Weihwasser und Streberalarm

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Luk's PoV

Dunkelheit hält mich umhüllt. Ich will aufwachen. Der Finsternis entfliehen, aber sie lässt mich nicht los. Erst als ein Schmerz in meiner Wange aufflammt, komme ich langsam wieder zu mir. Durch meine halbgeöffneten Lieder dringt schummriges Licht. Ich höre Gabriels Stimme neben meinem Kopf:"Toll gemacht. Es ist er entgültig ausser Gefecht gesetzt." Blinzelnd öffne ich die Augen und sehe ein bleiches Gesicht direkt vor meinem. Gabriel grinst. "Da bist du ja wieder. Ich hatte schon Angst, du seist von uns gegangen." "Intelligente Worte an einen Untoten." Ich rapple mich mühsam auf und während ich das tue, fahre ich mir mit der Zunge unwillkürlich über die Zähne. Ich stutze, als der kleine Schmerz ausbleibt, mit dem sich die Eckzähne in die Zunge bohren. Dann fällt es mir wieder ein. Sie wurden uns ja weggefeilt. Jetzt sehe ich auch Gabriels Grinsen mit ganz anderen Augen. Für einen Nicht Vampiren vielleicht ein merkwürdiger Gedanke, als Bestrafung die Eckzähne wegzufeilen, weil wir sonst ja nicht an Nahrung kommen und verhungern müssten. Doch 1. müssen Jungvampire noch nicht selber jagen und 2. wachsen die Zähne nach einigen Wochen von selbst wieder nach. Dennoch ist das Gefühl unendlich peinlich und unangenehm. Erst jetzt fällt mir auch auf, dass wir uns gar nicht mehr in Raffzahns Büro befinden, sondern an einem...ganz...und...gar...schrecklichen...Platz. Einem Ort, den Vampire nicht in tausend Jahren freiwillig aufsuchen würden. Falls es irgendjemandem schon klar geworden sein mag. Jap, es ist die Kapelle. Sie ist eigentlixh sehr klein und ich kann kaum glauben, dass sich hier noch vor 100 Jahren 50 Personen reinquetschen vermochten. Durch die drei grossen, aus buntem Glas bestehenden, Scheiben fällt matt sanftes Mondlicht. Demnach ist also noch nicht viel Zeit vergangen, seit ich in Raffzahns Büro ohnmächtig geworden bin. Ich spüre, wie sämtliche Zellen meines Körpers zu schreien anfangen, als mein Blick an das grosse Kreuz an der Wand fällt, direkt über dem Altar mit, schluck, Weihwasser! Gabriel folgt meinen Blicken mit stummer Besorgnis im Blick. Meine Kehle fühlt sich wund und ausgetrocknet an, dennoch schaffe ich es, hervorzuwürgen:"Was machen wir hier?" Gabriel entfährt ein schwerer Seufzer:" Raffzahn meint, das wäre ein guter Übergang zu unserem Babysitterdienst." "Hat er uns denn noch nicht genug bestraft?!" Gabriel zuckt die Schultern. "Das einzige, das ich weiss ist, dass wir ab Sonnenaufgang wieder draussen sind und dann die Menschenklasse am Hacken haben werden." Ich lasse mich zurück auf den Boden gleiten. "Ich kann es ja kaum erwarten."

Gabriels PoV:

Und da sitzen wir nun. Zusammengekauert auf den kalten Fliesen der kleinen Kapelle. Naja, Dracula sei dank sind wir Tagbisse und können das Sonnenlicht berühren. Ansonsten müssten wir uns Tagsüber in dem kleinen Hinterraum verkriechen, welcher mit mehr als 50 Kreuzen bestückt ist. Nur schon das grosse vorne am Altar veruhsacht leichte Kopfschmerzen, da kann man sich ja denken, was für Schmerzen ein Vampir hat, wenn er sich dorthin verkriecht... "Bist du okay?" Frage ich besorgt Luk der schon wieder halb eingeschlafen ist. "Joah, ganz gut, ausser das mir zwei Ecksahnspitzen fehlen, k.o. geschlagen wurde, oh und ich befinde mich in einer Kapelle mit Kreuzen und Weihwasser!" Gegen Ende wird Luk immer lauter. Neckisch tätschle ich seinen Kopf. "Dann ist ja alles gut" Luk dreht sich grummelnd weg, und macht anstalten wieder einzuschlafen... Naja, vielleicht keine schlechte Idee, wenn man bedenkt, das wir ab morgen früh tagaktiv sein werden. Also lege ich mich zu Luk und kuschle mich näher an ihn, da er, wieso auch immer, wärmer hat als ich. Ein genervtes 'Eiswürfel' ist das letzte was ich mitbekomme, danach bin ich ins Reich der Träumen abgedriftet. Oder eher Reich der Alpträume. Gottseidank werde ich von jemanden geweckt. Naja oder eher von etwas nassem, ekelhaftem an meiner Wange. Ich schlage die Augen sofort auf. Luk liegt halben auf mir und sabbert im schlafe. Nicht das mich das stören würde, er hat ja warm, aber er sabber auf mich... "Luk!" Keine Reaktion... Ich rüttle ihn. Keine Reaktion... Kein Wunder verschläft der jeden Morgen. "Luk aufstehen! Raffzahn steh vor der Tür und hat sich dazu entschieden uns die Eckzähne zu ziehen!" Mit einem mal ist Luk ganz wach und sucht sich das nächstbeste Versteck. "Luk beruhig dich, Raffzahn liegt in seinem Sarg und schnarchst vor sich hin." Mein lachen hallt von den Wänden wieder. "Sehr witzig, Gabriel, wirklich." Murrt Luk, der wieder zu mir kommt, sich hinlegt, und weiterpennen will. "Oh nein Luk, geschlafen wird nicht mehr. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und wir müssen Babysitten. So einen Tag will man doch nicht verschlafen." Luks Reaktion? Ein genervtes 'ich schon'. Ich packe den genervten Luk, und werfe ihn mir über die Schulter. Und ja, Vampire haben mehr Kraft als Menschen. Wenn der schon zu faul zum laufen ist, dann trag ich ihn halt raus. Ich gehe zur grossen, schweren Eichenholztüre und drücke die Klinke runter. Bingo, die Türe ist offen. Naja, es ist Tag, da dürfen wir ja wieder raus? Aber wann hat Raffzahn die Tür aufgemacht? Ist doch egal. Den lauthals protestierenden Luk ignorierend laufe ich einige Meter weg von der Kapelle. Ruhig geniesse ich die schöne Landschaft um unserem Schloss. Die Vögel kann ich leiter nicht hören, da ich ja einen Schreihals über der Schulter habe. "Könntest du mal stille sein? Ich höre die Vögel nicht. Und ausserdem, was nestelst du an meiner Hose rum?" Ungeduldig warte ich auf Luks Antwort. "Nein kann ich nicht, und ich versuche an deine Unterhose zu kommen, damit ich sie dir über die Ohren ziehen kann!" Mit diesen worten zupft er weiter an meiner Hose rum. Seufzent lasse ich ihn runter. Gerade rechtzeitig, denn ich dort kommen schon die ersten Schüler der Menschenklasse. Erster Eindruck? Laut, frech, nervend. So ziemlich wie Jungvampire, aber lebendiger... Und endlich kommen auch die beiden Lehrpersonen. "Guten Morgen" begrüssen sie uns freundlich. "Morgen" geben wir möglichst freundlich als Antwort. "Wir sind Luk und Gabriel" ich zeige zuerst auf Luk, und dann auf mich, "und wir werden euch wärend eures aufenthalt begleiten, und euch das Schloss, sowie die Umgebung zeigen." Beendet Luk. Die ganze Klasse inklusive Lehrpersonen bedanken sich. Da meldet sich plötzlich ein Mädchen. Ich nicke sie auffordernt an. "Könnt ihr uns echt die Kapelle genauer zeigen?" Eine der Lehrpersonen, nickt begeistert, " Das ist eine sehr gute Idee Melanie" und was macht das Mädchen? Wird rot und bedankt sich. Klarer Fall von Streberalarm. In einer Klasse, zwei Streber, das sind schon zwei zu viel. Luk und ich schauen uns an. An seinem Blick erkenne ich das er ihr genauso gerne wie ich, ihr an die Kehle springen würde.

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