Kapitel 15: Vergangene Wege

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Norlan nahm den Helm ab. Zu stark strahlte die Sonne auf seinen Kopf und ließ Schweißtropfen seiner erhitzten Stirn hinunterfließen. Es wehte jedoch etwas Wind, welchen er vorher durch den Helm gar nicht richtig bemerkt hatte und seinen Kopf etwas kühlte. Hätte ihn Gwen nicht immer die Haare geschnitten, hätten ihn seine Haare wahrscheinlich zur Weißglut gebracht bei dem Klima.

Das Land, durch welches sie ritten, war bestückt mit kilometerweiter Grünfläche und einigen Bäumen am Rande etwaiger Berge. Die vogelähnlichen Wesen ließen sich im warmen Sommerwind treiben und ein paar andere Tiere sprangen in der Gruppe gazellenartig durch die hohen Gräser, doch sahen mehr nach Hirschen oder Ähnlichem aus.

In linearer Reitkolonne führten er und seine Kameraden mit Lucius an der Spitze das hiesige Heer an: „Da vorne müssten wir weiter nach rechts und dann ist es nicht mehr weit!" sagte Anna und zeigte mit dem Zeigefinger geradeaus in Richtung eines kleinen Wäldchens.

Endlich, dachte Norlan, sie würden bald da sein. Schon drei Tage waren sie in dieser Sommerhitze unterwegs und in der Nacht kühlte die Temperatur gefühlt auf wenige Grad herunter. Doch seine Rüstung hielt Norlan zum Glück stets warm. Nur schlafen war nicht so einfach damit.

Obwohl die Sonne seine Augen langsam reizte, genoss er die weitaus schönere Natur Dyarachs, als die der Erde. Es war viel lebhafter und allgemein die Hülle und Fülle an ästhetischen Kreaturen und Landschaften, die er noch nie zuvor so sah, faszinierten ihn irgendwie. Zuhause wäre er nie aus Furroday herausgekommen, abgesehen von Klassenfahrten. Er kannte nur Beton und Pflastersteine, aber sowas zu sehen war mal was Neues. Der Hon, ein großer Fluss, den sie gestern überquerten, war kristallklar, wie kein anderer Fluss, den er kannte. Wie gern wäre er nur mal kurz dort baden gegangen.

Verträumt in die Landschaft blickend bemerkte er gar nicht wie sein Pferd sich Lucius' annäherte: „Ist irgendwas, Norlan?" fragte der Prinz und holte ihn aus seinen Träumereien.

„Oh, entschuldige, war ausversehen." Sagte er und lenkte sein etwas eigenwilliges Pferd weiter nach links.

„Ach nein, ist schon gut, aber ich wollte dich sowieso schon etwas fragen, was mir die Tage nicht aus dem Kopf ging."

„Hm? Was denn?"

„Wachen, lasst uns kurz allein!" befehligte Lucius und die zum Schutz der königlichen Garde berittenen Soldaten zügelten ihre Pferde und fielen nach hinten zurück. Norlan links, Lucius in der Mitte und Wilhelm zu seiner Rechten waren sie die ersten drei, gefolgt von den sich unterhaltenden Anna, Fina und Isaac. Lucius drehte sich kurz um, vergewissernd, dass niemand ihn hören konnte und ritt schnell zu Norlan ran. Mit unterdrückter Stimme fragte er: „Ist es eigentlich wahr, dass du und Fina...ähm...etwas miteinander habt?"

Norlan wurde schlagartig rot. Sollte er jetzt die Wahrheit sagen? Er war sich nicht sicher, ob dies die richtige Entscheidung war, doch er atmete tief durch und erzählte Lucius, was in den letzten Tagen zwischen ihm und Fina vorgefallen war.

Lucius blickte nicht sehr erfreut, doch überrascht schien er durchaus zu sein: „Oh, also habt ihr nur...? Denn lag Gwen mit ihrer Vermutung wohl richtig." dachte der Prinz laut nach.

Als Lucius das sagte, erinnerte sich Norlan an Gwens komisches Verhalten vor ein paar Tagen und wie sie plötzlich in Finas Zimmer kam. Also suchte sie vielleicht gar keine neuen Handtücher, sondern spionierte ihm hinterher. Das war jedenfalls seine Vermutung.

„Es tut mir leid Norlan, aber Gwen ist ein ziemlich unsicherer und misstrauischer Mensch und wie ich sie kenne, hat sie bestimmt schon dein Zimmer durchwühlt." kicherte Lucius. Die Ironie stand Norlan daraufhin ins Gesicht geschrieben. Schlagartig hörte Lucius auf zu kichern: „Oh...Ach, komm schon, sie meinte es nur gut."

Kylak's WarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt