Kapitel 12: Gebrochene Krone

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„D-Du meinst Fina ist eine..."

„Pabisa. Exakt, Norlan." beendete Anna seinen Satz. „Wir müssen sie aber zuallererst in ihre Gemächer bringen. Sie muss sich ausruhen."

„Ich übernehm' das." sagte Isaac und nahm Fina vorsichtig in seine Arme. Gwens Beine zitterten stark, aber sie begleitete ihn trotzdem langsam zu Finas Zimmer, raus aus dem Thronsaal.

„Vater, ich wollte doch nicht..." Lucius versuchte inständig nicht zu weinen, doch ein paar Tränen flossen dennoch seine kühlen Wangen hinunter. Kniend vor seinem Vater hielt er seine leblose Hand und drückte sie an seine Brust. Wilhelm stand niedergeschlagen einen Katzensprung hinter ihm: „Ist, schon gut, Mylord. Einen kühlen Kopf bei sowas zu bewahren, ist wirklich schwer. Macht euch bitte nicht-"

„Nein, Wilhelm, ich hab's verbockt. Meine Kameraden sehen mich nur noch als Witzfigur, als einen sturen Esel, der nicht imstande ist, seine Gefühle im Zaun zu halten. Ich bin kein Prinz. Ich habe es auch nicht verdient auf diesem Thron zu sitzen. Nichts habe ich verdient. Sogar meine eigene Schwester habe ich verletzt, so blind, wie ich vor Wut war. Wegen mir ist sie zu diesem...Ding geworden. So hätte das alles nicht ausgehen dürfen. Es tut mir leid." schluchzte er.

Eine Hand legte sich sanft auf seine rechte Schulter: „Lucius?"

„Norlan." erkannte Lucius ihn.

„Ich werde dich nicht für einen sturen Esel halten. Du wirst für mich noch immer der alte, wie immer, gut gelaunte Prinz sein, von dem ich mich lehren lassen durfte. Ich weiß, ich bin nicht gut in Trösten und so, aber das ist die Wahrheit. Komm schon, der nächste König von Dyarach muss uns doch in eine siegreiche Zukunft bringen? Ich glaub' an dich, Kumpel."

„Es tut mir so unendlich leid, Norlan. Ich konnte mich einfach nicht kontrollieren und wollte dich umbringen. Doch ich habe erkannt, wie dumm mein Handeln war, ab dem Moment, wo Fina mich los ließ. Ich weiß nicht, ob du mir das je verzeihen wirst, aber ich kann dir nichts anderes bieten, als meine innigste Entschuldigung. Sag, sind wir noch Freunde?" fragte Lucius ihn.

„Ja. Ja, das sind wir immer noch." antwortete Norlan.

Ein leichtes verziehen der Mundwinkel konnte er bei Lucius erkennen, als wenn er sich freuen würde: „Danke. Das bedeutet mir wirklich viel. Nichts für ungut, aber könntet ihr mich noch ein bisschen allein lassen, ehe die Wachen hier reinkommen?"

„Natürlich." Sagte Norlan und ging mit Anna in Richtung Tor.

„Du bitte auch, Wilhelm." Forderte Lucius leise, worauf Wilhelm nickte, sich räusperte und sich Anna und Norlan anschloss.

Schon kurze Zeit später hallte hinter ihnen der sich schließende Torflügel. In der Eingangshalle kam ihnen noch Isaac entgegen: „So, erledigt, Fina schläft tief und fest. Gwen sagte, sie kümmere sich um sie, also bin ich wieder runter. Was machen wir jetzt?"

„Ich würde vorschlagen, wir legen uns alle für heute zu Ruh. Es war ein anstrengender Tag und unternehmen können wir eh nichts mehr." riet Anna. Alle vier waren damit einverstanden. Sie verabschiedeten sich und wünschten sich eine gute Nacht, noch bevor jeder seinen eigenen Weg zu seinen Gemächern ging.

Norlan kam gerade die Wendetreppe zu dem Gang, in dem sein Zimmer war, an, da bemerkte er eine Gestalt auf ihn zu gehen. Im Kerzenschein entpuppte sie sich als Gwen, welche im Eiltempo mit ihm zusammenkrachte: „Ah!" schrie sie und fiel fast auf den flauschigen roten Teppich.

„Herr Bricks, ich- ich brauchte nur kurz noch ein weiteres Handtuch für Lady Fina. Na denn, Ihnen noch eine gute Nacht und schlafen Sie schön!" sagte sie hektisch und huschte an Norlan vorbei.

Leicht verwirrt ging Norlan weiter zu der Tür seines Zimmers. Warum ging Gwen gerade hier zum Bad, um noch ein Handtuch zu holen? Nachdem er sich das selbst in Gedanken gefragt hatte, fiel ihm auf, dass sie gar kein Handtuch in den Händen hielt. Das hätte er doch sonst bestimmt in ihren Händen bemerkt, oder? Aber um sich mit solchen Fragen auseinanderzusetzen, war er viel zu müde. Er machte die Tür auf und schmiss sich in sein viel zu ungemütliches Bett. Dieser Tag hatte ihn so ausgelaugt, dass es nicht lange brauchte, um ihn einschlafen zu lassen.

-

„Meister Xobar, ich habe den Auftrag erfüllt, so, wie Ihr es befohlen habt." sagte eine vermummte Gestalt mit Cape und Kapuze, die ihr Gesicht im Dunkeln nicht erkennbar machte. Sie deutete auf die leere Ampulle in ihrer Hand. Respektvoll verbeugte sie sich zu Ehren des sitzenden Mannes vor ihr auf dem etwas höher gelegenen Thron und blickte zu ihm auf.

„König Zoandrak ist also endlich tot. Sehr gut gemacht, Tsondo." lobte der Sitzende die Gestalt. Seine breite Rüstung war stabil und flexibel zugleich, sodass sie sich schmiegsam an den eisernen Thron anpasste. Dahinter erleuchtete das Licht eines gewaltigen Feuerballs den doch so düsteren Thronsaal und ließ ihn einen riesigen Schatten auf sein Gegenüber werfen. Ebenfalls bedeckt mit dunkelgrüner Kapuze, war es nur möglich sein Kinn zu sehen, gestützt von seinem linken Arm.

„Verzeihung, aber wir hatten doch einen Vertrag. Wo ist meine Belohnung?"

Langsam stand Xobar auf, ging die wenigen Stufen runter, auf den Königsmörder zu: „Oh, du bekommst eine Belohnung. Eine Belohnung, die du dir nicht hättest erträumen können."

Kylak's WarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt