Das Fest

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Ich stehe vor dem Aufzug, der zum Trainingscenter führt. "Komm jetzt Lauriss. Die anderen warten sicher schon." Cato drückt den Knopf, für den Aufzug. Er trägt eine schwarze Hose, ein schwarzes Shirt und eine blutrote Jacke. Ich bin in ein rotes Kleid gehüllt. Es ist mit glitzernden Steinen verziert und schleift am Boden. Darunter trage ich, zu meiner Freude, schwarze Schuhe ohne Absatz. Mein Haar ist nach oben gesteckt und wird von edlen Glitzerbändern geziert. Um meinen Hals hängt Catos Kette. Cinna hat mir erlaubt, sie zu tragen. Die Türen zum Aufzug gehen auf und Cato zieht mich hinein. Dann schließen sie sich wieder. "Nervös?" Ich nicke. "Ein wenig." "Keine Sorge." Cato legt mir den Arm um die Schulter. "Das ist heute nur eine kleine Feier. Wir müssen uns nur bei unseren Sponsoren bedanken. Das ist alles." Ich will gerade etwas sagen, als die Fahrstuhltüren erneut aufgehen. Mir stockt der Atem. Der Raum, in dem wir einst trainierten, ist nicht wiederzuerkennen. Die verschiedenen Stationen sind nicht mehr da. Stattdessen stehen überall Tische, die beinahe zusammenbrechen unter dem Gewicht des sich darauf stapelnden Essens. Der Raum ist zum Bersten gefüllt mit Menschen. Ich dränge mich gegen Cato. In dem Moment, als wir den Raum betreten, wird es totenstill. Ich spüre die Blicke der Menschen auf meiner Haut brennen. Dann plötzlich bricht ein Tumult los. Alle laufen gleichzeitig auf uns zu. Jeder will uns berühren, Worte mit uns wechseln und unsere Kleidung bestaunen. Ich werde hin und her gestoßen, auf die Wangen geküsst und angelacht.

Endlich hat sich der Tumult etwas gelegt und die Leute aus dem Kapitol widmen sich dem Essen. Effie kommt auf mich zugetrippelt. "Du warst toll Lauriss!" Sie klopft mir mit ihrem pinken Fächer leicht auf den Kopf. "Aber ein bisschen mehr Lächeln hätte auch nicht geschadet." Ich verdrehe die Augen. Cato kommt zu mir. Er grinst. "Alles gut bei dir?" Ich nicke. Cato nimmt mich am Arm und schiebt sich an Effie vorbei. "Lass uns was essen."

Obwohl ich schon mehrere Tage im Kapitol lebe, habe ich noch nie so köstlich gegessen, wie heute Abend. Ich schlage mir den Bauch mit allerhand Leckerreien voll. Es gibt Meeresfrüchte aller Art, Brote, ganze Spanferkel, gebratene Vögel, Obst, Gemüse und Nachspeisen, von denen ich niemals hätte träumen können. Avoxe, stumme Diener des Kapitols, tragen Tabletts umher, die mit verschiedenen Getränken beladen sind. Vor allem der rot-lila Wein, der in seltsamen Gläsern serviert wird, hat es mir angetan. Ich nehme mir ein weiteres Glas von einem Tablett. Die berauschende Wirkung des Alkohols ist herrlich. Alles scheint so unwichtig und komisch. Cato, der gerade mit einem Sponsor geredet hat, kommt wieder zu mir hinüber. Er mustert mich. "Denke du hast erstmal genug davon." Geschickt entwendet er mir das Glas. "Hey!", rufe ich empört. Cato stellt den Wein eilig auf das Tablett eines vorbeieilenden Avox. "Was soll denn das?" Er legt die Arme um mich. "Tut mir leid. Ich sorge nur dafür, dass du nüchtern bleibst." Er sieht mich nochmal genau an. "Naja zumindest einigermaßen nüchtern." Empört versuche ich mich von ihm zu lösen. "Ich bin überhaupt nicht betrunken!" Cato lacht und hält mich fest. "Nein, nein." Ein Filmteam gesellt sich zu uns. Cato nickt ihnen zu und sie machen einige Aufnahmen von uns beiden. Nachdem sie sich wieder verdrückt haben, torkelt ein betrunkener Haymitch auf uns zu. "Ihr solltet ein wenig tanzen. Alle warten darauf. Schließlich seid ihr der Höhepunkt auf diesem Fest.", sagt er und lallt dabei ein wenig. Entnervt verdrehe ich die Augen. Der kleine Tanzkurs heute mit Effie war schrecklich. Cato sieht ebenfalls nicht begeistert aus, doch er nimmt mich an der Hand und zieht mich, an Haymitch vorbei, in die Mitte des Raumes. Haymitch grinst mich schadenfroh an. Wenn Blicke töten könnten. "Ich hasse tanzen.", knurrt Cato, als wir uns zum Takt der Musik langsam dahinbewegen. "Du machst es aber gar nicht schlecht.", meine ich. Der Alkohol zeigt Wirkung, denn ich schäme mich kein bisschen, als ich versehentlich auf mein Kleid trete und beinahe stürze. Cato hält mich zum Glück fest. Das Licht schimmert auf seiner blutroten Jacke und er sieht gefährlich und gleichzeitig schön aus. Ich grinse ihn breit an und schlinge meine Arme um seinen Hals. "Sag mal wie viel hattest du von dem Wein?", fragt Cato belustigt. "Nicht viel." Cato drückt mich ein Stück von sich. "Ausreichend." Dann nimmt sein Blick einen arroganten Ausdruck an und ich weiß, dass die Kameras wieder auf uns gerichtet sind. Also tanzen wir schweigend weiter und sehen uns einfach nur in die Augen. Ich hoffe, dass das Kamerateam bald genug davon hat.

Endlich kommen Haymitch und Effie und sagen mir, dass es Zeit ist, zu gehen. Gemeinsam mit ihnen verlasse ich das Trainingscenter unter vielen Verabschiedungen, während Cato nach seinem Mentor sucht. Im Aufzug haben Effie und ich Mühe, den sturzbetrunkenen Haymitch auf den Beinen zu halten. Auch ich merke den Alkohol nun sehr deutlich. Als wir es endlich aus dem Aufzug geschafft haben, laden wir Haymitch erst einmal auf einem Sessel ab. "Geh du ins Bett, Effie.", sage ich. "Um Haymitch kümmere ich mich schon." Effie lächelt mir erleichtert zu, wünscht mir eine erholsame Nacht und verschwindet. Ich lasse mich, Haymitch gegenüber, auf einem Stuhl nieder. Mein Mentor starrt mich beduselt an. "Weißt du was Schätzchen?", lallt er. "Du solltest dich mehr anstrengen, wenn es darum geht, Sponsoren zu beeindrucken." "Wieso?", gebe ich knapp zurück. "Ich dachte ich wäre einfach bezaubernd gewesen, da in der Höhle. Sagt Effie jedenfalls andauernd." "Doch nicht in der Arena." Er lacht und fällt beinahe vom Stuhl. "Jetzt. In diesem Moment. Alle wollen das liebe Mädchen sehen. Lachend und dankbar, dass sie überleben durfte. Du siehst eher so aus, wie ein..." Ihm fällt kein Wort ein. "Tut mir leid.", knurre ich. "Das nette Mädchen von nebenan ist nicht so meine Rolle. Ich habe Menschen getötet. Percy ist gestorben, Cato dem Tod knapp entronnen. Ich bin nicht glücklich. Zumindest nicht mehr so wie früher. Wenn ich das je war." Ruckartig stehe ich auf. "Komm jetzt ich bring dich auf dein Zimmer." Haymitch kommt ebenfalls wankend auf die Beine. "Das kann ich alleine." Dann kippt er nach vorne um und bleibt mit dem Gesicht im Teppich liegen. Ich seufze genervt. Na toll. Aber zum Glück öffnet Cato in diesem Moment die Tür zum Raum, wo Haymitch und ich gerade sind. "Wollte dir noch gute Nacht-" Sein Blick fällt auf Haymitch. "Schätze mal du brauchst Hilfe?" "Wäre nicht schlecht.", sage ich und werfe Haymitch einen genervten Blick zu. Aber ich sollte ihm dankbar sein. Er hat mir geholfen aus der Arena zu kommen. Ich habe auch ihm mein Leben zu verdanken. Cato hebt Haymitch grob auf und gemeinsam schleifen wir meinen Mentor in sein Zimmer, wo wir ihn aufs Bett legen. Anschließend verlassen wir den chaotischen Raum. Cato sieht zu mir. Er trägt immer noch die Klamotten vom Fest und sieht einfach toll aus. Ich umarme ihn. "Komm lass uns auch schlafen gehen." In meinem Zimmer angelangt, verschwinde ich kurz im Bad und wechsle dann mit Cato.

"Hab mir schon gedacht, dass ich dich heute nicht mehr loswerde.", scherzt er, als wir nebeneinander im Bett liegen. Ich sehe ihn traurig an. "Morgen müssen wir zurück zu unseren Distrikten." Catos Miene verändert sich. Sanft streicht er mir durchs Haar. "Wir sehen uns in ein paar Monaten wieder." "Zur Tour der Sieger.", murmle ich und schließe die Augen. Wie soll ich das alles bloß ohne ihn überstehen? Die Alpträume. Die Erinnerungen. Still, ohne ein weiteres Wort, schlafen wir ein.

Hey Tribute.
Wow... jetzt ist es bald so weit. Nur noch ein paar Kapitel (2 oder 3) und dann ist dieses Buch beendet. Echt krass... Es war wirklich eine super Zeit mit euch und dem Buch, aber dazu mehr in einer Danksagung, die am Ende folgen wird.

Ich hatte mir überlegt einen Epilog zu schreiben. Habt ihr Lust drauf? Schreibt mir eure Meinung auf jeden Fall in die Kommentare.
Ich danke euch schonmal im Voraus und habt Spaß bei den letzten Kapiteln,
eure (etwas traurige) Lauriss.

Catos Wirklich Wahre Geschichte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt