Luks PoV:
Kili fällt es sichtlich schwer, fortzufahren. "Neben der Kapelle hat mein Lehrer Eigenjustiz geübt. Er kam also jede Nacht in die Kapelle und hat versucht, mich mürbe zu machen. Hat aber nicht so gut funktioniert." "Wie mürbe gemacht?" Frage ich, obwohl ich die Antwort fürchte. Kili verdreht die Augen. "Na wie wohl. Der und Raffzahn würden sich auf jeden Fall wunderbar verstehen." Ich wende mich Mama Raffzahn zu. "Haben Sie nichts davon gewusst? Oder haben Sie einfach nichts getan?" Die schüttelt bekümmert den Kopf. "Die Kapelle steht ziemlich abseits von Draculas Schloss, so haben wir nie etwas gehört und da Kili auf Diät war, also nichts zu Essen bekam, durfte theoretisch auch niemand zu ihm hinein. Wer hätte denn gedacht..." Liebevoll fährt sie Kili durch die dunklen Haare. "Mein Kleiner. Hättest du doch etwas gesagt." Kili zuckt die Schultern. "Was hätte das denn schon gebracht." "Einiges, mein Junge, einiges", empört sich die korpulente Dame, "nachdem du aus der Kapelle geflohen warst, habe ich eins und eins zusammengezählt und diesem Elenden meine Meinung durchgegeben." Kili muss wieder Willen grinsen. "Ich hoffe, du hast ihn nicht zu hart rangenommen." Ein verschmitzter Ausdruck schleicht sich auf ihr Gesicht. "Sagen wir mal, der wird wohl nie mehr als Lehrer arbeiten wollen." Eine Sache lässt mich aber noch nicht los. "Kili. Du sagst, du bist geflohen. Wie?" Der glückliche Kili wird sofort wieder ernst. "Irgendwann habe ich es halt nicht mehr ausgehalten." Ein leises "verständlich, verständlich" kommt aus Mama Raffzahns Richtung. "Eines Nachts habe ich mich gewehrt. Ich habe dem Lehrer damit gedroht, ihn bei Dracula anzuschwärzen. Was er, verständlicherweise nicht so prickelnd fand. Also hat er mir eine Lektion erteilt, bei der ich irgendwann Ohnmächtig wurde und schliesslich mit blutigem Rücken wieder aufwachte. Da war mir alles egal. Selbst die Sonne spielte keine Rolle mehr. Ich schlug das Fenster ein und flog davon. Irgendwie hat mein Rücken das mitgemacht und aus Gründen konnte mir das Sonnenlicht nichts anhaben. Ich habe die Chance genutzt, die das mit sich brachte und bin bei den Menschen untergetaucht. Dort ging ich bei einem Vampirjäger in die Lehre, der mir wichtige Dinge im Abwehren von Vampiren beibrachte, damit mich Draculas Schergen nicht finden und zurückbringen konnten. Nach dem Tod meines Lehrmeisters beschloss ich, einen normalen Schulabschluss in einer normalen Schule zu machen. Fragt mich nicht warum. Vielleicht wollte ich nach all der Zeit einfach ein ganz normaler Teil der Gesellschaft sein. Und den Rest kennt ihr ja." Wir nicken. Ich verspüre Hochachtung vor Kili, der nach all den Torturen nie aufgegeben hat. "Aber jetzt kommst du doch wieder nach Hause, mein Schatz.", mischt sich Mama Raffzahn da ein. Doch noch bevor Kili antworten kann, ertönt eine andere, tiefere Stimme: "Aber natürlich wird er das."
Gabriels PoV:
Als die Stimme ertönt, springt Kili alarmiert aufs Sofa, und geht in Kampfstellung, jeden Falls versucht er es. Er hat etwas zu viel Schwung erwisch und fällt rücklings über die Lehne vom Sofa. Ein dumpfer aufprall und ein ersticktes, mehr oder weniger schmerzefülltes Stöhnen ertönt. "Was machst du hier?" Ertönt sogleich hinter dem Sofa. "Na was wohl" eine in einen schwarzen Mantel mit rotem Kragen gehüllte Person betritt den Dachboden "meinen Erben wieder zurückholen." Beim Kruzifix von van Helsing, das muss Dracula sein. Eindeutig, die schaurige Aura die ihn umging deutet eindeutig darauf hin. "Ach ja? Obwohl ich Blut nicht abhaben kann? Obwohl ich das Fliegen verlernt habe? Und wer hat hier meinen Vater verbannt?" Fauch Kili und stürzt sich auf Dracula, ein silbernes Kreuz vorgestreckt als Schutzschild. Dracula weicht geschickt aus und schnappt sich den vorbei zischenden Kili und zieht ihn in eine Umarmung? "Du glaubst nicht wie unendlich es mir leid tut. Das mit deinen Eltern, die Sache mit diesem Lehrer. Alles." Kili lässt langsam aus seiner Hand gleiten und bricht zusammen. Dracula drückt ihn fester an sich, damit er nicht wie ein nasser Sack um kippt. Die beiden unterhalten sich leise in einer mir unbekannter Sprache. Mara tupft sich rührend ein paar Tränchen aus den Augenwinkeln. Und Luk und ich, ja wir, wir versuchen, betont auf versuchen, uns zu verdünnisieren. Aber wir werden davon abgehalten. Nein, nicht Raffzahn, Dracula höchst persönlich. "Luk und wie auch immer du heisst, ihr bleibt hier." Danke Kili, echt freundschaftlich von dir, Dracula nur von Luk zu erzählen. "Mit Verlaub Graf Dracula, ich glaube wir stören hier nur" entschuldigt sich Luk. Dracula zieht nur eine Augenbraue hoch. "Stören?" Aus voller Kehle fängt Dracula an zu lachen. "Nach dem was mir Kilian erzählt hat seid ihr herzlich willkommen hier zu sein. Ich habe auch erfahren, dass ihr ihm versucht habt das Fliegen wieder beizubringen, leider ohne Erfolg, aber darüm kümmere ich mich schon." Kili reiss sich sofort wieder von ihm los. "Moment Grufti. Das mach ich nicht mehr mit. Willst du die ganze Geschichte wiederholen? Wenn ja, dann kannst du mich gleich hier lassen." Dracula scheint sehr überrumpelt zu sein und schaut hilfesuchend zu Mara, welche nur zustimmend nickt. Daraufhin seufzt Dracula. "Und wie willst du dann ein würdiger Erbe werden?" Nun ist Kili der, der hilfe suchen sich umschaut, und bei Luk hängen bleibt. "Er könnte zum Beispiel hier bleiben. Immerhin ist das eine Schule für junge Vampire. Hier wäre er gut versorgt." Schlägt Luk vor. Dracula scheint aber nicht begeistert davon zu sein. "Und wo ist da die Kreativität? Man muss den Schülern Freiheit lassen, ich will den selben Fehler nicht zweimal machen. Man merkt schon, dass du und dein Vater gleich gestrickt sind." Kreativität und Freiheit, dass soll Dracula mal in einem Gesetzt festhalten, Schule wäre da gleich viel schöner. Wärend dem ich mir ausmale, wie herrlich die Schule doch sein könnte, werde ich von Luk zur Seite gedrückt. "Sie scheinen meinen Vater gekannt zu haben. Es tut mir leid, es ihnen mitzuteilen, aber er lebt nicht mehr." Dracula schaut ihn forschend an, bis Kili sich einmischt. "Man hat sein Gedächtnis gelöscht und falsche Erinnerungen eingesetzt. Denn nach diesen gehörte er zu den Vampiren der Pripjetsümpfe, unmöglich, denn es gibt keine dieser Vampire mehr." Dracula hört aufmerksam zu und nickt nachdenklich. "Komm her Luk, ich glaube es wird Zeit, dass du deine echten Erinnerungen zurück bekommst." Luk geht einen Schritt nach vorne und Dracula legt ihm eine Hand auf den Kopf. Beide schliessen die Augen. Es geht nicht lange, bis beide wieder die Augen öffnen und Dracula seine Hand wieder zurück zieht. Ich stupse Luk sofort an. "Na, erkennst du mich noch?" Luk schaut mich mit leerem Blick an und schüttelt langsam den Kopf. "Sollte ich?"
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Vampirinternat
FantasyTranssilvanien. Ein Internat. Ein Haufen verrückter Jungvampire und ein strenger Internatsleiter. Das Leben für Luk und Gabriel ist nicht einfach. Verachtet von ihren Familien, weil sie das Tageslicht berühren können, wurden sie aufs Vamperinternat...