Die Nacht ist eisig kalt. Ich habe Percy die Decke aus meinem Rucksack überlassen. Mit gezücktem Messer sitze ich, gegen einen Baum gelehnt, da und starre in die Dunkelheit. Die Stille, die meinen Verbündeten und mich umgibt, ist bedrückend. Nicht das leiseste Anzeichen von irgendwelchen Lebewesen. Weder Tier noch Mensch. Meine Gedanken schweifen zurück nach Distrikt Zwölf. Zu meinen Eltern. Was werden sie wohl gedacht haben, als man mich auf dem Bildschirm gezeigt hat? Sicher machen sie wie ich kein Auge zu. Ob sie mir jetzt gerade zusehen? Oder ertragen sie es nicht? Aber immerhin habe ich das Gemetzel überlebt. Das erste Grauen habe ich hinter mich gebracht. Und mir geht es gar nicht so schlecht. Essen, Messer, eine wärmende Decke und einen Verbündeten. Und Katniss und Gale? Geht es ihnen gut? Der Gedanke daran, dass sie jetzt ohne mich jagen, versetzt mir einen schmerzhaften Stich. Ich kann mir vorstellen, was Gale gesagt hat, als ich mit einem Rucksack und einem Messer vom Füllhorn entkommen bin. "Kein schlechter Anfang." Ein kleines Lächeln spielt um meine Lippen. Doch nicht lange. Ein Rascheln ertönt aus dem Gebüsch rechts von mir. Ich springe auf und zücke das Messer. Erneut raschelt es. Wie versteinert bleibe ich in Angriffsposition. Da huscht ein Fuchs an mir vorbei und verschwindet nur eine Sekunde später wieder in der Dunkelheit. Ich seufze und lache erleichtert auf. "Schön dich gesehen zu haben, Kleiner. Wo Raubtiere sind, da ist auch Beute."
Percy löst mich nach circa vier Stunden Schlaf ab. Mittlerweile bin ich müde und nehme sein Angebot sofort an. Ich wickle mich in die, von Percy angewärmte, Decke. Es dauert eine Weile, doch dann schlafe ich tatsächlich ein. Meine Träume sind wirr und ich schlafe extrem schlecht. Immer wieder wache ich auf, da ich denke die Karrieros zu hören. Catos arrogante Stimme begleitet mich bis in meine Träume.
"Lauriss, wach auf!" Jemand rüttelt mich an der Schulter. Sofort bin ich hellwach. "Was ist passiert?!" Percy kniet vor mir. "Nichts. Aber es ist hell und wir sollten weiter gehen. Die Karrieros haben die ganze Nacht durchgejagt. Vielleicht sind sie ganz in der Nähe." Ich rapple mich auf. "Gut. Dann lass uns jetzt weiter gehen und ein Versteck finden. Ich habe keine Lust, ihnen in die Arme zu laufen." Percy lächelt. "Also los." Wir packen unser weniges Hab und Gut zusammen und machen uns auf den Weg.
Wir gehen bereits mehrere Stunden, als plötzlich eine Kanone ertönt. Percy und ich fahren herum. "Elf von uns sind tot. Jetzt müssen noch Zwölf sterben.", murmelt mein Verbündeter. "Das waren sicher die Karrieros." Ich muss an Cato denken und werde wütend. "Die haben alle guten Waffen. Sicher auch den Bogen. Der könnte uns das Überleben sichern." Schweigend gehen wir weiter. Der Wald lichtet sich nach und nach. "Na toll.", knurre ich. " Das musste ja kommen." Vor uns ragen zerklüftete Felsen in den Himmel. "Sieht doch gut aus.", meint Percy. "Dort drüben wird es sicher ein paar brauchbare Verstecke geben. Gleich in der Nähe vom Wald." Ich seufze. "Wir brauchen als allererstes Wasser. Ich sterbe vor Durst." "Lass uns hier in der Nähe nachsehen. Vielleicht finden wir was."
Und tatsächlich. Gleich hinter einem großen Felsen fließt ein breiter Fluss mit eisigem Wasser. Percy füllt die Wasserflasche und tröpfelt etwas Jod hinein. Wir warten kurz und trinken dann hastig. "Hier ist ein guter Ort." Ich lächle. "Dann suchen wir mal eine Höhle." Percy, der den Rucksack trägt, holt etwas Trockenobst hervor und teilt es unter uns auf. Den Rest packt er wieder zurück in den Rucksack. Eilig schlinge ich das Obst hinunter und das Knurren in meinem Magen lässt ein wenig nach.Ein Stück den Fluss hinunter gibt es viele enge Höhlen, von denen einige tief in den Fels hinein führen. Die meisten sind so mit Moos und Gestrüpp bewachsen, dass sie kaum zu sehen sind. "Perfekt.", sagt Percy zufrieden und klettert durch ein Loch in einen Hohlraum. Ich zwänge mich ebenfalls hindurch. Innen ist genug Platz für zwei Personen. Auf der linken Seite, führen zwei kleine Tunnel weiter in den Fels. Einer ist zu klein, als dass ein Mensch ihn betreten könnte, doch der andere bietet Platz um hindurch zu krabbeln. "Lass mich kurz nachsehen, ob da was drin ist.", sage ich zu Percy. "Pass auf.", warnt er mich. Ich mache mich so klein wie möglich und schiebe mich durch den Tunnel. Jedoch wird er, je weiter ich komme, immer enger, bis ich es aufgebe und mich rückwärts zu Percy zurück schiebe. Mein Verbündeter sitzt mit eingezogenem Kopf da und mustert unsere Vorräte. "Das wird nie reichen.", murmelt er, als ich mich ganz aus dem Tunnel gezwängt habe. "Irgendwas gefunden?" "Nein. Der Tunnel ist zu eng. Keine Ahnung wo er hinführt." Percy nickt. "Ich glaube vorerst sind wir sicher." Mein Blick schweift umher. "Hoffentlich. Aber bis jetzt hatten wir ziemlich viel Glück."
Ich sitze am Fluss und fülle unsere Flasche auf. Nur die Felsen um mich herum geben mir Deckung. Ich komme mir ziemlich ausgeliefert vor. Percy steht in der Nähe und sieht sich um. Auch er wirkt nervös. Er hält sein Messer in der rechten Hand und meines in der linken. Mir kommt es wie eine halbe Ewigkeit vor, bis die Flasche gefüllt ist. "Lauriss!", zischt Percy plötzlich. "Was?" Ich fülle meine Hände mit Wasser und wasche mir das Gesicht. "Warte kurz ich bin gleich fertig." "Lauriss!" "Was?!" Ich stehe auf. Percy ist in Deckung gegangen. "Runter!", zischt er. "Runter verdammt!" Erschrocken tue ich was er sagt. Keine Sekunde zu früh, denn da ertönen Schritte vom Wald her. "Hier muss doch irgendwo jemand sein.", knurrt der Junge aus Eins. Ich glaube sein Name ist Nico. Mir wird gleichzeitig heiß und kalt. Es sind die Karriere-Tribute! Ihre Stimmen sind noch etwas entfernt, doch wir kommen nicht zu den Höhlen zurück. Sie würden uns sehen. "Wir sollten uns aufteilen.", ertönt Catos schneidende Stimme. Ich blicke zu Percy, der mir andeutet unten zu bleiben. "Ach was. Wir finden schon noch wen. Der Junge aus Elf war ja auch leicht zu finden.", ertönt die Stimme eines Mädchens. Sie klingt überaus belustigt. "Oh wie er geschrien hat, als du ihm die Machete in den Bauch geschlagen hast, Cato." Sie lacht. Zorn lodert in mir auf, doch ich verhalte mich weiterhin still. "Nein ehrlich. Wir sollten uns aufteilen. Nur für eine Weile. Carlos, du gehst mit Samira. Die beiden anderen Mädels gehen zusammen und Nico du kommst mit mir mit." Die anderen schweigen. "Wir treffen uns in ein paar Stunden wieder hier." "Na gut.", stimmt Nico zu und auch die anderen willigen ein. Dann höre ich sich entfernende Schritte.
Lange Zeit ist es still. Ich wage nicht zu atmen. "Na los.", unterbricht Nicos Stimme die Stille plötzlich. "Sehen wir mal nach ob wir wen finden." Panisch werfe ich Percy erneut einen Blick zu. Er erwidert ihn. "Vielleicht finden sie uns nicht.", flüstert er so leise, dass ich ihn kaum höre. "Wenn sie hierherkommen laufen wir.", gebe ich leise zurück. Percy nickt. So sitzen wir am Fluss, auf der anderen Seite der Felsen und hoffen, dass die beiden Karrieros einfach vorbeigehen.
Hey!
Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat. Ich wollte euch noch sagen, dass das Nächste jetzt aus Catos Sicht sein wird. Meine Freundin hat mir ein wenig bei der Entscheidung geholfen. Danke Jojo! Schönen Tag euch.
Eure Lauriss :)
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Catos Wirklich Wahre Geschichte
Fiksi PenggemarHätte Cato, der brutale und kalte Junge aus Distrikt 2, eine Chance gehabt die Hungerspiele zu gewinnen, wenn Katniss nicht gewesen wäre? Wie ist er außerhalb der Kameras? Und was würde er tun, wenn ein Mädchen auftaucht, das er nicht töten will? La...