Kapitel 13: Auftakt

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Fina vernahm ein leises Klopfen, gleich nachdem sie aufwachte. Sie gähnte einmal und rief: „Herein!"

Norlan kam durch die Tür: „Hey, guten Morgen, Fina!" grinste er und schloss die Tür hinter sich. Fina rieb sich die Augen: „Guten- Sag mal, was willst du eigentlich hier?"

Obwohl er sich die Begrüßung freundlicher vorgestellt hatte, setzte er sich ans Ende ihres großen Bettes: „I-Ich wollte nur sehen, wie's dir geht, nachdem was gestern alles passiert ist."

„Gestern passiert?" Langsam erinnerte Fina sich an den gestrigen Tag, auch wenn es ihr nicht leicht fiel. Sie blickte nach unten auf die hellrosane Decke: „Vater..."

„Du erinnerst dich also. Tut mir nochmal sehr leid, was deinem Vater zugestoßen ist." versuchte Norlan sie wenigstens ein bisschen zu trösten.

Wieder gefangen blickte sie zu ihn auf: „Wie bin ich eigentlich hierhergekommen? Ich weiß nur noch, das Lucius..." Sie hörte auf zu reden, als sie den Ärmel ihres Nachthemdes hochzog und die schon verbundene Wunde sah. Langsam glitt ihre Hand über den Verband und entfernte ihn: „Was ist mit mir passiert? Ab da erinnere ich mich an nichts mehr."

Norlan war verwundert: „Wie jetzt? Du kannst dich nicht erinnern dich verwandelt zu haben?"

Fina schüttelte den Kopf. Dazu war sie nun noch mehr als nur verwirrt. Sie soll sich verwandelt haben? In was? Nachdem er ihr erklärt hatte, was sich am vorigen Tag im Thronsaal abspielte, war Fina geschockt: „Ich hab mich in...nein, ich dachte, das kommt erst später?" fragte sie sich selbst.

„Wie? Du wusstest davon?" fragte Norlan verwundert.

„Pass auf, ich muss dir was erzählen, ja?"

„Klar, schieß' los." antwortete er.

Fina wusste, dass sie ihm vertrauen sollte und wohl oder übel musste: „Ich bin kein Mensch, Norlan. Sicher hat dir Anna schon bestimmt gesagt, dass ich eine Pabisa bin. Naja und eigentlich bin ich auch nicht mit Lucius oder meinem Vater verwandt, nicht mal im Geringsten. Ich wurde adoptiert sagen wir mal. Wo meine eigentlichen Eltern sind, ist ungewiss und ich will es auch ehrlich gesagt nicht wissen, doch was ich weiß, ist, dass mein Vater dich angelogen hat."

„Inwiefern?"

„Mein Volk starb nicht durch irgendwelche schweren Verluste oder so einen irrwitzigen Schwachsinn aus. Die Menschen, die Vorfahren meines Vaters König Zoandrak, waren es. Sie haben mein Volk ausgerottet bis auf wenige Überlebende. Norlan, es gibt nicht nur die Menschen, sondern auch uns. Wir wurden lediglich vergessen. Wir sollten vergessen werden."

„Das ist...schrecklich." Norlan fand keine wirklichen Worte für das, was Fina ihm da erzählte. Waren die Menschen so besessen und Habgierig? Ihm wurde klar, dass es nicht anders, als in seiner Welt war, wo Kriege eben wegen genau solcher Gründe wüteten und zahllose Leben forderten.

„Jap, da hast du aber 'ne Erkenntnis." sagte sie sarkastisch.

„Der König hatte dich trotzdem aufgenommen?" fragte er misstrauisch.

„Wenn du mitten vor den Toren der Burg ausgesetzt wirst und die Magier erkennen, dass du kein Mensch bist, ist eigentlich dein Tod schon eingetreten. Doch der König" sie räusperte sich „mein Vater sah das Gute in mir und dachte nicht so, wie seine gierigen Vorfahren. Auch, wenn er wusste, dass er für ein fremdes, nichtmenschliches Kind eine verdammt große Verantwortung übernahm, adoptierte er mich trotzdem und zog mich auf, wie Lucius. Wir waren eine Familie, eine andere Vorstellung kannte ich gar nicht. Die eigentliche Geschichte erfuhr ich erst später durch Anna, aber der Glaube an das Gute in der Menschheit blieb bestehen. Wegen ihm, meinem Vater. Nach außen hin wirkte er manchmal kalt aber, im Kern-" sie stockte und musste schlucken. Der Verlust ihres Vaters, den Mann, für den sie alles getan hätte, traf sie stark und setzte ihr zu. Sie trocknete ihre nassen Augen mit ihrem Ärmel: „war er ein guter Mensch. Die heutige Menschheit ist nicht mehr so, wie sie einst war. Sie ist gut, daran glaube ich."

Kylak's WarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt