Epilog Teil 1

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Ich sitze auf der Wiese in der Sonne, das Kind in meinen Armen. Mit seinen winzigen Kleinkinderhänden spielt es mit einer meiner Haarsträhnen. Lächelnd sehe ich auf das kleine Wesen hinab. Katniss, seine Mutter, sitzt neben mir. Hand in Hand mit Peeta Mellark, dem Sieger der vierundsiebzigsten Hungerspiele. Stolz blickt er zu seiner Tochter, die nun lachend an meinen Haaren zieht. Ich muss ebenfalls lachen. Lin sieht ihrer Mutter jetzt schon verblüffend ähnlich. Doch die klaren blauen Augen hat sie von ihrem Vater geerbt.

Mein Blick schweift von Lin ab und über die Wiese. Ein Stück von hier liegen die Toten unseres Distrikts begraben. Alte Erinnerungen brechen über mich hinein und sie schmerzen wie frische Wunden. Catos und meine Spiele scheinen Jahrtausende her zu sein. Sie waren nur der Anfang von allem.

Ein Jahr nach unseren Spielen wurden Cato und ich zu Mentoren, wie es gewöhnlich mit den Siegern passiert. Doch nichts sollte beim Alten bleiben. Bei der Ernte zu den vierundsiebzigsten Hungerspielen wurde jemand gezogen, den es niemals hätte treffen sollen. Die Chance war so gering. Ein Zettel unter Hunderten. Es war Primrose Everdeen. Katniss meldete sich freiwillig als Tribut und ich wurde Mentorin meiner besten Freundin. Nun erfuhr ich, wie es ist, jemanden den man liebt, auf dem Bildschirm, beinahe sterben zu sehen. Ihr Distriktpartner Peeta jedoch, sollte ihr bald schon helfen. Er fädelte eine Liebesgeschichte zwischen den beiden so geschickt ein, dass die Leute im Kapitol darauf hereinfielen. Doch allen war klar, Snow würde diesmal nur einen Überlebenden dulden. So waren alle überrascht, als es hieß, es dürfe zwei Gewinner geben. Katniss und Peeta kämpften sich durch das Grauen der Arena. Als sie den letzten Tribut, ein großes Mädchen aus Zwei, dessen Mentor Cato gewesen war, töteten, war das ganze Kapitol begeistert. Doch ihr Glück hielt nicht lange. Kaum waren die beiden übrig, hieß es, dass es doch nur einen Überlebenden geben durfte. Ich konnte es nicht fassen. Aber dann tat Katniss etwas Unerwartetes. Sie holte giftige Beeren, Nachtriegel, aus ihrer Tasche. Sie und Peeta wollten beide eine Hand voll essen. Somit hätte es keinen Gewinner gegeben. Das konnte Seneca Crane nicht zulassen. So kam es, dass dieses Jahr erneut zwei Sieger gekürt wurden.

Dies war aber erst der Anfang. Durch Katniss Akt der Aufsessigkeit, wurde die gesamte Nation unruhig. Die Distrikte begannen sich zu wehren. Anfangs wenige, dann immer mehr. Das konnte Snow nicht auf sich sitzen lassen. Es kam ihm gelegen, das die nächsten Spiele ein Jubeljubiläum sein würden, das heißt, es wurden 75 Jahre der neuen Regierung gefeiert. Zu jedem Jubeljubiläum wurde eine spezielle Grausamkeit für die Arena erfunden. Diesmal wurden die Tribute aus dem bestehenden Kreis der Sieger ausgewählt. So kam es, dass Haymitch und ich gezogen wurden und Katniss und Peeta sich freiwillig meldeten. Ich konnte nichts dagegen tun. Und so war ich erneut Mentorin meiner besten Freundin. Dann kam der Schock. Cato hatte sich freiwillig für Brutus gemeldet, um mich, falls ich gezogen würde, beschützen zu können. Er würde mit Katniss in die Arena gehen und es konnte nur einen Sieger geben. Cato verbündete sich mit den Karrieros aus Zwei und Eins. Katniss und Peeta hingegen mit anderen Siegern. Unter ihnen Finnick Odair aus Vier, ebenfalls ein Karriero. Bei einem Angriff der Karrieros auf Katniss und ihre Verbündeten rettete Cato meiner besten Freundin das Leben. Das war das Letzte, was ich in den nächsten Wochen von ihm sehen würde. Der Angriff ging schief und die Karrieros mussten in den Urwald fliehen, der einen Großteil der Arena bedeckte. Und dann machten die Rebellen dem Kapitol einen Strich durch die Rechnung. Da Katniss bereits ein Symbol der Rebellion geworden war, musste sie aus der Arena gerettet werden. In einem letzten Kampf schoss Katniss einen Pfeil auf das Kraftfeld der Arena. Dieser Pfeil wurde von Strom durchflossen, da er mit einem Draht in Verbindung stand, dessen Ende um einen Baum gewickelt war, in den exakt in diesem Moment ein Blitz einschlug. Das Kraftfeld explodierte und bot somit den Rebellen die Gelegenheit, die völlig ahnungslose Katniss und einige weitere Sieger aus der Arena zu befreien. Ich hatte wie versteinert vor meinem Bildschirm gesessen, als dies passierte. Plötzlich wurde die Tür zu meinem Raum aufgeschlagen und zwei Männer ergriffen mich. Ich wollte mich wehren, doch sie spritzten mir eine Flüssigkeit in den Arm und ich verlor das Bewusstsein. So landete ich in einer unterirdischen Basis. Es war Distrikt 13, das sich nach dem Angriff des Kapitols unter der Erde weiterentwickelt hatte. Dort erfuhr ich, dass das Kapitol Distrikt Zwölf zerbombt hatte. Mein Vater kam ums Leben, als er ein kleines Mädchen aus den Trümmern eines Hauses retten wollte. Gale schaffte es, fast 900 Menschen nach Distrikt 13 zu bringen. 900 von mehreren Tausend.

Und es blieb nicht dabei. Das Kapitol hatte es geschafft Peeta, Cato und noch einige andere Sieger gefangen zu nehmen und zu foltern. Während Katniss in 13 gezwungen wurde, die Figur der Rebellion, der Spotttölpel zu sein, wurde Peeta, der sie aufrichtig liebte, eine Gehirnwäsche verpasst. Als wir ihn retten konnten, war er darauf programmiert Katniss zu töten. Cato wurde ebenfalls gerettet und nach 13 gebracht. Er hatte noch nie so gebrochen ausgesehen. Aber ich hatte ihn wieder. Er war am Leben.

Die Tage wurden dunkler und einige Wochen nach der Rettung der restlichen Sieger zogen Katniss, Cato, Peeta, der auf dem Weg der Genesung war und ich, mit einer kleinen Gruppe Rebellen ins Kapitol ein, wo bereits Kämpfe herrschten. Die Rebellen kämpften verbittert und der Sieg rückte näher. Und dann passierte es. Explosive Fallschirme, welche Gales Idee gewesen waren, wurden vor dem Tor zum Präsidenten Palast von einem Hovercraft abgeworfen. Prim, die als Sanitäter gerade dort war, wurde auf brutale Weise aus dem Leben gerissen. Der Kampf war gewonnen, aber der Spotttölpel gebrochen.

Die neue Präsidentin Alma Coin ließ Snow kurz nach dem Sieg hinrichten. Katniss und ich sollten dies tun. Doch während mein Pfeil das Herz des Präsidenten durchbohrte, tötete der von Katniss Präsidentin Coin. Alle waren schockiert, doch ich wusste wieso Katniss dies getan hatte. Coin war kein Stück besser gewesen als Snow.

Es folgte ein Durcheinander und Katniss wurde für mehrere Wochen eingesperrt. Ich blieb bei Cato in einem Zimmer im Präsidentenpalast, wo auch meine Mutter war. Auch ich war am Ende meiner Kräfte. Ich hatte fast alles verloren.

"Lauriss.", reißt mich Katniss plötzlich aus den Gedanken. "Hm?" "Wann kommt Cato?" Ich lächle. "In zwei Tagen." Cato... Nachdem alles vorbei war, durften Katniss, Haymitch und ich zurück nach Zwölf. Zurück in unsere Heimat, die gerade wieder aufgebaut wurde. Meine Mutter blieb mit der von Katniss im Kapitol. Cato reiste zurück nach Zwei, um seine Ausbildung als Friedenswächter, die er nach den ersten Spielen, aus Tatendrang begonnen hatte, zu beenden. Er versprach mir bald nach Zwölf zu ziehen. Peeta kam ebenfalls nach Zwölf zurück. Er hatte es geschafft, der falschen Welt, die Snow ihm vorgegaukelt hatte zu entfliehen. Es gab immer noch Momente, an denen er sich zusammenkauerte und schluchzte, doch diese wurden nach und nach weniger. Ganz verschwanden sie, als seine Tochter Lin, drei Jahre nach dem Sieg der Rebellen das Licht der Welt erblickte.

Ich sehe wieder zu dem Kind. "Wie lange ist es jetzt her, dass wir wieder in Zwölf sind?", fragt Peeta plötzlich. "Fast vier Jahre.", gebe ich zurück. Ein Schmerz durchzuckt mich. Alt und vertraut. Wir haben so viele geliebte Menschen verloren, die niemals wieder zu uns zurückkehren werden. Ich denke an Percy, Finnick, Cinna, Prim und meinen Vater. Eilig verschiebe ich diese schmerzlichen Erinnerungen und denke an Cato, den ich so sehr vermisse. Das letzte Mal habe ich ihn vor einem Jahr gesehen, als er mich besuchte. Damals erzählte er mir von Gale, der jetzt in Distrikt Zwei lebt. Katniss und ich haben keinen Kontakt mehr mit ihm, seitdem seine Bombe Prim getötet hat. Unsere gute Beziehung geriet schon damals ins Wanken, als er Katniss immer wieder seine Gefühle offenbarte. Irgendwie vermisse ich ihn und unsere alten Zeiten zu dritt im Wald. Es waren glückliche Zeiten in einer schrecklichen Welt.

Lin zappelt in meinen Armen und ich wiege sie sanft hin und her. Das kleine Mädchen schließt die Augen. Ich sehe lächelnd zu Katniss und Peeta, die ihre kleine Tochter stolz betrachten. Wir haben es geschafft. Wir haben uns ein Leben erkämpft. Ein würdiges Leben. Der Kampf hat viele Opfer gekostet. Zu viele. Doch an jene, die überlebt haben, war der Verlust eine Warnung. Eine Warnung, dass solche Zeiten sich nie wiederholen dürfen.

Hey Tribute,
ja, ihr habt richtig gelesen, ich habe den Epilog in zwei Teile geteilt, da er sonst zu lang geworden wäre. Ich hoffe ihr seid nicht allzu böse, dass dieser Teil hier einfach nochmal eine Zusammenfassung der Bücher/Filme von "THG" war. Ich wollte aber, dass ihr einen Einblick bekommt, wie Lauriss und Cato in der Zeit der Rebellion gelebt und gehandelt haben.
Bald kommt der zweite Teil, ich hoffe ihr freut euch darauf.
Eure Lauriss.

Catos Wirklich Wahre Geschichte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt