Das Finale

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Ich laufe direkt in Catos Arme. "Lauriss!", ruft er. "Es tut mir so leid! Ich wollte nicht..." "Lauf!", schreie ich und ziehe ihn hinter mir her. "Lauriss was?" Doch ich antworte nicht. Meine Beine tragen mich einfach weiter. Cato nimmt meine Hand und läuft neben mir her. Die blinde Panik lässt mich so schnell laufen wie nie zuvor. Auf einmal stürzt sich etwas von der Seite auf mich. Ich werde zu Boden gerissen und falle in den Schnee. Zähne schnappen nach meinem Gesicht. Menschliche Zähne. Cato reißt das Monster von mir. Erst jetzt sehe ich was es ist. Es ist das Mädchen aus Distrikt Acht. "Was zur...?" Weiter kommt Cato nicht. Acht greift ihn an. Cato stößt sie von sich. Die Machete trifft sie am Bauch. Doch anstatt zu Boden zu gehen, taumelt sie bloß zurück. Cato reagiert schneller als ich. Er packt mich und reißt mich auf die Beine. Gemeinsam preschen wir weiter durch den Wald. Hinter uns kann ich bereits eine ganze Meute der toten Tribute durch das Unterholz preschen hören. Ich kralle mich in Catos Hand ein. Plötzlich wird er nach hinten gerissen. "Cato!", schreie ich und fahre herum. Cato ringt mit einem der Tribute. Erst jetzt sehe ich das viele Blut am Bauch von Percy. Dieser hat Cato zu Fall gebracht. Hinter ihnen sehe ich bereits den Rest der Meute. Mit zittriger Hand spanne ich den Bogen. Ich kann das nicht. Aber ich muss! Das ist nicht mehr der Percy, den ich gekannt habe. Dieser Percy ist tot. Für kurze Zeit sehe ich seine schwarzen Augen. Dann lasse ich den Pfeil los.

Der Pfeil bohrt sich in Percys Schläfe. Er sackt auf Cato zusammen. Cato stößt ihn von sich und kommt auf. Erneut packt er mich an der Hand. "Weiter!" Meine Augen haben sich mit Tränen gefüllt und ich starre auf die Leiche am Boden. "Lauriss!", ruft Cato. "Komm!" Er zieht mich energisch weiter. Endlich schaffe ich es, den Blick von meinem einstigen Verbündeten abzuwenden und fange erneut an zu sprinten. Cato läuft dicht hinter mir. Die Meute hat aufgeholt. Sie schreien. Laut, schrecklich und unmenschlich. Ich werde von Cato weitergezerrt. Die Schreie hinter uns werden immer lauter. Ich renne und renne. Der Wald lichtet sich plötzlich. Es dauert kaum mehr als eine Sekunde, bis ich begreife, wo wir erneut sind. "Cato!", kreische ich. "Da ist die Klippe!" Cato macht einen Satz nach links und wir laufen die Klippe entlang. Doch mit einem Mal bleibt er stehen. Ich zerre an seinem Arm. Blind vor Panik. "Was machst du denn? Lauf!" "Lauriss! Lauriss!" Cato packt mich mit beiden Armen und hält mich fest. Ich zapple und schreie. "Schh! Lauriss! Der Sektor endet am Waldrand! Die Viecher kommen uns nicht nach!" Ich schreie immer noch, stelle aber meine Fluchtversuche ein. Cato hält mich fest, bis ich still bin. Voller Panik blicke ich mich um und sehe, dass Cato recht hat. Die toten Tribute sind nun alle versammelt. Bloß Percy fehlt. Ich wünschte, ich hätte mich nicht umgesehen. Die Toten schlagen tobend vor Wut gegen die unsichtbare Mauer, die uns von ihnen trennt. Ich sehe das Blut an ihren Verletzungen hinunterlaufen, durch die sie gestorben sind. Meine Beine geben nach. "Percy." Cato fängt mich auf und nimmt mich in die Arme. "Das war nicht er Lauriss. Das war nicht er. Percy ist in Distrikt Zwölf. Begraben von seiner Familie. Das hier war bloß eine Mutation." Die Tränen laufen mir übers Gesicht. Cato nimmt mich fester in die Arme. "Es war bloß eine Mutation. Erschaffen vom Kapitol." Die Schreie der Tribute dringen immer noch an mein Ohr. "Es war bloß eine Mutation.", flüstert Cato immer wieder. Sanft zieht er mich schließlich auf die Beine. "Hör zu Lauriss. Wir müssen hier weg. Ich hab keine Ahnung wie lange die Biester uns belagern werden." Ich zwinge mich dazu, ihn anzusehen und wische die Tränen weg. "Okay... okay." Cato lässt mich aus seiner Umarmung frei. "Lass uns da an der Klippe lang gehen. Aber vorsichtig. Wer weiß, wo der Sektor aufhö..." Ein Speer zischt haarscharf an ihm vorbei. Instinktiv reiße ich Cato mit zu Boden. Vier und Zwei kommen wie aus dem Nichts auf uns zugerannt. Wir rappeln uns auf. Cato schiebt mich hinter sich. Ich ziehe einen Pfeil aus dem Köcher. Aber ich komme nicht zum Schuss. Zwei schleudert ein Beil nach mir. Reflexartig ducke ich mich. Zwei ist bei Cato und mir angelangt. Ich sehe ein weiteres Beil in ihrer Hand. "Cato!" Gerade, als ich den Pfeil auf das Mädchen aus Zwei richte, packt Vier mich. "Die kleine Zwölf und ihr ach so starker Verbündeter am Rande der Klippe!" Er lacht. "Oh wie romantisch!" Ruckartig schlage ich meinen Kopf zurück und treffe Vier mitten im Gesicht. Vier brüllt auf und lässt mich los. Ich fahre herum. Aus der Nase des Jungen aus Vier strömt Blut. "Es wird Zeit, dass du endlich stirbst!", brüllt er. Ich packe mein Messer und schlage nach ihm, doch er weicht aus. Gerade will er mich angreifen, als er von Cato weggeschleudert wird. "Weg von ihr!", brüllt er Vier an. Zwei kommt gerade wieder keuchend auf die Beine. Vier und Cato schlagen mit ihren Waffen aufeinander ein. Die Axt von Vier gegen Catos Machete. Ich reiße den Bogen herum, doch anstatt Vier zu treffen, fliegt der Pfeil in den Wald hinter ihm. Aus dem Augenwinkel sehe ich Zwei, die mich anvisiert und fahre herum. Doch zu langsam. Zwei schlägt mir den Bogen aus der Hand. Wütend schreie ich auf und weiche dem Beil aus, das auf meinen Kopf niederrast. Mein Bogen liegt am Rande der Klippe. Zwei sieht mich an. Dann von mir zum Bogen. Gleichzeitig hechten wir darauf zu. Zwei und ich krachen gegeneinander. Meine Finger berühren kurz den Bogen, doch sie können ihn nicht mehr festhalten. Wie in Zeitlupe fällt er die Klippe hinab. "Nein!" Bevor ich ihn unten aufschlagen sehe, ist Zwei wieder auf den Beinen. Die Schreie der tobenden Meute sind ohrenbetäubend. Ich weiche dem Schlag von Zwei aus und hechte vom Abgrund weg. Zwei schleudert das Beil. Im letzten Augenblick weiche ich aus. Diese Zeit nutzt Zwei und greift mich an. Etwas scharfes erwischt mich am Unterarm. Ich schreie auf und schlage Zwei in den Bauch. Diese taumelt zurück. Hinter mir höre ich den Kampflärm von Cato und Vier, aber ich habe keine Gelegenheit, mich zu vergewissern, dass es Cato gut geht. Zwei startet einen erneuten Angriff. Ich spüre das Blut an meinem Arm hinunterlaufen. Zwei schlägt mit dem Messer auf mich ein. Blitzartig packe ich ihren Arm und schleudere das überraschte Mädchen zu Boden. Das Messer fällt ihr aus der Hand. Ich stürze mich darauf. Gerade schließen sich meine Finger um das Metall, als Zwei plötzlich auf die Beine kommt. Sie stößt mich um und ich schlage mit dem Kopf auf dem Boden auf. Schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen auf und ab, doch ich bekomme das Messer zu fassen. Das Mädchen aus Zwei stürzt sich auf mich. Mit einer ruckartigen Bewegung schnelle ich vor und steche ihr das Messer in die Schulter. Zwei schreit auf. Rasend vor Wut schlägt sie mir mitten ins Gesicht und mein Kopf knallt erneut auf den Boden. "Lauriss!", brüllt Cato, der jedoch von Vier aufgehalten wird. Zwei steht für einen Moment nur da und zieht sich das Messer aus der Schulter. Mühsam komme ich auf und greife sie an. Zwei weicht aus und mit einem letzten Ruck, ist das Messer aus ihrem Fleisch gezogen. Sie schlägt damit nach mir und ich weiche nach hinten zurück. Gerade als ich erneut einen Schritt machen will, stolpere ich über einen Felsen. Ehe ich mich versehe, liege ich wieder am Boden. Sofort ist Zwei über mir. "Oh, die arme Zwölf. Ganz alleine gegen mich. Ist dein hübscher großer Freund nicht da um dir zu helfen? Wie überaus schade." Sie lacht. Das Messer blitzt auf. Ich will mich wegrollen, doch zu spät. Das Messer trifft mich. Jedoch nicht im Herzen, so wie von Zwei beabsichtigt, sondern wie zuvor bei ihr, in der Schulter. Tränen steigen mir in die Augen, doch ich schaffe es, den Schrei zu unterdrücken. "Lauriss!" Das Klirren von Metall auf Metall wird lauter, doch Vier hält Cato weiter in Schach. Zwei packt den Griff des Messers und zieht es aus meiner Schulter. Nun entfährt mir ein schmerzerfüllter Schrei. Zwei lacht. Sie genießt es, sich Zeit lassen zu können, während ihr Verbündeter Cato von mir weghält. "Willst du Cato noch ein Küsschen zuwerfen, Zwölf?" Ihr Lachen übertönt den Kampflärm und die Schreie der Tribute. Ich sehe sie an. Der Fluss, der weit unter uns fließt, ist kaum zu hören. "Na los. Mach schon.", knurre ich. Zwei grinst. Dann holt sie mit dem Messer aus.

Ich sehe die Klinge auf mich zurasen. Doch bevor sie mir die Kehle zerfetzt, wehre ich die Klinge ab und schlage Zwei mit der Faust gegen die Schläfe. Das Messer hat mich an der Hand erwischt und sie blutet stark. Zwei schreit auf und weicht zurück. Ich komme auf die Beine. Zwei ebenso. Wir starren uns an. "Du denkst wirklich, du könntest überleben.", knurrt Zwei. Das Lachen ist ihr aus dem Gesicht gewichen. "Ich hab dir doch gesagt, es ist noch nicht vorbei.", sage ich gefühlslos. Zwei stürzt sich auf mich, doch nun bin ich die, die triumphiert. Ich packe ihren Arm und stoße sie von mir. Zwei taumelt zurück. Sie macht einen Schritt ins Leere. Kurz starrt sie mich vollkommen überrascht an. Gleich darauf stürzt sie. Ihr Körper fällt wie eine Puppe die Klippe hinunter. Die Felsen unter ihr, die aus dem Wasser ragen, kommen immer näher. Für eine Sekunde scheint es nur noch den fallenden Körper des Mädchens zu geben. Dann schlägt Zwei auf den Felsen auf. Eine Kanone ertönt.

Catos Wirklich Wahre Geschichte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt