-Catos Sicht-
Der Wind rauscht durch die Blätter der Bäume. Lauriss schleicht neben mir her. Seit Stunden haben wir kein Wort mehr gewechselt. Es ist ein sonderbares Gefühl neben Zwölf herzulaufen. Sie ist kleiner als meine Verbündeten und ich muss langsam gehen, damit sie mit ihrer verwundeten Seite hinterher kommt. Trotzdem bereue ich es nicht, sie mitgenommen zu haben. Sie ist eine angenehme Gesellschaft. Ich verdränge den Gedanken an sie und sehe mich um. Wo zur Hölle haben sich die letzten Außenseiter versteckt? Ich will wieder Blut fließen sehen. Die Machete blitzt drohend in meiner Hand auf. Gelangweilt lasse ich sie durch die Luft sausen. Lauriss wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu, als ich die Klinge meiner Waffe knapp an ihr vorbeifliegen lasse. Ich verkneife mir ein Grinsen und stecke die Machete weg. Plötzlich bleibt Lauriss stehen. Instinktiv tue ich es ihr gleich. "Was ist?" Lauriss deutet leise auf einen Baum. Dort, ein paar Äste über uns, sitzt ein brauner Vogel. Ich will schon laut auflachen, Lauriss erschrickt ernsthaft vor einem Vogel, als Zwölf mit dem Bogen auf das Tier zielt. Jetzt erst verstehe ich, was sie vor hat und sehe ihr zu. Lauriss visiert den Vogel genau an. Kurz verharrt sie so. Dann verlässt der Pfeil die Sehne und zischt nach vorne. Weniger als eine Sekunde später fällt der braune Vogel vom Ast. Ein Pfeil steckt in seinem Auge. Ich pfeife beeindruckt durch die Zähne, während Lauriss ihre Beute holt. Woher zur Hölle hat sie so gut schießen gelernt? Und auch messerwerfen. In Zwölf hat man doch keine Möglichkeit den Umgang mit Waffen zu erlernen. Da fällt mir ein, dass Lauriss vorhin etwas über das Jagen erzählt hat. Langsam beschleicht mich eine Vorahnung, die ich lieber nicht anspreche. Vielleicht sollte das Kapitol keinen Wind davon bekommen. Wobei, wahrscheinlich haben sie eins und eins eh schon lange zusammengezählt und wissen, dass Lauriss in ihrem Distrikt wildert. Nachdem der tote Vogel verstaut ist, gehen wir weiter. Lauriss scheint den Weg zum Füllhorn nun ebenfalls zu kennen und ich ärgere mich, dass ich ihn nicht früher gefunden habe. Wieso ist sie mir fast immer einen Schritt voraus?
Als es dunkel wird, machen wir Pause. Ich lege mich hin, doch Lauriss bleibt wach. Obwohl ich ihr erkläre, dass es nicht nötig ist, besteht sie darauf, Nachtwache zu halten. Soll sie machen, wenn sie meint. Müde mache ich es mir unter einem Baum so bequem wie möglich. Trotz allem dauert es ziemlich lange, bis ich einschlafe.
Am nächsten Morgen gehen wir schon früh weiter und als es wieder anfängt dunkler zu werden, fällt mir auf, dass wir in höchstens einer halben Stunde am Füllhorn angelangt sind. Lauriss scheint das Gleiche zu denken wie ich, denn sie bleibt stehen. Kurz ist es still. "Ich denke...", murmelt sie. "Es ist Zeit tschüss zu sagen." Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, also starren wir uns eine Weile einfach nur an. Irgendwie kann ich den Blick nicht von ihr lösen. Ihre Augen wirken in dem kalten Licht mehr grün als braun. "Also dann.", bringe ich schließlich hervor. Sie scheint sich aus einer Starre zu lösen. "Danke nochmal für deine Hilfe." "Ebenfalls.", gebe ich ehrlich zurück. Schon wieder tritt Schweigen ein. "Ich... ich wünsche dir alles Glück der Welt, Cato.", flüstert sie dann. Als ob ich Glück bräuchte. Doch trotzdem lächle ich. "Danke. Das wünsche ich dir auch, Zwölf." Sie lächelt leicht. Jedoch erreicht dieses Lächeln nicht ihre Augen. Plötzlich geschieht etwas Unerwartetes. Lauriss fällt mir um den Hals. Total verblüfft sehe ich auf sie hinab. Dann lege ich kurz die Arme um ihre Hüfte und lasse sie gleich danach wieder los. Lauriss weicht zurück. Dann dreht sie sich wortlos um und geht in die entgegengesetzte Richtung davon. Kein Blick zurück, nichts mehr. Sie geht einfach. Ich starre ihr hinterher, bis sie verschwunden ist. Dann werden meine Gedanken wieder klarer. -Was führst du dich so dämlich auf, Cato?-, schießt es mir durch den Kopf. -Reiß dich zusammen Mann.- Ich gebe mir einen Ruck und drehe mich um. Nicht mehr lange, dann bin ich wieder bei den Karrieros. Dann geht es wieder nur ums Töten. Obwohl ich weiß, dass bald der Kampf unter uns Karrieros entbrennen wird, freue ich mich nicht. Irgendwie hoffe ich nur, dass Lauriss nicht ausversehen in das Visier der anderen kommt. Lauriss... warum denke ich immer noch an sie? Wütend verziehe ich das Gesicht und gehe einen Schritt schneller, die Machete fester umklammert als nötig. Nach einiger Zeit sehe ich zwischen den Bäumen etwas aufblitzen. "Na endlich!", knurre ich leise und lasse meine Machete durch die Luft sausen, wobei ich einige Äste, die tief unten an den Bäumen wachsen, abbreche.
"Cato!", höre ich ihre Stimmen, als ich auf die Lichtung trete. Samira, Nico und Carlos starren mich verblüfft an. "Wir dachten du liegst schwer verletzt irgendwo rum.", ruft Nico. Ich werfe ihm einen verächtlichen Blick zu. "Da kennst du mich schlecht. Ich wurde bloß aufgehalten, als ich auf der Jagd nach Außenseitern war." Samira sieht mich misstrauisch an. "Hast du ein Problem damit?", knurre ich ungeduldig. "Wieso sollte ich?", gibt sie kalt zurück. Hoffentlich warnt sie mein Blick davor, einen weiteren dummen Kommentar abzugeben. Genervt gehe ich an meinen Verbündeten vorbei zum Füllhorn. Dort lege ich meine Sachen ab und genehmige mir zum ersten Mal seit Tagen eine üppige Mahlzeit. Dunkle Wolken ziehen über den Himmel. Die Sonne ist schon weg. Wo Lauriss jetzt wohl ist? Ich ziehe mich ins Füllhorn zurück um ein wenig zu schlafen. Aber der Schlaf kommt nicht und so setze ich mich zu den drei anderen ans Feuer. "Du hast zuerst gesagt, jemand hat dich aufgehalten, als du Jagen warst.", sagt Carlos nach einer Weile. "Nicht jemand. Das habe ich nie gesagt.", entgegne ich. "Etwas." "Und was war das?", fragt Samira und sieht mich eindringlich an. "Mutationen." Mein Blick hält dem meiner Distriktpartnerin stand. Sie nickt. "Welche Art Mutationen?" "Raben." Stille tritt ein. "Hat jemand von euch eigentlich Drei getötet? Hab seine Kanone gehört und sein Bild gesehen.", unterbreche ich schließlich das Schweigen. "Ich." Carlos grinst. "Hat geschrien wie ein kleines Kind. Zum Totlachen." Nun muss auch ich grinsen. "Wäre gerne dabei gewesen." "Erbärmlich diese Außenseiter.", meint Nico gleich darauf amüsiert. "Können nicht mal nen Stock halten." Unser Lachen hallt laut durch die Nacht.
Hey Leute,
alles klar bei euch? Das nächste Kapitel wird eine Weile auf sich warten lassen. Wie ihr merkt geht es jetzt schon langsam auf das Finale zu und dazu brauche ich noch ein paar Ideen. Außerdem stresst die Schule mal wieder total.
Schöne Grüße,
eure Lauriss.
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Catos Wirklich Wahre Geschichte
FanfictionHätte Cato, der brutale und kalte Junge aus Distrikt 2, eine Chance gehabt die Hungerspiele zu gewinnen, wenn Katniss nicht gewesen wäre? Wie ist er außerhalb der Kameras? Und was würde er tun, wenn ein Mädchen auftaucht, das er nicht töten will? La...