Kapitel 21: Ich lebe für euch!

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Hinter Tsondos Eisenmaske schallte absonderliches Gelächter: „Haha, du Mörder! Du warst es! Endlich habe ich den Mann gefunden, der unsere Familie ausgelöscht hat!"

Alle blickten verwirrt auf Isaac, welcher wiederum schwitzend auf den Boden starrte. Der Tag, an dem er Unzählige niedergestreckt hatte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, holte ihn nun heim. Tsondo trat langsam, schon fast tänzerisch an den Schmied heran: „Na, weißt du nicht, was du sagen sollst?"

Ysa erschauderte vor dem Verhalten ihres Bruders. So hatte sie ihn noch nie erlebt und die furchterregende Maske mit ihren weinerlichen Zügen machte es nur noch schlimmer. Versteckt hinter ihrer Cousine beobachtete sie weiter das Spektakel, während Anna fassungslos auf Isaacs Geständnis reagierte: „Isaac, was hast du getan?" sagte sie mit zitternder Stimme.

„Ja, Isaac, erzähle es ihr! Uns allen!" feuerte Tsondo ihn lauthals an.

Der eigentlich stolze Krieger war nun eingeschüchtert worden: „Es begann alles bei dieser einen verdammten Aufklärungsmission. Jura und ich waren mit unserem Trupp nach Richtung Osten geritten. Wir sollten prüfen, was es mit den merkwürdigen Gerüchten eines Kannibalendorfes auf sich hatte. Als wir-"

„Lügner!" schrie Tsondo „Du und deine Männer wart nichts weiter als eine Meute! Geprüft, geprüft, geprüft wurden einzig und allein eure Schwerter nachdem das Blut von Unschuldigen dran kleben blieb! Ihr habt sie...einfach getötet. Mutter und Vater, Tochter und Sohn!"

In Isaac entfachten erneut die schrecklichen Erinnerungen. Vereinzelte Tränen tropften auf den hölzernen Boden: „Ich hatte keine Ahnung, ob das Gerücht stimmte, doch rief ich zum Angriff. Ich war kalt, wütend wie solche Leute leben konnten."

Tsondo hielt blitzschnell mit dem Zeigefinger hinweisend vor Isaacs Augen: „Wütend, ja, Wut ist ein gutes Stichwort. Ich weiß, was Wut mit Menschen anstellt, Isaac. Aber keine Sorge. Wut ist lediglich ein Weg zur Rache. Oh, wie traumhaft diese Rache doch war!". Tsondo verfiel wieder in abartiges Gelächter. Im Stehen lehnte er sich zurück und stützte entspannt seinen Hinterkopf mit den Händen.

Isaac packte den Anführer gewaltsam am Kragen seiner leichten Lederrüstung: „Was soll das heißen?! Sag bloß du hast...". Mehr Worte kamen nicht mehr aus seinem Mund. Die vermeintliche Erkenntnis schlug bei ihm ein wie ein Blitz.

Die Augen hinter der Maske sahen ihn direkt in seine: „Du hast dich von der Wut bestechen lassen, Isaac. Doch aus deiner Wut folgte meine Rache, der Tod deiner Tochter!"

„Nein..." keuchte Isaac „Nein!". Mit einem Schlag auf Tsondos Maske warf er den Assassinen an das andere Ende des Raumes direkt gegen ein Kerzenständer an der Wand, welcher daraufhin mit Tsondo zu Boden fiel. Krampfhaft stemmte er seinen mächtigen Kriegshammer fest in seinen Händen vor sich, bereit seinem Feind jeden Knochen einzeln zu zermalmen.

Als Tsondo sich langsam von dem knarzigen Boden aufrappelte, wurde den Anwesenden klar, was sich hinter der nun verbeulten Blech verbarg. Mit einer schier endlosen Gelassenheit blickte er auf die Innenfläche der am Boden liegenden Maske: „Tja, nun hat es keinen Zweck mehr es zu verbergen."

Die Garde blickte in ein dunkel-violettes Grinsen, weit aufgerissene rote Augen reflektierten ihr Entsetzen. Nie hätte Karej geglaubt seinen Bruder so zu sehen. Er konnte nicht glauben, dass diese Kreatur mit zerfransten Haaren und ihrem reuelosen Gelächter sein Bruder war. Nein, dies war nicht sein Bruder, konnte es nicht sein. Verzweifelt schaute er rüber zu seiner Schwester. Erschrocken, als wäre sie ihrem schlimmsten Albtraum begegnet, starrte sie auf Tsondo.

„Ich wusste es. Er ist von Andarkha erfüllt." sprach es Anna laut aus.

„Von was?" fragte Karej nervös.

Ungeachtet dessen, stürmte Isaac auf den Assassinen los, gewillt den Mörder seiner Tochter zur Strecke zu bringen. Mit einem gewaltigen Hieb sauste der Hammer gegen die Wand, der Assassine war geschickt ausgewichen. Kichernd stand Tsondo unbewaffnet neben ihm: „Haha, weißt du jetzt, was Schmerz ist? Wut?"

Isaac zog den Hammer aus dem entstandenen Loch aus der Wand und holte ein weiteres Mal aus. Wieder vergebens. Der Hammerkopf zersprengte einen Teil des Schornsteins. Der Qualm des Kaminfeuers drang langsam durch die zerbrochenen Backsteine.

Abgelenkt von dem Kampf und der Enthüllung Tsondos, hatte Wilhelm erst jetzt den Geruch von Rauch bemerkt und deutete in eine Ecke des großen Raumes: „Mylord, sehen Sie dort!"

Feuer machte sich breit. Die Gardine eines Fensters begann lodernd in Flammen zu stehen. Wilhelm wusste, es wäre nur eine Frage der Zeit bevor der ganze Raum und das Haus in Flammen stünden. Sie konnten nicht länger hierbleiben!

„Herr, wir müssen hier weg!" riet er Lucius, seine breite Hand die Schulterrüstung des Prinzen packend. Lucius blickte sich ohne auch nur ein Wort zu verlieren um und verließ den Raum. Wilhelm folgte ihm. Norlan sah abwechselnd zu ihm und Isaac. Was machte Lucius da? Er konnte doch nicht einfach gehen! Sein Blick verlief zu Fina. Ebenso ratlos wie er stand sie da.

„Was soll das? Warum gehen die einfach?! Wir müssen irgendwas tun!" rief Karej. Anna blickte zu ihm auf: „Karej, dieser Raum ist viel zu eng zum kämpfen und hier wird bald alles in Flammen stehen!"

Während Isaac ein ums andere Mal Tsondo knapp verfehlte, umzingelte sie das Feuer zunehmend. Bald hatte es auch den restlichen Trupp erreicht. Hustend hielt sich Fina die Hand vor dem Mund. Sie konnte nicht mehr länger bleiben. Hektisch packte sie Karej an den Schultern: „Du Idiot, wir müssen raus hier!", doch der Krieger stieß sie weg: „Ich kann doch nicht einfach meinen Bruder hier lassen! I-Ich muss eingreifen!". Doch bevor er sich in den Kampf einmischen konnte, hielt Ysa seinen Arm fest: „Bruder, ich will weg von hier! Ich hab Angst!". Die Augen seiner kleinen Schwester logen nicht. Zunehmend verfestigte sich ihr Griff um sein Handgelenk.

Norlan erkannte derweil etwas an der Wand. Durch das sich ausbreitende Feuer konnte er kleine Schnüre in den Ritzen der mit Holz verkleideten Wände sehen. Nicht sofort begriff er, was sich dahinter verbergen würde. Ehe Norlan sich vergewissern konnte, sah er lauter kleine Funken aus den Wänden sprühen. Zündschnüre!

Mit vielen donnernden Explosionen begann die Falle zuzuschnappen. Die Wände brachen auseinander und Deckenbalken vielen vereinzelt herunter, genau vor den Füßen des Trupps. Die Sicht auf Issac und Tsondo war kaum mehr vorhanden, Rauchschwaden verdunkelten ihre Sicht.

„Fuck!" erschrak Norlan.

„Wir müssen zum Ausgang, Karej!" sagte Anna ernster Miene. Ihr Cousin verstand es. Dieser Konflikt war nur für die beiden bestimmt, er konnte nichts mehr tun. So nahm der junge Assassine seine Schwester bei der Hand und lief zögerlich mit ihr und Anna auf den Gang, hinaus ins Freie. Gerade als Fina ihnen folgen wollte, sah sie ihren Kameraden regungslos vor den brennenden Hindernissen stehen.

Kleine Spalte zwischen dem niedergekrachten Balken ließen Norlan den Kampf beobachten. Umringt von Flammen schlug Isaac keuchend seinen Hammer um sich, doch wie der Wind entkam Tsondo jeden seiner Angriffe. Dennoch hatte er noch immer nicht ein einziges Mal selbst Isaac attackiert. Was hatte er bloß vor? Warum das Ganze? Fina holte ihn schnell aus seinem Denken: „Los, hauen wir ab von hier!"

Ihre sanften Hände zogen ihn Richtung Ausgang. Kurz bevor sie die letzte Tür erreichten blickte Norlan nochmal in Richtung seines Freundes. Stirb bitte nicht, Isaac.

Die Ausdauer des einstigen Generals ging zuneige. Sein Körper hatte schon mal bessere Tage gesehen, ebenso seine Kampffertigkeit. Dieser elende Sohn eines Frochmirs war zu glitschig. Jeder seiner Hiebe war nutzlos gewesen. Schwitzend versuchte Isaac sich auf seinen zitternden Beinen zu halten.

„Du wirst hier sterben, mein Freund. Im Feuer, genauso wie Mutter und Vater." hörte er die ekelhafte Stimme Tsondos hinter ihm zischen. Ein Schlag nach hinten brachte ebenso wenig wie die vorherigen. Ich werde nicht sterben. Ich werde...nicht sterben. Jura. Kai. Emilia. Ich lebe für euch!

Kylak's WarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt