Kapitel 8: Bereit

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„Ist ja meeega!" rief Anna voller Staunen, als sie Norlan dabei zuhörte, wie er nach Dyarach kam, während sie mittlerweile schon durch die Eingangshalle gingen. Fina führte, die Gruppe an und hatte keine Lust sich mit den beiden zu unterhalten.

„Du bist also durch sowas, wie einen Albtraum hierhergekommen? Sowas hab ich ja noch nie gehört. Wie geht das?" dachte Anna laut. Norlan fragte sich dasselbe: „Ich hab auch keine Ahnung, wie das passiert sein könnte. Du, als Magierin, weißt es auch nicht?"

„Hm..." Anna dachte stark darüber nach. Bevor sie jedoch eine Antwort fand, waren die drei schon am Tor der Eingangshalle angekommen: „Labert nicht so viel rum und kommt endlich! Norlan, gib den Wachen die Krücken!" forderte Fina. Daraufhin gab Norlan seine Krücken einer Wache, die sofort bereitstand ihm sie abzunehmen. Auch dieser Soldat schaute ihn unter dem Schatten seines Helmes nicht sehr gerade fröhlich an. Er ging fort und Fina machte eine schwungvolle Geste mit der Hand, die den Wachen als Signal dienen sollte, die Tür zu öffnen, was sie auch sofort taten.

„Bitte, Milady." Gab die rechte Wache von sich, während die Tür aufschlug.

Norlan wurde geblendet von der starken Helligkeit des Tageslichts und hielt sich die Hand vor den Augen. Nach kurzer Zeit gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit und vor ihm befand sich ein großer Burghof mit gepflastertem Boden, ein paar Häusern, einer Schmiede und einem Pferdestall mit gepanzerten Pferden, die anscheinend für die Ritter gedacht waren, soweit er das erkennen konnte. Einige Menschen liefen herum und gingen ihren Pflichten nach.

Anna zeigte in Richtung Schmiede: „Hey, seht mal, da sind Lucius, Wilhelm und Isaac!" Norlan sah zur Schmiede und erblickte Lucius, Wilhelm und einen etwas älteren Mann mit hellbraunen, kurzen Haaren und in Arbeitssachen, einer Schmiedeschürze eingekleidet. Während sich Lucius und der Mann unterhielten, stand Wilhelm mal wieder einfach stumm und unauffällig rechts neben dem Prinzen.

Der pummelige Mann mit Schmiedeschürze und Hammer in der rechten Hand musste wohl dieser Isaac sein, dachte Norlan. Sofort fiel ihm auf, dass Isaac eine Art Augenklappe über dem linken Auge zu tragen schien. Fina, Anna und Norlan gingen geradewegs auf die Schmiede zu und Lucius bemerkte sie nebenbei aus dem Augenwinkel: „Ah, da seid ihr ja! Norlan, du wurdest offensichtlich geheilt. Gute Arbeit, Anna!" rief er. Anna lächelte darauf.

„Du musst also Norlan sein!" sagte der Mann mit brummiger Stimme zu ihm. Er schien ungefähr ein Kopf kleiner als Norlan zu sein und wirkte auf den ersten ersten Blick recht sympathisch.

„Und Sie sind Isaac, denk ich mal?" fragte er.

„Ja, richtig. Ach, wo bleiben meine Manieren, ich bin Isaac Darius Chrom, aber nenn' mich einfach Isaac. Vor dir steht der beste Schmied im ganzen Reich und darüber hinaus bin ich auch der königliche Hofschmied. Aber genug von mir, schön dich kennenzulernen!" Er gab Norlan die Hand.  

„Guten Tag, mein Name ist Norlan Bricks. Auch schön Sie kennenzulernen." begrüßte er ihn.

„Lucius hat mir schon so einiges von dir erzählt. Du bist also der, um den sich die ganze Sache hier dreht?"

„Anscheinend schon, ja." entgegnete Norlan. Fina mischte sich ein: „Isaac, können wir euch alles im Hinterhof erklären?" fragte sie ungeduldig.

„Natürlich, ich bin schon ganz neugierig, muss ich zugeben!" sagte Isaac und sie gingen alle zu einer Art Hinterhof, der von dem restlichen Burghof abgegrenzt und dessen Eingang von zwei Soldaten bewacht wurde. Durch das bewachte, eiserne Gittertor hindurch führte Fina sie zu einer Terrasse mit Garten und einem großen runden Tisch, wo regelmäßig Sachen besprochen und zur Stimme gebracht wurden.

„Setzt euch, ich werde nun alles erklären." sagte Fina und setzte sich. Norlan setzte sich gegenüber von ihr ans andere Ende des Tisches und nachdem nun alle auf ihren Plätzen saßen, fing Fina an Anna und Isaac alles zu erklären und sagte ihnen, dass sie Norlan trainieren und auf den Krieg gegen diesen gewissen Xobar vorbereiten müssten.

„Wer ist überhaupt dieser Xobar?" fragte Norlan, nachdem Fina alles erklärt hatte. Alle Augen richteten sich auf ihn. Fina holte nochmal tief Luft: „Also, niemand weiß so richtig wer er ist, sicher ist nur, dass er nichts Gutes vorhat. Wir führen schon seit einigen Wochen Krieg gegen ihn. Zuerst waren es ein paar Raubüberfälle. Doch er baute sich ganze Truppen auf und erklärte dem Reich Dyarach den Krieg. Komisch, ist nur, dass er in so kurzer Zeit, sich eine ganze Armee aufbaute."

„Wir vermuten stark, dass hier sehr mächtige Magie am Werk sein muss. Das können einfach keine Menschen sein." fügte Anna kurz ein.

Fina nickte: „Gerüchten zufolge soll er auch ein sehr mächtiger Dunkelmagier sein, aber dadurch dass er sich nie blicken lässt, konnten unsere Späher keine detaillierteren Angaben zu seiner Person oder Aussehen machen. Alle Spione, die wir zu seinem Sitz im Norden gesandt haben, kamen nie zurück. Dadurch, dass er jetzt auch noch den ganzen Westen unter Kontrolle hat, gilt er als große Gefahr für das ganze Reich und seine Bewohner."

„Und um dieses zu beschützen, müssen wir dich trainieren und auf den Krieg vorbereiten." sagte Lucius. Fina blickte grimmig auf Lucius, da dieser ihr augenscheinlich die Worte aus dem Mund genommen hatte: „Ja, genau Lucius. Wie mein nichtsnutziger Bruder eben gesagt hat, wird jeder, der hier sitzt dich in bestimmten Sachen unterrichten und unterweisen."

Norlan wurde sichtlich überrumpelt. Von einem zum anderen Tag ein Krieger? Wie sollte er das anstellen, wenn er nicht mal die Schule beendet hatte? Was wird aus seiner Mutter, während er weg ist? Die verschiedensten Sorgen und Gedanken gingen ihn durch den Kopf, bis Fina auf den Tisch schlug: „Träum nicht so rum, es geht hier schließlich um dich und das ganze Reich! Wir haben keine Zeit zu diskutieren und ich stelle dir hier und jetzt das Ultimatum: Sag, bist du bereit dich dem Krieg zu stellen, unter der Flagge des Reiches Dyarach zu dienen und an unserer Seite zu kämpfen?"

Alle schauten gespannt und erwartungsvoll auf Norlan. Er wusste, dass das hier kein Scherz war. Genauso wusste er, dass er im Kampf sterben könnte. Wieso sollte er zustimmen, obwohl er diese Gegend und die Leute hier überhaupt nicht kannte? Er war sich unschlüssig.

„Was ist, wenn wir gewinnen? Kann ich denn nach Hause zu meiner Mutter nach Furroday?" fragte er.

„Das können wir dir leider nicht sagen." antwortete Lucius.

Anna bestätigte die Aussage: „Ja, tut mir leid Norlan, ich weiß es auch noch nicht so genau. Wie man in andere Welten reist steht in keinem mir bekannten Buch, außer in denen der Kylak, aber die wurden alle vernichtet."

So nickte Norlan bedrückt und dachte nach. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Sein Leben in Furroday ging den Bach runter und seine Mutter wäre so oder so ohne ihn besser dran. Doch sehnte er sich nach ihr und hatte Angst, sie würde sich vor Trauer etwas antun. Aber hatte er eine andere Wahl? In seine Welt konnte er wahrscheinlich eh nicht mehr zurückkehren. Vielleicht wäre das sogar seine große Chance. Seine Chance, von einem normalen, langweiligem Schüler zu einem wahren Held heranzuwachsen. Ein Held, wie sein Vater einer war, vielleicht auch ein größerer.

„Ja, ich kämpfe mit euch."

Kylak's WarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt