Bevor ich weiß, was ich tue, beuge ich mich vor zu Cato und küsse ihn. Gleich darauf kommt es mir töricht vor. Doch anstatt mich einfach wegzustoßen, schlingt er die Arme um mich und zieht mich näher zu sich. Ich lege meine Arme zögerlich um seinen Hals. Kurz will ich mich von ihm lösen, denn ich muss ihm eine Frage stellen. Eine Frage, auf die ich keine Antwort weiß. Doch Cato scheint es zu ahnen, denn er drückt mich ein Stück fester gegen sich. Ich gebe den Versuch auf und küsse ihn weiter. Ein warmes Gefühl durchströmt mich und endlich ist mir klar, was all die Gefühle Cato gegenüber zu bedeuten haben. Ich habe mich in ihn verliebt.
Irgendwann lösen wir uns dann doch voneinander. Ich sehe ihm in die Augen und er lächelt. "Du bist wirklich mutig.", sagt er dann und streicht mir eine Haarsträhne aus der Stirn. "Keiner hat sich bis jetzt getraut mich einfach so zu küssen." Ich lache und lehne meine Stirn gegen seine Brust. Cato streicht mir über den Rücken. Zum ersten Mal, seitdem mich das Kapitol in die Arena gebracht hat, fühle ich mich wirklich sicher. Kurz schließe ich die Augen und genieße einfach nur seine Nähe. Dann fällt mir wieder ein, was ich ihn fragen wollte. Doch jetzt bringe ich es einfach nicht über die Lippen. Ich will diesen Moment nicht kaputt machen. Sanft schiebe ich mich ein Stück von ihm, um ihn ansehen zu können. Seine grauen Augen mustern mich ebenfalls. Mir ist nie aufgefallen, wie schön sie eigentlich sind. Cato nimmt meinen Zopf zwischen Daumen und Zeigefinger und grinst. "Du bist ganz schön verstrubbelt." Lächelnd schiele ich auf meinen Zopf hinunter. "Da hast du Recht." Ich öffne den Zopf. Vorsichtig, um mir nicht zu viele Haare auszureißen, kämme ich mich mit den Fingern. Gerade, als ich meine Haare wieder zusammen binden will, nimmt Cato meine Hand. "Lass das so." Verdutzt sehe ich ihn an. Cato grinst und fährt mir durchs Haar. Ich nehme seine andere Hand. Die Hand, die so viele unschuldige Menschen getötet hat. Aber jetzt ist es mir egal, wer er ist und was er getan hat. Mir ist egal, dass er zum Spaß tötet. Vielleicht bin ich nicht besser. Ich habe auch getötet. Es sind nun bereits drei Jugendliche durch meine Hand gestorben, die nicht älter waren als ich. Ich verdränge den Gedanken energisch. Nicht jetzt. Cato hat eine Hand in meinem Haar vergraben. Sanft zieht er meinen Kopf zu seinem und er küsst mich erneut. Ich lasse seine andere Hand los und fahre durch sein Haar.
Es dauert eine Weile, bis er zurückweicht. Er sieht an mir vorbei zum Höhleneingang. "Es schneit." Ich folge seinem Blick und seufze als ich sehe, dass er Recht hat. Cato greift nach der Decke, die er vorhin neben sich gelegt hat und legt sie mir um die Schultern. "Mir ist nicht kalt.", sage ich sanft. "Nicht hier bei dir." Cato fährt mir erneut durchs Haar. Dann steht er ruckartig auf. "Ich seh mich mal draußen nach Brennholz um." Ein wenig verwirrt starre ich ihn an. "Und was ist mit mir?" "Du bleibst hier. Ich bin bald wieder da." Und schon ist er verschwunden. Obwohl ich lieber mitgegangen wäre, bleibe ich sitzen. Ich verstehe ganz genau, dass Cato Zeit zum Nachdenken braucht. Seufzend kauere ich mich mit der Decke auf dem Höhlenboden zusammen. Immer noch spüre ich Catos Lippen auf meinen. So gut sich der Kuss angefühlt hat, so schrecklich kommt er mir jetzt vor. Was habe ich mir bloß dabei gedacht? -Verdammt Lauriss!- Ich wickle mich fester in Catos Jacke und atme seinen Geruch ein. Warum hätte ich nicht einfach an Percys Stelle sterben können? Dann wäre zwischen Cato und mir nie etwas gewesen und Percy würde noch leben. Vielleicht hätte er sogar gewonnen. Oder aber Cato hätte ihn... nein, das darf ich nicht denken!
Es dauert lange, bis Cato wieder durch den Höhleneingang tritt. Erfreut sehe ich, dass er etwas Brennholz dabei hat. Er wirft die Hälfte davon auf die Feuerstelle und zündet sie mit den Streichhölzern an. Ein warmes Licht erfüllt die Höhle.
Der Rest des Tages vergeht ereignislos. Als es dunkel wird, wirft Cato das letzte Bisschen des Holzes ins Feuer und dreht sich dann zu mir. "Ich leg mich jetzt hin. Das solltest du auch tun." Seufzend mache ich es mir auf dem Höhlenboden bequem und decke mich zu. Catos, von den Vögeln zerrissene Jacke, dient mir als Kopfkissen. Ich drehe dem Feuer den Rücken zu und schließe die Augen. Einige Zeit später, merke ich, wie sich Cato dicht neben mir niederlässt. Ich stelle mich schlafend. Cato lehnt sich an die Höhlenwand und seufzt. Sanft dränge ich mich etwas näher an ihn. Da spüre ich, wie er mit seiner Hand durch mein Haar fährt. Ein ungewolltes Lächeln spielt um meine Lippen. Catos Hand bleibt auf meinem Kopf liegen. Dann beugt er sich vor zu mir. Seine Lippen berühren kurz meine Wange. "Was machst du nur mit mir Lauriss?" Ich drehe mich um, stelle mich aber weiterhin schlafend. Cato streicht mir sanft über den Kopf. Ich fühle mich so behütet, wie schon sehr lange nicht mehr. Ganz Panem sieht uns zu, ich weiß, doch das ist mir egal. Für diesen Moment zählt einfach nur, dass Cato hier bei mir ist und sich um mich kümmert. Ich bin nicht allein. Catos Nähe und seine Wärme lassen mich ruhig werden. Das Feuer knistert leise vor sich hin. Ich friere nicht. Langsam aber sicher dämmere ich ein. Cato bleibt bei mir. Die ganze Nacht.
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Catos Wirklich Wahre Geschichte
FanfictionHätte Cato, der brutale und kalte Junge aus Distrikt 2, eine Chance gehabt die Hungerspiele zu gewinnen, wenn Katniss nicht gewesen wäre? Wie ist er außerhalb der Kameras? Und was würde er tun, wenn ein Mädchen auftaucht, das er nicht töten will? La...