.Kapitel 17.

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Perrys Sicht;

Ein schriller Schrei ertönte und riss mich aus dem Schlaf, es war Kiki die da schrie. Ihr Schrei wurde unterbrochen, wahrscheinlich hatte sie sich eine Hand vor den Mund gepresst. In einer Bewegung fuhr ich hoch und riss die Schublade am Tisch vor mir auf, zwei glänzende Waffen präsentieren sich vor mir. Ohne zu zögern griff ich danach und lief auf leisen Schritten zum Treppen Ansatz. Kiki saß zitternd auf den Stufen und drückte sich an die Wand, das große Gewehr in ihrer einen Hand. Das Telefon neben ihr und die linke Hand auf den Bauch gedrückt, ängstlich sah sie mich an und ihre Lippen formten die Worte "Es ist der Anführer."




Mein Gesicht verzog sich und ich schloss meine Hand zur Faust, dann öffnete ich sie wieder. ,,Kiki, nimm die Waffe mit und geh nach oben, Versteck dich und komm erst raus, wenn ich dich hole! Verstanden?", ich sprach sie mit einem etwas schärferen Ton an, damit sie verstand. Sie nickte mir zu und ging zitternd die Treppe nach oben und versteckte sich dort. Seufzend sah ich ihr nach, dann entsicherte ich entschlossen die Waffen und nahm mir das Telefon von der Treppe. ,,Nana, Roman?", fragte ich und die Antwort kam kurz darauf. ,,Roman telefoniert mit den anderen, ich bin es. Was machen wir jetzt?", fragte sie hysterisch. Ich konnte mir vorstellen wie es gerade bei ihnen aussah, also versuchte ich möglichst beruhigend zu klingen.  ,,Alles wird gut, er kann nicht einfach alles unter Beschuss stellen.", sagte ich während ich die Treppe wieder hinunter ging und zur Haustür schritt.




,,Nana, beschreib mir bitte was du siehst.", sagte ich leise in den Hörer und sie antwortete mir sofort ,,Naja, er läuft einfach nur die Straße hinunter. Er tut nicht sonderlich viel, ab und an schaut er sich die einzelnen Häuser genauer an. Aber er wirkt nicht so, als würde er angreifen wollen.", während sie redete öffnete ich die Haustür minimal, nur einen winzigen Spalt breit. ,,Jetzt dreht er um, für die anderen Bewohner muss er so aussehen als hätte er sich in der Straße vertan. Noch zehn Sekunden, dann die Mündung auf drei Uhr halten und Schuss.", sagte Nana leise. Ich tat was sie sagte und wartete, als sie leise ,,Jetzt", hauchte, feuerte ich. Es gab nur einen Knall, dann schnelle Schritte.                                                                                                                  Nana schrie ,,In Deckung! Er wirft etwas auf euren Vorgarten!", entsetzt knallte ich die Haustür zu und sprintete die Treppe hoch.




Ruhig wartete ich auf den Knall, auf eine Explosion oder sonst etwas, doch es geschah nichts. Nanas Stimme ertönte von neuem aus dem Telefon. ,,Es ist nur ein Stein, aber eingewickelt in Papier! Daniel kann den Stein sehen, von uns aus sieht man nur das Papier. Es müsste alles sicher sein.", Erleichterung schwang in ihrer Stimme mit. Im Hintergrund konnte ich Roman hören, er setzte Tobi und Flo bereits auf die Verfolgung an. Ein guter Mann. Ich warf noch einmal einen Blick nach oben, dort wo sich Kiki immer noch wie befohlen versteckt hielt. Langsam öffnete ich die Haustür, auf der Straße war kein Blut, kein Nachbar, sie dachten bestimmt dass der Knall ein Silvester Böller war.




Daniel verließ zeitgleich mit mir das Haus und joggte zu mir herüber. Wir wechselten einen schnellen Blick, ich ging auf den Stein zu und hob ihn hoch.  Er lag schwer in meiner Hand, aber er explodierte nicht, ein stinknormaler Stein. Blitzschnell zog ich das Blatt Papier ab und faltete es auseinander. Neugierig schaute Daniel mir über die Schulter als ich die Worte auf dem Papier und  las leise vor;

"Liebe Konkurrenz,

Ich denke wir alle sind der Meinung, dass in unserer kleinen Meinungsverschiedenheit bereits zu viele Menschen ihr Leben lassen mussten. Um das zu beenden, möchte ich einen Deal vorschlagen. Drei Monate, um euch irgendwo auf der Welt nieder zu lassen, doch wenn ihr ein Dorf, oder eine Stadt wählt, seid euch bewusst dass wir niemanden verschonen.

Viel Glück."


Daniel lachte ,,Irgendwo auf der ganzen Welt? Ich hab da so eine Idee, wie wäre es mit Alaska? Da findet er uns niemals." Sarkasmus triefte aus seiner Stimme, strafend sah ich in an und er zuckte mit den Schultern. Ich drehte den Kopf und sah Kiki im Türrahmen stehen, sie streichelte ihren Bauch und schaute mich aus großen Augen an. Entsetzen, nackte Angst spiegelte sich in ihrem Blick wieder. Florian und Tobi kamen über die Straße auf uns zu, unter ihren hastig übergeworfenen Jacken konnte ich die Umrisse von Waffen erkennen. Sie schauten mich niedergeschlagen an. Sie hatten ihn nicht erwischen können, dass wäre auch zu einfach gewesen, viel zu einfach wäre es gewesen.


Ich ging zu Kiki, sie stand immer noch da nach wie vor war sie am zittern, sanft drückte ich ihr einen Kuss auf die Stirn, aus großen Augen schaute sie mich an. ,,Ich will nicht weg von hier, ich will mein Baby hier bekommen, hier in Deutschland. Warum hat er uns nicht einfach hier zur Strecke gebracht, dann wäre alles endlich vorbei.", Tränen glitzerten in ihren Augen. Von Schuldgefühlen übermannt nahm ich sie in den Arm und drückte sie an mich. Fünf Monate, gib mir fünf Monate und wir sind mit allem fertig. Ich verspreche es dir, dann ist alles gut. Gib mir diese fünf Monate, okay? Aber ich schaffe es nicht, ohne dass du mir hilfst.", eindringlich schaute ich sie an, zögernd nickte sie. ,,Ich lasse mir ein Abschiedsgeschenk für diese Bullen einfallen, dir und Nana gebe ich eine Adresse, ihr sorgt dafür dass alles bereit ist und fangt an zu packen. Für euch wird es wie ein ganz normaler Umzug wirken."


Ich hatte Kiki wieder in Nanas Obhut gegeben, ihr geistiger Zustand machte mir Sorgen. Ich wusste dass sie unser Baby hier bekommen wollte, aber ich konnte auch nicht verantworten, dass ein Haufen unschuldiger mitgerissen wurden. Niemand von uns wollte so etwas, aber trotzdem hatten wir uns hier niedergelassen. Wir würden noch ein einziges mal umziehen, dann nie, nie wieder. Und wir würden dort bleiben, meine Kinder, Romans und Nanas Kinder und die Kinder der anderen könnten dort aufwachsen, so wie wir aufgewachsen waren, mit einer Mischung aus einem liebevollen zuhause.  Doch um so etwas zu erreichen, musste ich erst einmal diesen Mann ausschalten.


Es gab drei Möglichkeiten. Entweder würde ich mich alleine auf die Suche nach dem Anführer machen, doch dann wäre mein Tod sofort besiegelt. Die andere Möglichkeit wäre es, dass die anderen uns nie finden würden, dass wir für immer da bleiben konnten, wo wir uns versteckten und ein sicheres Leben, leben konnten. Doch auch das wäre ziemlich unwahrscheinlich, denn niemand konnte sich ein ganzes Leben lang verstecken. Die dritte Möglichkeit wäre, dass sie uns finden würden  und wir alle gewinnen würden gemeinsam. Verlieren würden wir nicht, denn ich hatte ein Ass im Ärmel, meine so ungeliebte Schwester. Die Frau von Kikis Bruder.

Mein Mann ist ein Killer Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt