Kapitel 22: Säuberung

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„Wir haben keine Beweise! Du kannst nicht einfach Unschuldige ermorden!" schrie Jura ihren Vater an.

Dieser verwies jedoch wütend auf die nahe liegenden Hütten: „Diese Menschen besitzen weder Äcker noch Vieh! Sie jagen nicht und zu stehlen gibt's hier weit und breit auch nichts, dass ein ganzes Dorf versorgen könnte! Verdammt Jura, die Vermisstenfälle im Süden häufen sich! Was glaubst du wie die Leute hier überleben?!"

„Doch ist es auch nicht nachweisbar, dass sie Kannibalen sind!"

„Es ist die einzige Möglichkeit!"

„Nein, du musst sie befragen!"

„Das habe ich getan und sie sagten nichts."

„Hättest du das wie ein normaler Mensch getan, wäre der Mann noch am Leben!"

„Ich drohte ihm mit dem Tod, aber er blieb still. Als Oberhaupt hätte er antworten müssen. Er war selbst schuld!"

Juras Blick verschärfte sich noch weiter: „Er war starr vor Angst! Wie kannst du nur so grausam sein?!"

„Derartiger Abschaum verdient es wie solcher behandelt zu werden." sagte Isaac mit geballter Faust. Er schielte für einen kurzen Augenblick rüber zu der Masse an Landleuten. Für ihn gab es keinen Grund zu diskutieren. Diese zusammengetriebenen Dorfbewohner inmitten des Marktplatzes waren nichts weiter als Gewürm, das es auszuräuchern galt.

Jura schluckte, es blieb ihr nicht mehr viel Zeit ihren Vater vielleicht doch noch zu überzeugen. Hektisch griff sie nach seiner Schulter: „Was ist mit den Kindern?! D-Die können nichts dafür!" 

Der General machte eine kurze Pause, schloss die Augen und öffnete sie wieder: „Diese gesamte Brut darf nicht weiter existieren."

Fassungslos senkte Jura ihren blonden Kopf. Wie konnte ihr eigener Vater dies zu seiner Tochter sagen? Es war, als wäre er eine Marionette, ohne Mitgefühl und Verstand. Es schien, als wären Befehle und Gesetze die Einzigen Dinge, die seinem Leben Form gaben.

Ein metallisches Klimpern weckte ihre Aufmerksamkeit. Ein Soldat trat an die beiden heran: „General Chrom, wie lauten nun ihre Befehle?"

Noch einmal wanderten die Augen aller zu der kleinen Masse an Menschen. Die schon fast schwarz wirkenden Augen des Anführers tanzten nachdenklich zu Jura und wieder zurück zu Dörflern.

„Schlachtet sie alle ab und verbrennt die Häuser." sagte er, ohne auch nur einen Kommentar und wendete dem Schauplatz den Rücken zu.

Der Soldat nickte: „J-Jawohl, Sir."

Jura fiel auf die Knie. Zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte sie wahrhaftigen Hass und das auch noch auf ihren Vater. Der Hass vermischte sich mit Trauer, als sie mit ansah wie dutzende Leben zu Tode verurteilt wurden. Es blieb ihr jedoch nichts anderes übrig, als tatenlos und stillschweigend zuzusehen. Zuzusehen wie der Befehl ausgeführt wurde.

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Die gedämpften Schreie drangen bis tief unten in den Vorratsraum, in dem sich Tsondo und seine Geschwister versteckt hatten. Tsondo versuchte durch die Zwischenräume des Bodens zu entdecken, was dort über ihnen vor sich ging, während sein kleiner Bruder Karej nervös das Baby hin und her wiegte, in der Hoffnung es würde bloß keinen Mucks von sich geben und weiter schlafen.

„Und? Kannst du was sehen?" fragte Karej seinen Bruder flüsternd. Dieser schüttelte nur mit dem Kopf. Das durchdringende Licht war zu schwach, um auch nur ein bisschen mehr als bloße Umrisse ihrer Hütte zu sehen.

„Wir müssen da raus. Mama und Papa haben Schmerzen!" drang Tsondo.

„Psst!", Karej presste den Zeigefinger fest auf seine Lippen, „Willst du, dass sie uns finden? Mama hat gesagt, wir sollen hierbleiben, komme was wolle!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 10, 2019 ⏰

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