Vampirinternat

How to be a Vampire

Luks PoV:

Der nächste Tag verlief wieder verhältnismässig ruhig. Aufstehen, Frühstücken, Babysitter spielen, Abendessen und dann das beste des ganzes Tages: die nächtlichen Flugstunden. Jap. Gabriel und ich haben beschlossen, Kili zum Vampir auszubilden. Mit etwas mehr Feingefühl und anderen Methoden als seine früheren Lehrer, die ihn, wie er uns erzählte, einfach aus dem Fenster geworfen haben, in der Hoffnung er würde fliegen. Und als das nichts half, besannen sie sich auf die alten Massnahmen, weshalb Kili dann schlussendlich in die Lehre als Vampirjäger ging.
Leider müssen auch Gabriel und ich feststellen, dass Kili ein sehr hoffnungsloser Fall ist was das Fliegen angeht. Darum binden wir ihn oft einfach wieder an das Seil und ziehen ihn hinter uns her. Das findet er ohnehin am Besten. Ich muss also leider zu Protokoll geben, dass unser Schüler auch nach einer Woche noch keine nennenswerten Vortschritte zu verzeichnen hat, doch wir arbeiten daran. Auch an Blut hat er schon mal genippt, doch er findet es weiterhin scheusslich. Sogar das delikate Blut von 1895 aus Raffzahns Privatvorrat hat er abgelehnt. Es ist zum Eckzähne ziehen. Ach nein. Das haben wir ja schon hinter uns.
Der einzige Nachteile dieser nächtlichen Privatstunden ist, dass wir am Morgen stets total verpennt und übermüdet zum täglichen Babysitting erscheinen. Aber da wir es mittlerweile meisterlich beherrschen, das Gähnen zu unterdrücken, schöpft niemand Verdacht. Zumindest rede ich mir das immer wieder ein. Denn so mancher Blick, mit dem Melanie uns bedenkt, lässt mich nichts Gutes ahnen...
Nun ist es wieder so weit. Als sich der Himmel in eine dunkle Fläche voller heller Nadelköpfe verwandelt, stehen Kili, Gabriel und ich schon auf unserem Flug Turm und machen uns startklar. Mir fällt auf, dass Gabriel heute merkwürdig unruhig ist. Unauffällig versetze ich ihm einen Rippenstoss, doch er winkt nur mit einem schrägen Grinsen ab. Also lasse ich ihn in Ruhe. Wenn es wichtig ist, wird er es mir bestimmt später noch sagen. Wie jedes Mal finde ich es wieder sehr erfrischend, endlich in die kalte Nachtluft zu entschwinden. Kili schaukelt wieder in den Seilen, da wir beschlossen haben, heute etwas weiter zu fliegen als sonst. Und Kili schafft es nicht mal, einen Abstand von einem Meter zu überwinden. Wir landen schliesslich auf einer grossen Birke, deren Zweige sich wie gespenstisch auf und ab bewegen. Ich unternehme noch einen Versuch bei Gabriel, herauszufinden, was ihm heute über die Leber gelaufen ist. Diesmal habe ich Erfolg. Er seufzt zwar erst vehement auf, doch dann sagt er: "Es geht um diese Melanie." "Wenn es um diese Blicke geht, die sie dir ständig zuwirft. Du bist nicht der einzige. Ständig fühle ich mich unter ihrer Beobachtung." "Nein, ich meine nicht nur die Blicke. Heute Abend bin ich doch schon mal zur Flugstunde vorgegangen, weil du etwas länger Zeit gebraucht hast. Da habe ich plötzlich Stimmen gehört. Ich sah vorsichtig um die Ecke und da standen Melanie und ...Raffzahn und haben geredet." Der Schreck fährt mir eiskalt in die Glieder. "Und das sagst du jetzt?!" Fahre ich Gabriel an. Er zuckt die Schultern. "Was sollen sie schon geredet haben." Dass er so ruhig bleibt, macht mich wütend. Bei Dracula. Wenn gewisse Dinge in die falschen Ohren geraten sind und Raffzahn jetzt davon weiss... Ich mag mir die Konsequenzen gar nicht ausmalen. Gabriel scheint zum Glück begriffen zu haben, und gemeinsam bringen wir Kili dazu, den Ausflug abzubrechen und mit uns zurück zu fliegen. In windeseile sind wir zurück im Schloss. In der Halle trennen wir uns und Kili begiebt sich zu seinem Schlafsaal, während Gabriel und ich die Wendeltreppe hinunter hetzen. Wir nehmen die letzten Meter, biegen um die Ecke und... Wammm!
Ich renne vollekanne in jemanden rein. Ich hebe den Blick doch man muss kein Genie sein um zu wissen wer das ist...

Gabriel's PoV:
Während Luk in Raffzahn rennt, stolpere ich, und falle auch um. Anders ausgedrückt; Marlon hat mir ein Bein gestellt. "Wieso seit ihr nicht im Unterricht?!" Brüllt Raffzahn durch die Gänge. "Wir kommen gerade vom Babysitten und wollten in unsere Särge" fäuche ich Raffzahn an, und rapple mich wieder auf. Luk tut es mir gleich und kurze Zeit später stehen wir nebeneinander vor Raffzahn. Marlon ist schon wieder verduftet. Apropos duften, das riecht stark nach Rache. "Ihr kennt den Deal." Mit diesen Worten packt er mich an den Haaren und Luk beim Ohr, wahrscheinlich weil seine Haare kürzer als meine sind, und schleift uns die Treppe wieder hoch, einmal quer durch die Halle ins Schulzimmer. Dort stellt er uns vor seinem Pult ab. Ich merke wie die Panik Luk ergreift. Als ich seinem Blick folge verstehe ich auch wieso. Raffzahn kram in seinem Materialschrank rum. Dort sind alle Bücher und ausgestopften Tiere und was er sonst noch so für den Unterricht brauch gebunkert. Und vor 40 Jahren waren auch die Rohrstöcke und andere Züchtingungsmittel dort drinne. Nach endloslangen zwei Minuten hat Raffzahn das gefunden, was er gesucht hat. Er kommt aus den Untiefen des Schrankes wieder hervor und hat einen Rohrstock in der Hand. Oder eher einen Teil davon... Ole hatte mal einen angesägt, welcher dann auch zerbrochen ist. Die zwei Stücke muss Raffzahn wohl aufbewahrt haben. "Hände vor, Innenflächen nach oben." Komandiert Raffzahn. Widerwillig halten Luk und ich Raffzahn unsere Hände entgegen. Ein Raunen geht durch die Klasse. Kein Wunder. Seit 40 Jahren gab es keine solchen Ereignisse mehr. "Seit heute sind die alten Erziehungsmethoden wieder eingeführt. Dass habt ihr den beiden zu verdanken." Er macht eine abschätzige Handbewegung in unsere Richtung. "Sie haben gegen sämtliche Regeln verstossen. 1. Sie haben das Geheimnis unseres Daseins nicht gut bewahrt. Ein Mädchen hat davon Wind bekommen. 2. Ihr habt einen der Klasse in unser Geheimnis eingeweiht" "Er ist auch ein Vampir" verteidigt uns Luk. Drohend kommt Raffzahn auf ihn zu. "Noch ein Wort und ich werde anderen Gebrauch vom Rohrstock machen." Diese Drohung hat gesessen. Weder ich, noch Luk machen einen Muks wärend seinem Monolog. "3. ihr seid mit diesem Jungen fliegen gegangen. Täglich! Was mich zweifeln lässt, das dieser Junge ein Vampir sein soll. 4. Ihr habt heute Morgen exakt 2 Minuten und 53 Sekunden verschlafen." Wärend dem sich Raffzahn weiter über uns aufregt, sehe ich wie Marlon eine Stoppuhr provokativ hin und her baumeln lässt. Dem werd ich aber was geigen! "Kommen wir nun zu der Bestrafung. Ich glaube 5 Schläge sollten angemessen sein." Schokiert will Luk etwas sagen, aber mein Blick hält ihn davon ab, was Raffzahn zu bemerken scheint. "Menschen würden zwei bekommen. Ihr seid Vampire und habt einen Schnellheilungseffekt!" Rechtfertigt Raffzahn unsere Strafe.