„Gut, dann sei es so. Willkommen bei der Königlichen Garde des Reiches Dyarach." sagte Fina.
Anna, Isaac und Lucius machten einen Freudenschrei: „Sehr gute Entscheidung, Norlan!" sagte Isaac mit hochgestrecktem Daumen.
„Ja, mit dir schaffen wir das schon!" rief Anna voller Zuversicht.
Fina räusperte sich und unterbrach somit die Aufruhr: „Na gut, wie dem auch sei. Norlan, da du zugestimmt hast an unserer Seite zu kämpfen, wirst du dich zuerst besagtem Training unterziehen müssen. Sei dir bewusst, dass dies kein Leichtes sein wird."
Norlan nickte: „Ja, dessen bin ich mir bewusst. Wie soll das Training denn nun aussehen?" fragte er voller Enthusiasmus. Fina war kurzzeitig erstaunt von Norlans überraschenden Antriebs, ließ es sich jedoch nicht anmerken: „Du wirst ab morgen bei jedem von uns zwei Stunden am Tag trainieren. Jeden Tag. Wir wissen natürlich nicht wann, aber das Training wird so lange durchgezogen, bis es zum Ernstfall kommt und wir kämpfen müssen. Hast du das verstanden?"
„Ja." antwortete Norlan kurz. Ihm war klar, dass dieser Weg nicht leicht sein würde, aber wann war er das schon?
„Gut, nun zur Trainingseinteilung. Wer übt mit ihm was?" fragte Fina in die Runde. Anna meldete sich eifrig: „Uh, ich unterrichte ihn in den Grundkenntnissen der Magie!" Fina nickte darauf. Fragend blickte sie zu Lucius: „Und du, Bruder?"
Er dachte nach: „Hm, ich könnte deine Reflexe trainieren. Jeder gute Krieger braucht schnelle Reflexe und wenn wir deine jetzigen noch verbessern können, wirst du schneller sein als ein Jauchar mit Splitter im Po!" Anna lachte darauf, währenddessen Fina verzweifelt auf ihn blickte und sich die Hand vor die Augen schlug.
Danach meldete sich Wilhelm zu Wort: „Ich werde dich im Umgang mit einer Waffe lehren. Du musst mir jedoch sagen, welche es sein darf. Schwert? Lanze? Morgenstern? Armbrust? Streitkolben? Axt?"
Bevor Wilhelm noch weitere aufzählte, unterbrach ihn Norlan lieber: „Ähm, ich denke Schwert ist ganz gut." Wilhelm nickte darauf.
„Was ist mit dir Isaac?" fragte Fina.
Isaac wusste sofort eine Antwort: „Ha, aus dir mach ich den besten Pferdereiter im ganzen Reich! Ich denke mal auch ein bisschen Muskel- und Ausdauertraining kann nicht schaden."
„Alles klar, denn werde ich dir den Nahkampf näher bringen und dich lehren deinen Instinkten zu vertrauen. Bereite dich schon mal auf die schlimmsten Tage und Wochen deines Lebens vor, Grünschnabel" lächelte Fina bösartig. Norlan bekam schon ein wenig Angst, doch wenn er ein großer Krieger sein wollte, so musste er wohl auch dementsprechend Opfer bringen.
„Ach, Fina jetzt mach ihm mal keine Angst. Der Junge wird nicht aufgeben, ich weiß es!" ermutigte Isaac Norlan und gab ihm einen Schulterklopfer.
Plötzlich meldete Lucius sich zu Wort mit einem Lächeln im Gesicht: „Nun, da wir das geklärt haben...Wie sieht's aus mit Essen?"
Isaac nickte fröhlich: „Genau, unser Anfänger hier, braucht doch mal ordentlich was zwischen den Knochen!" Er blickte zu Norlan, der nur zögernd nickte. Im Laufe des Tages hatte er wirklich schon großen Hunger bekommen und sein Magen knurrte schon. Überraschenderweise hatte er gar nicht bemerkt, dass es schon Abend wurde und der Sonnenuntergang den Himmel in ein rot-violettes Meer voller Wolken färbte.
Während Norlan träumend auf den Horizont blickte, rief Fina die Wachen zu sich um nach einer Mahlzeit zu beten. Um sich die Wartezeit auf das Essen zu verkürzen, dachte Norlan über seine Zukunft nach. Wird er sich jemals an diese Welt anpassen können? Oder wird er vorher jämmerlich sterben? Er hatte Angst vor seiner Zukunft. Das war das einzige, was er sicher wusste.
Als sich Lucius und Isaac unterhielten starrte Anna auf den träumenden Norlan. Was für ein Geheimnis trug dieser Junge in sich? Dutzende Fragen und Ansätze gingen durch ihren Kopf. Eine, jedoch ließ sie einfach nicht los. Fina beobachtete sie dabei. Sie wusste, was Anna sich fragte.
Nach einiger Zeit kamen endlich eine Hand voll Diener zum runden Tisch und servierten die verschiedensten Speisen und Getränke. Alle außer ihm hoben ihre Gläser gen Himmel: „Auf die Krone!" rief Lucius und der Rest tat es ihm gleich. Norlan wusste gar nicht, was er zuerst nehmen sollte und zögerte schüchtern.
„Na los, hau rein!" lachte Isaac und gab Norlan einen Rückenklopfer. Dies ließ er sich nicht zweimal sagen und nahm sich von der saftigen Fleischkeule bis zum glasierten Pudding alles einmal auf seinen Teller. Alle vergaßen ihre Sorgen und Grübeleien, so auch Norlan. Sie lachten und erzählten sich die verschiedensten Geschichten. Auch er berichtete aus seinem Leben in Furroday und erzählte viele Sachen, die die Anderen überhaupt gar nicht kannten.
„...und denn war die Antwort einfach 42!" kam Norlan nach langer Redereien zum Schluss.
„Wie interessant! Das muss ich mal nachrechnen." rief Anna und stützte in nachdenklicher Pose mit ihrer Hand ihr Kinn.
Nach ein paar Gläsern Wein fingen Lucius und Isaac mit Armdrücken an. Lucius verlor haushoch gegen ihn und Fina machte sich den Spaß und trat ebenfalls gegen Isaac an. Nur ein paar Sekunden brauchte es, bis Fina seinen Arm auf den Tisch drückte. Anna gab hier ein Handschlag und beglückwünschte sie. Isaac stand währenddessen die Peinlichkeit förmlich ins Gesicht geschrieben.
Doch Norlan saß für den Moment einfach stillschweigend da. Er war irgendwie glücklich. Schon lange war es her, dass er zusammen mit anderen Leuten Spaß hatte, geschweige denn irgendwelche Leute lachen gesehen hatte. Auch, wenn er sie nicht großartig kannte, konnte er sein Grinsen vor Freude nicht verbergen. Fina, Anna, Isaac, Lucius und Wilhelm. Hießen so seine neuen Freunde? Seine einzigen Freunde? Dies war vielleicht der Neuanfang für ihn.
Sie aßen und erzählten bis tief in die nächtlichen Stunden und er wurde langsam müde: „Leute, ich glaube, ich geh mal ein Bad nehmen und schlafen, ja?" fragte Norlan, während er aufstand.
„Ja, natürlich, kein Problem. Schlaf gut, kleiner!" rief Isaac und alle winkten ihm bis auf Fina: „Du weißt, wo das Bad ist?"
Norlan schüttelte den Kopf. Mit einem tiefen Seufzer stand Fina auf und nahm seine Hand: „Komm mit." Er errötete und ging mit ihr in den Bergfried. Den gleichen Weg zurück in Richtung seines Zimmers, nur noch zwei Türen weiter befand sich das Gästebad der Burg. Sie gingen rein und ein weiß gefliestes Bad in dessen Mitte eine große, weiße Badewanne mit vergoldeten Füßen und Wasserhahn stand.
„Ich hoffe mal, du weißt, wie man das macht?" fragte Fina und ließ seine Hand los. Norlan war erstaunt, dass es in dieser Welt, trotz des mittelalterlichen Aussehens schon fließendes Wasser gab. Er nickte.
„Gut, Handtücher liegen dort hinten auf dem kleinen Tisch." sie zeigte auf einen kleinen hölzernen Tisch, kurz neben der Wanne „Ich geb den Dienern nur noch Bescheid, dass sie pumpen sollen und denn sollte das Wasser eigentlich von selbst kommen." sagte sie matt und ging wieder zur Tür, doch bevor sie diese hinter sich schloss sagte sie: „Bis morgen und schlaf gut."
Diese Worte kamen überraschend, doch schnell zog Norlan seine verschwitzten Sachen aus und hüpfte in die Wanne vollen heißen Wassers. Irgendwas faszinierte ihn an diesem Mädchen. Er malte sich die verschiedensten Szenarien, die er mit ihr erleben könnte, wenn sie zusammen wären aus, doch er wusste, dass es wahrscheinlich nicht dazu kommen würde. Vielleicht könnte er mehr über sie beim Training herausfinden.
Fertig gebadet ging er zurück in sein Zimmer. Der weiche Teppich in dem Gang fühlte sich gut an nackten Fußsohlen an. Die Tür war offen, erschöpft ging er durch das Zimmer und ließ sich in sein Bett fallen. Es dauerte auch nicht lange, bis er in einen sanften, aber tiefen Schlaf fiel.
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Kylak's War
ФэнтезиDas Schicksal einer Welt liegt im Herzen eines Helden ~ Der Krieg verwandelt das einst so schöne Reich Dyarach voller Magie, fremdartigen Kreaturen und ungeahnten Möglichkeiten in ein Schlachtfeld voller Elend, Blut und Tod. Als Auserwählter einer P...