-Catos Sicht-
Ich blicke mich um. Niemand ist zu sehen, außer Nico, der etwas abseits geht und ebenfalls seinen Blick schweifen lässt. Meine Hand, die die Machete hält, ist durch den kalten Wind bereits taub geworden. "Wo zur Hölle verstecken sich diese verdammten Außenseiter?", knurre ich leise. Es sind bereits Stunden vergangen, seitdem ich den letzten Tribut getötet habe und mir wird klar, dass die Leute im Kapitol auf mehr Spannung warten. Die würde ich ihnen ja geben, wenn sich nur ein verdammter Tribut blicken lassen würde. Frustriert schlage ich mit der Machete auf einen kümmerlichen Busch ein. Nico ist hinter den Felsen verschwunden, hinter denen, dem Rauschen nach zu urteilen, ein Fluss fließt. Kurz ist es still. Plötzlich ertönt Nicos Ruf. "Cato! Hier sind welche!" Ich renne grinsend um die Felsen. Doch das Grinsen verschwindet, als ich sehe, wen Nico gerade ausfindig gemacht hat. Es ist das Mädchen aus Zwölf. Lauriss, glaube ich, dass sie heißt. Und ihr Distriktpartner. Das komische Gefühl, das immer dann aufkommt, wenn ich Lauriss sehe ist wieder da, doch ich ignoriere es. "Hol sie dir. Ich kümmere mich um ihn!", rufe ich. "Ich hab da noch ne Rechnung mit ihm offen!" Dann stürme ich los. Zwölf zieht Lauriss am Arm und beide verschwinden im Wald. Nico und ich preschen hinterher. "Das wird euch nichts nützen!", ruft Nico ausgelassen. Der Junge aus Zwölf, er heißt Percy, wenn ich mich nicht irre, strauchelt. Lauriss packt ihn und hindert ihn somit daran zu stürzen. Wir haben sie fast eingeholt. Ich schaffe es Percy zu packen und ihn zu Boden zu reißen. Meine Machete rauscht auf seinen Kopf zu, doch er kann sich gerade noch wegrollen. Wütend schlage ich erneut auf ihn ein, doch auch diesmal ist er schneller. Er springt auf. Ich verpasse ihm mit der Machete einen leichten Kratzer am Arm. Doch nicht tief genug, als dass es ihn ablenken würde. Zwölf schafft es zurückzuweichen und weiter zu laufen. Blind vor Wut renne ich hinterher. "Du bist tot, Zwölf!", brülle ich. Irgendwo weiter rechts von mir, höre ich Lauriss und Nico durchs Unterholz brechen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch sie erwischt wird. Percy springt über eine kleine Grube hinweg, der ich gerade noch ausweichen kann. Der verdammte Mistkerl ist flink. Ich springe über einen umgefallenen Baum. Vor uns taucht wie aus dem Nichts eine Felswand auf. Ich grinse. "Jetzt hab ich dich!" Doch da freue ich mich zu früh. Percy macht nicht halt, um stehen zu bleiben. Er hält sich an einem Vorsprung fest und zieht sich nach oben. Nun bin auch ich bei der Felswand angekommen. Ich stecke die Machete weg und beginne ebenfalls den Aufstieg. Der Fels ist eiskalt und als ich kurz abrutsche, reiße ich mir meine linke Hand auf. Sofort quillt Blut hervor. "Scheiße!" Wutentbrannt setze ich meine Hand erneut an den Felsen, klammere mich daran fest und ziehe mich ein Stück weiter nach oben. Percy ist oben angelangt und verschwindet aus meinem Blickfeld. Ich beeile mich. Doch gerade, als ich mich mit meiner verletzten Hand am nächsten Vorsprung hochstemmen will, rutsche ich wegen des Bluts ab. Für eine Sekunde verharre ich noch an der Felswand. Dann falle ich und treffe mit dem Rücken voraus auf dem Boden auf. Stöhnend komme ich wieder auf die Beine. Mein Rücken und meine linke Hand schmerzen und ich denke nicht, dass ich erneut hochklettern kann, ohne wieder hinunter zu stürzen. Und bis ich oben bin, ist Percy sicher schon über alle Berge. Die Wut, die in mir kocht, wird stärker. "Du Mistkerl!", brülle ich so laut ich kann. "Warte nur! Ich finde dich! Und dann mach ich dich kalt!"
Schäumend vor Wut mache ich mich auf die Suche nach Nico. Ich hoffe, dass wenigstens er Glück hatte, bis mir einfällt, dass ich keine Kanone gehört habe. Ein Gefühl der Erleichterung macht sich in mir breit. Wieso? Gerade eben hatte ich mir doch noch gewünscht, Nico hätte Zwölf erwischt. Ich verdränge die Erleichterung energisch. Eilig, ohne auf meinen schmerzenden Rücken und die blutende linke Hand zu achten, mache ich mich auf die Suche nach Nico und Zwölf. Ich gehe den ganzen Weg zurück, bis zu der Stelle, an der ich die beiden das letzte Mal gehört habe. Nichts. Meine Wut ebbt vorerst ab und ich werde wieder wachsamer. Ich ziehe die Machete und halte mich rechts. Irgendwo da müssen sie ja sein. Ich fange an zu laufen. Plötzlich kommt jemand von der Seite. Instinktiv fahre ich herum. Nico, steht vor mir und sieht ebenfalls wütend aus. "Du hast sie nicht erwischt.", sage ich. "Nein. Du ihn auch nicht." "Sag nichts.", zische ich wütend. "Er ist davongekommen. Das ist das erste und das letzte Mal." Nico mustert mich. "Jetzt beruhig dich. Sie könnten noch in der Nähe sein."
Wir suchen die restlichen Stunden, bis die Dunkelheit hereinbricht und wir uns mit den anderen am Fluss treffen. Alle sind frustriert und reden nicht viel. Nico und ich erzählen ihnen nichts über die misslungene Jagd der Tribute aus Zwölf. "Lasst uns zurück zum Füllhorn gehen.", schlägt Samira vor, nachdem wir eine lange Pause gemacht haben. "Früher oder später treibt es ein paar hungrige und verzweifelte Außenseiter in unsere Arme und dann..." Sie grinst breit. Marlene, sieht in die Runde. "Können wir nicht bleiben? Ich bin müde." "Nein.", sage ich entschieden. "Wir gehen jetzt." Marlene sieht mich an. "Na gut." Auch die anderen stimmen zu und wir machen uns auf den Weg zurück. Die anderen plappern munter miteinander, doch ich bin ziemlich still. Immer wieder spukt Lauriss durch meinen Kopf. Wieso verdammt?! Wütend über mich und über die letzten Stunden stapfe ich vor mich hin. Marlene stößt mich an. "Was ist los?" "Nichts.", brumme ich. "Bist du dir sicher?" "Absolut." Sie schweigt eine Weile und mustert mich eingehend. Ich ignoriere ihren Blick und starre vor mir auf den Boden. Die Machete immer noch in der rechten Hand. Meine andere habe ich verbunden.
Ein paar Stunden später gelangen wir ans Füllhorn. Dort liegen immer noch die Sachen, die wir zurückgelassen haben. Soweit ich das sehe, sind sie noch vollständig. Also hat sich niemand der Außenseiter zum Füllhorn gewagt, während wir weg waren. Ich schmeiße meine Sachen hin. "Jemand muss ein Feuer machen." Nico seufzt. "Ich geh Feuerholz suchen." Er verschwindet im Wald. Samira, das Mädchen aus meinem Distrikt wickelt sich in eine zweite Jacke ein. Ich setze mich auf eine Kiste mit Waffen, wühle in einem Rucksack und hole einen Apfel heraus. Während ich esse sehe ich mir die Waffen an, die immer noch unberührt am Rande des Füllhorns liegen. Wie schade, dass ich nicht die Zeit dazu habe, alle Waffen an den Tributen zu testen. Da ertönt die Hymne des Kapitols, sein Wappen erscheint und dann taucht das Gesicht des Jungen aus Elf auf, den ich heute getötet habe. Anschließend wird der Himmel wieder dunkel. Nico kommt zurück und macht ein Feuer. Dann setzen wir uns alle zusammen und reden.
Es ist stockdunkel und kälter, als in der letzten Nacht. Die anderen schlafen. Ich sitze immer noch auf der Kiste und starre in die Dunkelheit. Wenn sich ein Tribut blicken lässt, will ich der sein, der ihn tötet. Außerdem kann ich keinen Schlaf finden. Ich bin immer noch wütend. Langsam stehe ich auf. Ich nehme meine Machete und schwinge sie hin und her. Leicht streift sie einen Felsen und ein metallisches Geräusch ertönt. Ich muss grinsen. Bald wird es wieder spannend. Das hier ist nur die Ruhe vor dem Sturm.
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Catos Wirklich Wahre Geschichte
FanfictionHätte Cato, der brutale und kalte Junge aus Distrikt 2, eine Chance gehabt die Hungerspiele zu gewinnen, wenn Katniss nicht gewesen wäre? Wie ist er außerhalb der Kameras? Und was würde er tun, wenn ein Mädchen auftaucht, das er nicht töten will? La...