Die guten alten Zeiten

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Gabriel's PoV:

Raffzahn kommt auf mich zu, und packt meine rechtes Handgelenk. Er holt aus, und schlägt zu. Verflixt nochmal, das zieht immer noch gleich schlimm. Da kann man nur eins machen. Zähne zusammenbeissen, und aushalten. Es ist schliesslich Ehrensache nicht zu schreien. Nach fünf Schlägen ist die Qual vorbei. Dachte ich jedenfalls solange, bis er mein linkes Handgelenk ergriff. Ich hätte es wissen müssen! Anzahl Schläge gelten immer für beide Hände. Meine schmerzenden Hände reibend, schaue ich aus den Augenwinkeln zu, wie auch Luk bestraft wird. "Luk du setzt dich neben Ole und Gabriel du setzt dich neben Marlon." Mit diesen Worten dreht sich Raffzahn der Wandtafel zu. Schweigend lasse ich mich auf den Platz neben Marlon fallen. Manchmal frage ich mich wirklich ob er als Idiot geboren wurde, oder ob er sich zu einem entwickelt hat... Gelangweilt folge ich dem Unterricht. Immer noch Fledermäuse. Wieso müssen wir irgendwie mit denen verwandt sein? Immerhin nehmen wir die Vampirfledermaus durch. Das ist eine Fledermaus die sich von Kuhblut ernährt. Nach Fledermauskunde kam er auf die glorreiche Idee und Aufsätze schreiben zu lassen. Mit schmerzenden Fingern kritzle ich so gut es geht einen Text hin. Nicht meine schönste Schrift, aber gut leserlich. Während dem schreiben tigert Raffzahn wie ein Raubtier durch die Bankreihen mit seinem Rohrstockstück. Er lässt die ganze Klasse spühren, dass Luk und ich einige miese Fehler gemacht haben. Hie und da findet er, seiner Meinung nach, unleserliche Wörte, die er sofort bestrafte. Wenn er so weiter macht, kann am Ende der Woche nur noch Marlon schreiben. Auch mich und Luk verschont er nicht. Na gut, bei mir gabs kein Grund zuzuschlagen, aber bei Luk und Ole. Als Ole Luk nach der Rechtschreibung von diversen Wörtern fragte, tauchte Raffzahn unverhofft hunter ihnen auf, und fetzte ihnen den Rohrstock quer über den Rücken. "Hast wohl Glück gehabt, dass du nicht neben Ole sitzt. Naja, bei seiner Rechtschreibung verstehe ich ja, das er nachfragt." Links von mir meldet sich eine schadenfrohe Stimme. "Ach sei doch still Marlon. Was weisst du schon. Es ist ehrensache einem Freund zu helfen, egal was die Konsequenzen sind. Aber davon hast du ja keine Ahnung." Ich versuche meine Konzentration wieder auf meinen Aufsatz zu richten. "Werd nicht frech. Du weisst genau so gut wie ich, dass ich dir das Leben mit ein paar simplen Wörtern zur Hölle machen kann." Grinnsend schaut er mich an. In der Tat, er kann mir das Leben zur Hölle machen. Oder eher, er tut es einfach, ohne das ich was getan habe. "Ich könnte Herrn Raffzahn zum Beispiel erzählen, wo das vermisste Model des grossen Segelohrs ist" Dieser verlogener Argh!!!! Raffzahn hin oder her. Ich packe ihn an den Schultern. "Da her weht der Wind also. Du lässt also die ganzen Dinge verschwinden und wieder auftauchen, so dass es aussieht als hätten Luk und ich sie versteckt. Die ganzen Jahre warst du sowieso schon verdächtig, aber jetzt.." Bevor ich in weiter anfauchen konnte wurde ich hart am Kragen gepackt und hoch gezogen. Stumm starre ich den höhnisch grinsenden Marlon an.

Luks PoV:

Mehr als in all den Jahren zuvor finde ich nun, dass Raffzahn der mieseste Schulleiter mit der Lizenz zur Schülererziehung ist. Meine Hände schmerzen und mein Rücken fühlt sich an, als hätte Marlon darauf gesteppt. In meinem Innern brodelt es. Ich weiss, es ist nicht gerecht, Gabriel die Schuld in die Schuhe zu schieben, doch wenn er früher was gesagt hätte, wären wir vermutlich nie erwischt worden. Ausserdem regeneriert er viel schneller als ich, weshalb ich jetzt doppelt auf der Hut vor Raffzahn bin, während er mit seinem zerbrochenen Rohrstock die Runde macht. Ich beuge mich tief über meinen Aufsatz und versuche Ole zu ignorieren, der anscheinend immer noch meine Hilfe braucht und mir deshalb einige Male ziemlich schmerzhaft gegen s Schienbein tritt. Plötzlich werde ich durch einen Tumult aus der Richtung von Marlon abgelenkt. Ich stöhne auf. Gabriel kann es einfach nicht lassen. Und natürlich ist es Gabriel, der mit hochrotem Kopf von Raffzahn am Kragen zur Tafel gezerrt wird. Marlon schaut feixend hinterher. Na, grossartig. Und ich dachte es könnte nicht schlimmer werden. Ich zucke zusammen, als Raffzahns Stimme wie ein Donnergrollen durch den Raum fährt. Und es geht nicht nur mir so."Jetzt ist mir entgültig der Kragen geplatzt." Schnaubt Raffzahn. Er schüttelt Gabriel, der mir einen verzweifelten Blick zuwirft. Aber was soll ich denn seiner Meinung nach tun? "Gabriel hat den Bogen deutlich überspannt und wird die Konsequenzen tragen. Ihr alle werdet nun sehen, was Schülern blüht, die glauben, sich über alles hinwegsetzen zu können. Beug dich über den Tisch!" Brüllt er. Gabriel kommt der Aufforderung zögernd nach, stützt die Arme auf und ich sehe, wie sich seine Finger um die Holzplatte krallen. "Er wird es überleben", rede ich mir ein "er regeneriert schneller als du" Doch als Raffzahn das Strafausmass verkündet, verschlägt es mir die Sprache. "10 Schläge!" Gabriel bleibt erstaunlich ruhig, nur sein Kiefer zuckt, da er die Zähne zusammenbeisst. Ich kann nur hoffen, dass Raffzahn nach all den Jahren etwas aus der Übung gekommen ist. Doch schon nach dem 1. Schlag weiss ich, dass ich lieber auf einen Blitzschlag gehofft hätte. Pfeifend saust der Stock durch die Luft und trifft sein Ziel mit einem Geräusch, das mir Gänsehaut verursacht. Gabriel hat noch immer keinen Mucks von sich gegeben, wofür ich ihn echt bewundere. In der Klasse ist es totenstill. Einige halten den Blick wie gebannt auf Gabriel gerichtet, anderen ist es sichtlich unangenehm und wieder welche sehen mit kaum verholener Schadenfreude zu. So ein Beispiel ist Marlon. Ich habe mir schon fest vorgenommen, es diesem Petzer gründlich heimzuzahlen. Denn natürlich ist mir klar, dass Gabriels Bestrafung in irgendeiner Weise mit Marlon zusammen hängt. Mittlerweile ist Raffzahn beim letzten Schlag angelangt. Besonders hart schlägt er dieses Mal zu, so dass Gabriel alle Mühe hat, sich zu beherrschen. Doch er schafft es, sehr zu Raffzahns Missfallen, wie es scheint. Dann hat er es geschafft und richtet sich mit schmerzvoller Miene wieder auf. Ich werfe ihm einen aufmunternden Blick zu, während er zu seinem Tisch läuft und sich mit zusammengebissenen Zähnen auf seinem Stuhl niederlässt. Ich habe doch gesagt, diese verflixten Holzstühle können noch viel härter sein.

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