Noch mehr Ärger

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Gabriels PoV:

Sorgfältig versorge ich den letzten Teller im Schrank. Dracula sei dank ist keiner von denen kaputt gegangen. Wie es Luk im Moment geht? Naja, er wird's überleben. Hoffe ich zumindest. Ohne ihn wäre ich aufgeschmissen, und das nicht nur ein bisschen. So, und jetzt in den Unterricht, ich bin ohnehin schon zu spät dran. Mit Schwung öffne ich die Küchentüre und erschlage dabei fast Luk, der eben die Türe öffnen wollte. Irgendwas stimmt nicht mit ihm. Er schaut aus, wie ein Eichhörnchen wenns blitzt. Okay so schlimm auch wieder nicht. Bisschen geschockt vielleicht, aber mehr nicht. "Raffzahn will dich sehen"teilt er mir mit. Bei van Hellings Kreuz! Was den nun schon wieder? Abwaschdienst war wohl eine zu milde Strafe nach seinen Massstäben, oder wie jetzt. "Was will der denn noch von mir?" genervt will ich an Luk vorbei gehen, doch der packt mich am Ärmel. "Pass auf dich auf, ja?" ich nicke, dann lässt er meinen Ärmel los. Seit wann sagt der denn ich soll auf mich auf passen? Das letzte Mal als er mir das gesagt hatte, war das, als ein Bild von mir in der Zeitung erschienen ist, als ich flog.... Dazumal musste ich ein Stück Knoblauch essen. Ich hoffe diesmal nicht. Zwar bringt uns Vampire Knoblauch nur in grossen Mengen um, aber die Zusatzkräfte verabschieden sich für einige Zeit. Kein fliegen, kein gutes Riechen, kein Sehen im Dunkeln.

Fast schon zaghaft klopfe ich an die Bürotür. Mit einem knarren wird die Türe langsam geöffnet. "Komm rein" waren die einzigen zwei Worte die Raffzahn an mich richtete. Langsam gehe ich rein. Kaum war ich drei Schritte in den Raum gegangen, knallt die Türe hinter mir zu, und ich werde auf den nächstbesten Stuhl gedrückt. Fesseln schnappen um meine Handgelenke, Fussgelenke und um meinen Hals zu. "Anfangs noch ein paar Infos. Luk und du passen auf die Menschen auf solange sie hier sind. Kein Wort darüber zu den Menschen. Und für jeden Fehler den die Klasse macht, werdet ihr eure Köpfe hinhalten. Und jetzt Mund auf" Der letzte Satz schreit er. Erschrocken zucke ich zusammen. Himmel hat der eine schlechte Laune. Zögerlich öffne ich meinen Mund, schliesse ihn aber wieder schnell, als ich den Gegenstand in Raffzahn's Hand sehe. Eine silberne Feile mir Holzgriff, sonst würde sich der 'arme' Raffzahn am Metall verbrennen. "Mund auf, oder ich brenne mich durch deine Lippen zu deinen Zähnen durch" um seine Drohung zu unterstreichen, kommt er meinen Lippen mit der Feile gefährlich nah. Schnell öffne ich meinen Mund wieder, damit er seine Drohung auch nicht wahr macht. Ihr kennt sicher alle das Gefühl des Zahnarztbohrers. Das Geräusch ist vergleichbar mit dem, wenn man Eckzähne abfeilt. Nur, dass bei den Menschen für gewöhnlich der weggefeilte Teil wieder mit Füllung ausgeglichen wird. Bei mir wird das mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht zutreffen.

Luks PoV:

Nachdem Gabriel die Küche verlassen hat, bleibe ich unruhig dort stehen. Eigentlich sollte ich jetzt in den Unterricht gehen. Die Menschen sind schlafen gegangen und Raffzahn wird mir die Hölle heiss machen, wenn er mich hier findet. Apropos Raffzahn. Meine Gedanken schwirren ununterbrochen zu Gabriel und der Feile, die auf dem Tisch gelegen hatte.
Ich weiss nicht wie, aber irgendwann stehe ich dann doch wieder vor der gefürchteten Tür von Rafftzahns Büro. Grässliche schabende und quitschende Geräusche dringen bis zu mir heraus. Sie jagen mir eine Gänsehaut den Nacken hinunter. Leise vernehme ich jetzt auch Raffzahns Stimme, welche irgendwelche Sachen murmelt, die ich nicht verstehen kann. Um besser hören zu können, presse ich mein Ohr an die Tür. Das ist ein grosser Fehler, wie ich gleich merken werde. Ich bin nämlich so auf Raffzahns Gemurmel drinnen konzentriert, dass ich gar nicht merke, wie sich von hinten Schritte nähern. Schritten wie von Samtpfoten, sorgsam darauf bedacht, nicht gehört zu werden. Und im nächsten Moment werde ich auch scho von hinten gepackt, die Tür schwingt auf und jemand stösst mich grob ins Zimmer. Direkt vor Raffzahns Füsse. Ich bin so geschockt dass ich es nicht wage, hoch zu seinem Gesicht zu blicken. Die leise, gefährliche Stimme von Raffzahn ist nicht nötig, um mich auf meine missliche Lage aufmerksam zu machen. Raffzahn packt mich am Kragen und zerrt mich unsanft auf die Beine. Für einige Momente kriege ich keine Luft, als meine Füsse über dem Boden schweben bleiben. Der Obervampir lässt mich auch jetzt noch nicht los. Durch winzige, eng zusammen gekniffene Augen fixiert er mich wütend. "Du! Schon wieder. Wieso seid es immer ihr beide, die jeden Unsinn anstellen müssen?!" Darauf wären mir sofort mindestens 3 passable Antworten eingefallen. Fliegen bei Nacht ist nur halb so aufregend, Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden, es macht Spass, Raffzahn zur Weissglut zu bringen. Naja. Vielleicht sollte ich das lieber nicht erwähnen. Auf mein Schweigen knurrt Raffzahn, lässt mich dann aber zum Glück los und ich massiere mit schnerzverzerrtem Gesicht meinen Nacken. Wieder donnert Raffzahn los aber nicht wegen mir, diesmal ist Gabriel gemeint, der die Feile unauffällig mit dem Fuss wegbefördern will. Seine Hände sind an die Stuhllehne gefesselt. Wirklich gaaanz toll. Hundert Punkte im Bereich Kindererziehung, Raffzahn. Während Raffzahn sich um Gabriel kümmert, drehe ich zum ersten Mal den Kopf um zu sehen, wer mich denn überhaupt erst in diese Lage gebracht hat. Und da steht er. 1.65 gross und wie immer mit einem feistes Grinsen im Gesicht. Marlon. Raffzahns Sohn. War ja eigentlich klar. Fast immer, wenn Gabriel und ich in Raffzahns Büro drankommen, hat Marlon irgendwie die Finger im Spiel. Und diesmal Wortwörtlich.
Kurze Zeit später sitze ich an gleicher Stelle wie Gabriel, der mir einen unglücklichen Blick zuwirft. Raffzahn tritt mit der Feile auf mich zu. Ich sehe Marlon feixend hinter ihm stehen, dann schließe ich die Augen und versuche das Knirschen der Feile zu ignorieren.

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