ganz, was er alles glauben sollte. 

Lucius' Mimik ging derweil in regungsloses Staunen über, während Fina und Wilhelm nur müde dreinblickten: „Dann ist er halt was besonderes, na und? Seht ihn doch mal an, so schwach wie er ist, könnte er nicht mal einen Graulog zur Strecke bringen." sagte Fina herablassend.

„Denn trainier' ihn." entgegnete der König.

Finas gelangweiltes Gesicht verzog sich in fragwürdiger Mine: „Äh, das ist doch jetzt nicht etwa dein Ernst, Vater?"

„Doch. Trainier' ihn. Wenn die Prophezeiung wahr ist, könnte er unsere größte Waffe im Kampf gegen Xobar sein..."


Kylak's WarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt