Die Dunkelheit, die mich umgibt, dauert nicht lange an. Trotzdem kommt es mir vor, als würden Stunden vergehen. Plötzlich bin ich von grellem Licht umhüllt. Ich kneife die Augen zusammen. Kalter Wind rüttelt an mir. Kurz durchströmt mich eine Welle der Erleichterung. Immer noch vom Licht geblendet, kann ich Baumwipfel ausmachen. Es gibt einen Wald! Langsam nimmt auch der Rest der Umgebung um mich herum Gestalt an. Wir Tribute befinden uns auf einer Lichtung. Um uns herum Wald und Gestein. Wir sind auf einem bewaldeten Gebirgsstück. Die Podeste der Tribute stehen um das goldene Füllhorn, das in der Mitte thront und allesmögliche an überlebenswichtigen Dingen enthält. Waffen, Nahrung und noch mehr. Um das Füllhorn herum sind ebenfalls Sachen verstreut, die immer mehr an Wert verlieren, je weiter sie vom Füllhorn entfernt sind. Die anderen Tribute machen sich bereit. Wir haben eine Minute Zeit uns zu orientieren, ehe der Startschuss ertönt und wir alle von den Podesten springen. Minen, die den Boden der Arena säumen und beim Startschuss deaktiviert werden, reißen jeden in Stücke, der vor dem Signal sein Podest verlässt. Claudius Templesmith, der Ansager der Hungerspiele, zählt bereits die Sekunden herunter. "38!" Mein Blick schweift zum Füllhorn. Die Waffen dort haben wirklich ihren Reiz. Doch ich denke daran, was Haymitch gesagt hat. Weglaufen. Wasser finden. "30!" Suchend sehe ich mich um. Zu meiner Rechten steht der männliche Tribut aus Sieben und zu meiner Linken der Junge aus Drei. Percy scheint mir direkt gegenüber, hinter dem Füllhorn zu stehen, denn ich kann ihn nicht entdecken. "19!" Cato, der drei Tribute weiter rechts steht, sieht entschlossen aus, das erste Schwert in die Hände zu bekommen. Kurz schweift sein Blick vom Füllhorn ab und er mustert die anderen Tribute. Für weniger als eine Sekunde starren wir uns an. Dann wendet er sich wieder seinem Ziel zu. "Acht!" Ich mache mich bereit. "Sieben!" Meine Füße zeigen in Richtung Wald. Weg von den Karrieros. "Sechs!" Vor mir, ganz in der Nähe, liegt ein Rucksack. Das ist meiner! "Fünf!" Mein Herz rast wild. Adrenalin schießt durch meinen Körper. "Vier!" Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Ich muss schnell sein! "Drei! Zwei!" Ich hole ein letztes mal tief Luft. "Eins!" Der Signalton ertönt. Die Spiele haben begonnen.
Ich springe vom Podest und laufe los. Die anderen Tribute tun es mir gleich. So schnell ich kann, renne ich auf den Rucksack zu, den ich vorher bereits anvisiert hatte. Ich schnappe ihn und werfe ihn mir im Rennen über die Schultern. Die Karrieros sind bei den Waffen angelangt. Mit einem Blick über die Schulter sehe ich, dass Cato eine Machete in der Hand hält. Der Wald vor mir kommt näher. Ein entsetzlicher Schrei lässt mich zusammenfahren. Obwohl ich weiß, wie gefährlich und dumm es ist, bleibe ich stehen und blicke mich um. Vor Cato liegt ein Junge, den ich nicht erkenne. Blut strömt aus einer großen Wunde an seinem Bauch. Mich packt die blanke Angst. Cato wendet sich von dem sterbenden Jungen ab und greift einen weiteren Tribut an. Ich muss hier weg! Panisch drehe ich mich wieder herum und sprinte über die Lichtung. Ein Mädchen läuft schräg vor mir ebenfalls in Richtung Wald. Doch plötzlich schreit auch sie auf und stürzt zu Boden. Eine neue Panikwelle überkommt mich als ich das Messer sehe, welches in ihrem Rücken steckt. Weiter hinten läuft das Mädchen aus Vier wieder zurück zum Füllhorn. In beiden Händen jeweils ein Messer. Messer! Sie könnten mir mein Leben retten! Mir wird übel, als mir in den Sinn kommt, was ich nun tun muss. Ich beuge mich zu der Leiche des Mädchens hinunter, schließe meine Finger um den Griff des Messers und ziehe daran. Mit einem ekelerregendem Knirschen, löst es sich aus dem Fleisch seines Opfers. Blut rinnt mir über die Hand, doch ich beachte es nicht, springe auf und renne weiter. Der Wald ist zum greifen nah! Mit ein paar großen Schritten bin ich in ihm verschwunden. Die Tribute, die es vom Füllhorn weggeschafft haben, brechen geräuschvoll durchs Unterholz. Von der Lichtung her ertönen Schreie und das Klirren von Metall auf Metall. Ich bleibe stehen und sehe mich um. Wo zur Hölle ist Percy? Ich muss ihn finden! Mein Herz rast immer noch wie wild und ich bin nicht in der Lage auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Da legt sich eine Hand auf meine Schulter. Ich fahre herum und hätte meinen Verbündeten fast mit dem Messer abgestochen. "Percy!" Ich starre ihn an. "Lauf.", zischt er, packt mich am Handgelenk und wir sprinten weiter. Weg vom Füllhorn. Weg vom Kampflärm. Weg von den Karrieros.
Wir rennen und rennen. Den ganzen Tag bleiben wir in Bewegung. Wir werden zwar mit der Zeit langsamer, trotzdem kommen wir schnell voran. Nur alle paar Stunden bittet Percy, der das Laufen nicht so gewöhnt ist wie ich, um eine kurze Pause.
Als es dunkel wird, bleiben wir erneut stehen. Percy und ich gehen in die Hocke und versuchen erst einmal wieder zu Atem zu kommen. Meine Augen tränen und brennen vom eisigen Wind. Ich kneife sie zusammen und sehe mich um. Wir sind immer noch im Wald. Auf unserem Weg ist er an manchen Stellen einer kahlen Berglandschaft gewichen, doch wir haben ihn die ganze Zeit über nicht verlassen. Der Boden hier ist mit Moos bedeckt. Hier und da ragt nackter Fels aus dem Boden. Das sagt mir, dass sich wohl die gesamte Arena und nicht nur das Füllhorn in einer bergigen Umgebung befindet. Percy steht auf. "Wir brauchen ein Versteck." "Für heute bleiben wir hier im Wald. Morgen können wir uns nach einer Höhle umsehen. Hier gibt es sicher welche.", entgegne ich. Ein Kanonenschuss lässt uns zusammenfahren. Ein Schuss steht für einen toten Tribut. Normalerweise fallen sie sofort nach dem Tod eines Tributs, doch am ersten Tag sterben so viele, dass die Spielemacher die Schüsse erst später abfeuern, damit wir nichts überhören. Die Kanonenschüsse bieten uns einen Überblick über die Anzahl unserer Gegner. Ich zähle. "Zehn.", murmelt Percy. Da ertönt die Musik des Kapitols und am Himmel taucht das Gesicht des Jungen aus Drei auf. Jeder Tribut der nun gezeigt wird, ist heute gestorben. Zuhause hätten wir den Tod der Tribute ausführlich gezeigt bekommen. Doch dies könnte uns hier einen Vorteil über das Wissen der verschiedenen Tötungsarten unserer Mitspieler verschaffen. Da der Junge aus Drei als erstes gezeigt wird, sind die Karrieros aus Eins und Zwei noch am Leben. Kein Wunder. Anschließend werden der Junge und dann das Mädchen aus Fünf eingeblendet. Ein Distrikt ist also bereits aus dem Spiel und alle Karrieros sind noch am Leben. Als nächstes werden uns die Bilder des Mädchens aus Sechs und des Jungen aus Sieben gezeigt. Ein wohl bekannter Hass auf das Kapitol macht sich in mir breit. Der Tribut aus Sieben war noch so jung. Das Bild vom Mädchen aus Acht taucht auf, gefolgt von dem Mädchen aus Neun, ihrem Distriktpartner, dem Mädchen aus Zehn und dem aus Elf. Dann ertönt die Hymne des Kapitols erneut und der Himmel wird wieder dunkel. Percy und ich schweigen. "Hast du was vom Füllhorn erwischt?", frage ich meinen Verbündeten schließlich. Percy zieht ein Messer aus seinem Jackenärmel. "Lag in der Nähe. Ist kein gutes Messer." Er blickt auf meins. "Wo hast du das her?" Er sieht es an. "Ist da Blut dran?" "Ich hab's vom toten Mädchen aus Acht. Es ist vor mir gefallen.", gebe ich bloß zurück. Percy nickt. "Und du hast einen Rucksack. Nicht schlecht." Den hatte ich vergessen. Ich lasse ihn vor mir auf den Boden fallen und öffne ihn. "Und?", fragt Percy. Ich wühle ein wenig herum. "Eine Decke. Eine leere Wasserflasche, Trockenobst und Jod." Percy pfeift leise. "Wirklich nicht schlecht." Ich sehe zu ihm. "Man könnte einen schlechteren Start haben.", stimme ich ihm dann zu. Ich rubble mit einem Zipfel meiner Jacke meine Hand sauber, die mit dem getrocknetem Blut des Mädchens aus Acht bedeckt ist. "Jetzt lass uns ein wenig schlafen.", sage ich nach einer weiteren Schweigepause. "Die Karrieros werden uns nicht einholen. Die suchen alles genau ab. Da werden sie in einer Nacht nicht so weit kommen." "Wenn sie überhaupt in unsere Richtung gehen.", stimmt mir Percy zu. "Ich kann Wache halten." "Nein, nein. Schon gut. Das mache ich.", murmle ich. "Leg dich ruhig hin." "Weck mich, wenn du müde wirst.", sagt Percy. "Mach ich. Schlaf schön." "Danke. Gute Wache noch."
Jo Leute,
nachdem ich dieses dumme Kapitel jetzt zum zweiten Mal geschrieben hab, weil es mal wieder nicht abgespeichert hat (ich liebe dich Wattpad -.-), bin ich endlich mit diesem Teil fertig. Ich hoffe er gefällt.
Ich weiß nicht, ob ich es schaffe vor dem neuen Jahr noch ein weiteres Kapitel rauszuhauen. Also deshalb schon mal einen guten Rutsch! Danke für euren Support!
Eure Lauriss
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Catos Wirklich Wahre Geschichte
FanfictionHätte Cato, der brutale und kalte Junge aus Distrikt 2, eine Chance gehabt die Hungerspiele zu gewinnen, wenn Katniss nicht gewesen wäre? Wie ist er außerhalb der Kameras? Und was würde er tun, wenn ein Mädchen auftaucht, das er nicht töten will? La...