Letztendlich schnappte ich mir drei Kassetten, darunter Pink Floyd, LED Zeppelin und selbstverständlich einer exklusiven Songauswahl von Nirvana, die ich noch nicht besaß. Ich reichte Cat das Geld und sie sagte, ich dürfe mir eine Hand voll von den Bändchen und Buttons nehmen, die wolle sowieso niemand mehr. Ich griff lachend zu. Da konnte man unmöglich nein sagen! Ich verpackte die Sachen in meiner Tasche, und dann beschlossen wir, da Cat sowieso Pause hatte, in ein nahgelegenes Café zu gehen, in dem man auch Bier und andere alkoholische Getränke bekam. Ich wusste zwar nicht, was ich davon halten sollte, und war mir sicher dass mein Dad solche Leute wie Jenny und Co. als "Die falschen Kreise" beziechnet hätte. Trotzdem folgte ich ihnen durch enge Gassen und Straßen, bis wir ein etwas heruntergekommenes Lädchen mit getönten Scheiben und offen stehenden Holztüren erreichten. Zizzi's stand in schwarzen Lettern an der Hauswand. Cat wandte sich mir zu. "Das hier ist eins unerer Lieblingslokale. Das Zeug ist billig aber gut und man kann Spaß haben ohne sich komisch zu fühlen.", erklärte sie locker. Ich grübelte, was sie mit "Zeug" meinen könnte, doch dieser Gedanke löschte sich sobald wir das Café betreten hatten.
Getönte Scheiben, dunkler Holzboden, überall kleine quadratische Tische mit großen Sesseln. Eine lange Theke, auf der zahlreiche Flaschen und Dosen standen. Auf Alt getrimmte Stehlampen, die trotz grellem Licht in den Ecken des grosen Raums Schatten hinterließen, machten das rustikale Fabrik-Ambiente perfekt. Zugegeben, es war beeindruckend anders als andere Bars. In so einer war ich noch nie gewesen. Es war ungewöhnlich und interessant.
Jenny führte uns zu einem der eher im Schatten liegenden Tische. Wir setzten uns, und Q winkte in Richtung Theke, zu der ich mit dem Rücken saß. Ein großer, muskulöser Mann tauchte plötzlich neben mir auf. Augenblicklich fuhr ich aus meinem Stuhl hoch, so geschockt war ich. Als ich zu ihm hochblickte, grinste der platinblonde Typ auf mich herab.
Mann.
Was guckte der so blöd?
"Also, Q, wo bekommst du nur immer diese traumhaften Mädchen her?", fragte er mit tiefer Stimme, ohne den Blick von mir abzuwenden. Ich wand mich unter seinem Blick, es war mir unangenehm dass er mich, oder besser gesagt meinen Vorbau, anstarrte wie Beute.
"Chris, das ist Simona. Benimm dich, du Trottel.", schoss Jenny und kreuzte die langen Beine. Endlich wandte Chris den Blick ab. Das Grinsen wurde breiter. "Ach, verdirb mir doch nicht immer gleich den Spaß." Ein gieriges Funkeln blitzte in seinen Augen auf als er sich auf meine Sessellehne setzte. Ich verdrehte genervt die Augen. War dieser Kerl etwa eine männliche Prostituierte oder was? So, wie er mir seinen Arsch ins Gesicht streckte, konnte man das schon fast meinen.
"Bring uns doch mal das Übliche, Alter.", schaltete sich Cat ein. Chris zögerte, doch dann erhob er sich und schlenderte mit einem Brummen in der Brust davon. Verärgert verschränkte ich die Arme und schnaubte.
Ging's noch? Ich sah hoch - und sah einen knallroten Quentin, der sich offensichtlich schwer tat sein Kichern hinunterzuschlucken. "Was?", motzte ich. Jetzt lachten auch Cat und Jenny. "Es ist sehr selten, dass Mädchen auf Chris so reagieren wie du." Ich hob eine Augenbraue. "Warum? Hauen die anderen ihm gleich eine runter? Ich wär fast so weit gewesen, hätte er mich noch einmal so dumm angesehen ..." Cat prustete los. "Oh mein Gott! Ich liebe dich, Mona! Ist das geil!" Sie krümmte sich vor Lachen. Anscheinend genoss sie es, wie anders meine Reaktion auf diesen Bacelor-Verschnitt ausfiel. "Eigentlich würden sich die meisten Mädchen sofort hier, auf diesem Boden, von Chris flachlegen lassen. Meistens braucht er er dafür nur zu Zwinkern. Und manchmal ist das auch schon passiert.", erklärte Quentin. Den letzten Satz schob er etwas langsamer hinterher, woraufhin ich eine Gänsehaut bekam. "Igitt!" Ich schüttelte mich angeekelt. "Kopfkino! Also echt mal!!" Ich rieb mir das Gesicht um die perversen Gedanken zu vertreiben.
"Was finden die denn an dem?", wollte ich wissen. Allgemeines Schulternzucken. "Chris ist ein Aufreißer, und manche Mädchen haben es sich anscheinend zum Ziel gemacht, von Aufreißern aufgerissen zu werden.", erklärte Q. Ich verzog den Mund.
Komisches Konzept.
Die spinnen, die Norweger.

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Woodchild - BEENDET
FantasySimona Frey ist gerade dabei, ihren Platz im Leben zu finden, und hat es schon fast geschafft. Aber dann - kompletter Umbruch. Sie und ihr Vater ziehen nach Norwegen. Anfangs ist Mona alles andere als begeistert. Doch dann lernt sie Leute kennen, d...