-Catos Sicht-
Ich schlafe unruhig. Ein Kanonenschuss weckt mich. Eilig setze ich mich auf. Die anderen scheinen noch zu schlafen. Nur Marlene sitzt am Feuer und hält Wache. Eigentlich finde ich es unnötig Wache zu schieben, denn ich weiß, dass uns keiner angreifen wird. Aber sie wollte es unbedingt. Da ich keine Lust habe, mich zu unterhalten, bleibe ich einfach in der Dunkelheit sitzen. Meine Gedanken drehen sich um die anderen Tribute. Wo sie wohl sind? Sitzen wahrscheinlich irgendwo in der Kälte und wagen es nicht ein Feuer anzuzünden, aus Angst wir könnten sie entdecken und töten. Ein Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht.
Die Nacht zieht sich langsam dahin und als die Sonne endlich aufgeht, bin ich trotz der Decken und meiner Jacke halb erfroren. Ich stehe auf und gehe ein wenig herum. Marlene ist am Feuer eingeschlafen. Höhnisch blicke ich zu ihr. Wie wachsam. Ich nehme die Machete, die neben meinem Schlafplatz liegt, in die Hand und lasse sie gelangweilt durch die Luft sausen. Hier ist echt nichts los. -Wo Lauriss wohl ist?-, schießt es mir durch den Kopf. Nein, nicht schon wieder! Wütend kicke ich einen Stein vor mir her, der gegen das Füllhorn fliegt. Es scheppert. Seitdem sie während des Trainings ihre Künste mit dem Messer gezeigt hat, denke ich öfter an sie, als mir lieb ist. Und ihre Neun beim Einzeltraining. Wie hat sie die bekommen? Ein Punkt mehr, der mich interessiert. Doch das würde ich niemals zugeben. Mir fällt ein, wie sie mich damals beim Training beobachtet hat. Die Haare zu einem schlichten Pferdeschwanz gebunden. Ein paar Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Ihr Blick war anfangs eingeschüchtert. Doch dieser Blick hat nicht lange angehalten. Irgendwann hat sie mich einfach nur herausfordernd angesehen. Sie hat keine Angst vor mir. Und das macht sie zu einer Gefahr jedoch gleichzeitig auch interessant. Aber wieso hasse ich sie dann nicht? Ich atme zweimal tief durch. Keine Ahnung was mit mir los ist. Ich sollte mich jetzt auf die verdammten Spiele konzentrieren. Wenn Zwölf erstmal tot ist, werde ich sicher wieder der Alte. Ich kreise die Machete in der Luft.
Nach und nach werden auch die anderen wach. Schlecht gelaunt sehe ich ihnen zu, wie sie essen und sich dann ihre Waffe schnappen. Dann gehen wir gemeinsam los um in der Nähe des Füllhorns nach Tributen zu sehen. Doch auch heute lässt sich niemand blicken. Warum zur Hölle scheuchen die Spielemacher uns nicht alle zusammen? Langsam wird es hier nämlich echt langweilig. Adriana, aus Eins, schlägt nach einer langen erfolglosen Suche vor, wieder zurück zu gehen. Am Füllhorn angelangt, setze ich mich in die Wiese und lehne mich gegen eine Kiste. "Warum ist kein Tribut hier?", knurre ich. "Oho!", lacht Marlene keck. "Cato will die Zahl seiner getöteten Tribute ein bisschen aufstocken. Vier ist aber auch echt eine langweilige Zahl." "Besser als Eins.", gebe ich genervt zurück. Marlenes Blick ist unbeschreiblich. Ich verkneife mir ein Grinsen. Selbst schuld. Keiner redet mich dumm von der Seite an. Auch wenn sie wohl eher versucht hat mich anzumachen. Ich mustere meine Hand, von der ich den Verband schon vor einigen Stunden entfernt habe. Ein langer Kratzer zieht sich über die Handfläche. Nicht allzu schlimm, aber lästig. Ich verfluche Percy und hoffe, dass ihm der Kanonenschuss gegolten hat. Heute Nacht werde ich es erfahren. Ich weiß nicht weshalb, aber es stinkt mir gewaltig, dass er mit Lauriss unterwegs ist. Da ich die halbe Nacht lang wach war, werden mir meine Augen schwer. Also lege ich mich hin und decke mich zu. Verdammt ist das kalt hier.
Egal wie oft ich mich hin und herdrehe, ich kann nicht einschlafen. Die Kälte dringt mir bis in die Knochen und als ich die Augen schließlich wieder öffne, fallen weiße Flocken vom Himmel. Ich rümpfe die Nase und stehe auf. Die anderen haben sich ins Füllhorn zurück gezogen. Adriana steht auf und kommt auf mich zu. "Ich geh noch ein Stück in den Wald rein. Die anderen haben keine Lust. Kommst du mit?" Da mir eh langweilig ist, nicke ich. "Wieso nicht?"
Es ist bereits dunkler geworden. Im Wald angelangt zücke ich meine Machete. Wir gehen eine halbe Stunde lang gerade aus. "Na gut.", knurre ich irgendwann entnervt. "Lass uns umkehren." Adriana nickt wütend. Wir drehen um und wandern ein Stück. Plötzlich aber bleibt meine Verbündete ruckartig stehen. "Da läuft jemand!" Ich lausche und merke, dass sie recht hat. Irgendjemand bricht ein Stück vor uns hektisch durchs Unterholz. "Teilen wir uns auf und greifen von beiden Seiten an.", knurre ich und renne los. Ich höre, wie Adriana ebenfalls losläuft. Sie hält sich etwas weiter rechts. Ich presche an Bäumen vorbei und schlage tiefhängende Äste aus meinem Gesicht. Da! Weit kann mein Opfer nicht mehr sein! Mit einem gewaltigen Satz springe ich über eine Baumwurzel hinweg. Jetzt müsste ich eigentlich jemanden sehen. Doch nichts. Mein Opfer ist entkommen. Laut fluchend schlage ich mit der Machete gegen einen Baum. "Das gibt's nicht, verdammt!" In diesem Moment ertönt ein Schrei. Sofort fahre ich herum. Ein weiterer Schrei durchdringt die Stille. Ich sprinte wieder los. In die Richtung, aus der die Schreie kamen. Auf einer kleinen Lichtung bleibe ich stehen. Ein Körper liegt zuckend auf dem Boden. "Was zur...?" Es ist Adriana. Sie klammert ihre Hände um den Hals. Blut quillt zwischen ihren Fingern hervor. "Bitte!" Sie würgt und spuckt Blut. "H...hilf mir..." Ich starre sie an. "Tut mir leid. Es kann nur einen Gewinner geben." Eine Handbewegung mit der Machete. Ein letztes Röcheln. Ein Kanonenschuss. Stille.
Der Schuss ist gerade verklungen, da bin ich, rasend vor Wut, erneut auf der Suche nach dem Mörder meiner Verbündeten. Wer wagt es sich den Karrieros in den Weg zu stellen? Da erst sehe ich ihn. Den Jungen aus Sechs. Er versucht, panisch und mit blutigen Händen einen Baum hinaufzuklettern. Ich stürze vor. Meine Hand erwischt seinen Fuß. Brutal ziehe ich ihn vom Baum und schleudere ihn zu Boden. Der Junge, er ist nicht älter als 15, stöhnt auf und weicht auf allen Vieren zurück. "Lass mich gehen!", fleht er. "Bitte!" "Wieso sollte ich?" Grinsend starre ich auf mein Opfer hinab. Es macht mir Spaß ein wenig mit ihm zu spielen. "Wenn du mich leben lässt, hast du was gut bei mir!" Ich muss lachen. "Was kannst du mir schon anbieten, Sechs?" "Alles... alles, was du willst!" "Danke!" Lachend schwenke ich die Machete. "Aber ich brauche deine Hilfe nicht." Ich hole mit der Machete aus, doch Sechs entgeht dem Schlag und kommt auf die Beine. Er will fliehen, aber ich erwische ihn gerade noch rechtzeitig. Ich lasse die Machete auf den Boden fallen. Meine Hände schließen sich um den Hals des Tributs aus Sechs. Ich spanne die Muskeln an und mache eine kurze, ruckartige Drehbewegung. Der Hals des Jungen verdreht sich. Ein lautes Knacken ertönt. Der Junge gleitet mir aus den Händen und sackt auf den bemoosten Waldboden. Ein Kanonenschuss wird abgefeuert.
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Catos Wirklich Wahre Geschichte
FanfictionHätte Cato, der brutale und kalte Junge aus Distrikt 2, eine Chance gehabt die Hungerspiele zu gewinnen, wenn Katniss nicht gewesen wäre? Wie ist er außerhalb der Kameras? Und was würde er tun, wenn ein Mädchen auftaucht, das er nicht töten will? La...