Prolog

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Das pinke Haar, das mir wie üblich struwwelig und wild über den Schultern hing, klebte mir feucht im Nacken. Ich rannte die Straße entlang, der dunkle Mantel schlug mir um die Kniekehlen. Meine Wangen waren heiß und gerötet, meine Nase eiskalt. Das einzige Geräusch das ich wahrnahm war das knirschen meiner Schuhsohlen auf dem Kies und das schnelle Schalgen meines Herzens.
Ich war längst nicht mehr Mona, ich war ein scheues, verwundetes Reh, das trotz seiner vielen Verletzungen nie stärker gewesen war.
Finsternis umhüllte mich, und als ich schon fürchtete, sie würde mich jeden Moment verschlingen, genau wie hungrige Wölfe nur darauf lauerten das geschwächte Tier in mir zu zerfleischen, sah ich das rettende Licht.
Wärme durchflutete mich, mein Puls beschleunigte sich.
Licht, Wärme, Liebe.
Das erwartete mich im sicheren Haus.
Wäre da nicht der ständige Hintergedanke, das dunkle Lauern der Raubtiere, die nur warteten dass ich meine Verkleidung ablegte und zurück zu ihnen kam - um zu flüchten, aber auch um zu kämpfen.
Eins war klar: Leicht würde ich es der Natur nicht machen, ganz gleich wie viel Leben ich ihr verdankte.

Woodchild  -  BEENDET Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt