Feuer in Reihen der Blüter

18 5 2
                                    

Dad wartete bereits auf dem Parkplatz auf mich als die Schule endete. Ich schwang mich in den Jepp und begrüßte Dad stürmisch, denn ich war aufgeregt. Sehr sogar. In nicht mal sechs Stunden würde ich fertig für die Sommersonnwendfeier fertig sein müssen. Dann würde ich Fin sehen und ihn weiter über dieses ganze Wirrwarr, das mich so brennend interessierte, ausfragen können. Ich hatte den ganzen Vormittag über die Pferdeblüter nachdenken müssen. Artemis ... das war doch einen Göttin? Griechisch, oder? Ich nahm mir vor, mich darüber zu informieren. Außerdem freute ich mich auf die Nordlichter. Pa steuerte den Wagen raus aus der Stadt und es dauerte nicht lange, bis wir den Adlerhorst erreichten. "Ach ja. Morgen sind wir auf ein Abendessen bei meinem Chef eingeladen.", eröffnete Paps mir als ich voraus über den Hof ging und den Schlüssel bereits in der Hand hielt. Ich hielt vor der Haustür inne. "W-wie? Warum?" Ich drehte mich zu meinem Vater um. "So plötzlich?"
"Das scheint hier üblich zu sein. Oder er ist gern gastfreundlich. Jedenfalls hat er mir heute in der Arbeit eine kurze Nachricht überbringen lassen. Morgen Abend, er wohnt mit seiner Familie in der Stadt.", erklärte Paps gelassen, doch etwas an seinem Ton ließ mich aufschrecken. "Moment, er hat dich nicht mal persönlich eingeladen?", hakte ich nach. Was war das denn für eine Nummer? Ich machte mich wieder daran die Tür aufzuschließen. Drinnen warf ich meine Schulsachen in die Ecke und schaltete die Kaffeemaschine ein. "Er hat viel zutun, Mona. Das ist normal."
"Sehr normal.", sagte ich daraufhin ironisch. Ich holte zwei Tassen aus der fertigen Spühlmaschine und stellte sie unter die Maschine. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis die Behälter voll waren, und während dessen schwang ich mich auf die Arbeitsplatte und ließ die Beine baumeln. "Weißt du wenigstens, wie er aussieht?", fragte ich Paps. Er lockerte seine wie immer ziemlich geschmacklose Krawatte und sank schwer seufzend auf einen Stuhl. Er fuhr sich durchs grau melierte Haar. In diesem Moment wurde mir klar, dass Pa seit Mas Tod sehr abgebaut hatte. Er war dünner geworden, seine Augen strahlten nicht mehr so wie früher. "Ich habe ihn auf vielen Fotos gesehen, und ich hatte mein Bewerbungsgespräch per Telefon mit ihm.", sagte Paps plötzlich und riss mich so aus meinen Gedanken. "Du arbeitest also für ein Phantom? Bist du gar nicht neugierig, wie er so ist?" Es war mir unerklärlich was Dad sich dabei gedacht hatte mit mir hier her zu ziehen, obwohl er nichtmal die Leute jemals zu Gesicht gekommen hatte, die sein Leben finanzierten. "Logisch bin ich das. Wieso meinst du, habe ich für morgen zugesagt?" Darauf wusste ich keine Antwort. Also sprang ich wieder auf den Boden, nahm die vollen Tassen, reichte Dad seine und verschwand mit meiner nach oben.
Mit klopfendem Herzen und schweißnassen Händen zog ich meine Uniform aus und die Klamotten für die Party an. Dann machte ich mich an mein Make-Up. Ich schminkte meine Augen sehr dunkel und trug einen weinroten Lippenstift auf. Anschließend begann ich, meine Handgelenke und Finger mit schwarzem Eyeliner zu bemalen. Schlussendlich ähnelte das ganze Henna-Tattoos. Das kannte ich von Tinas älterer Schwester Rita.
Bereits komplett fertig für die Party, setzte ich mich aufs Bett und blätterte nervös durch eine meiner vielen Musikzeitschriften. Noch eine Stunde. Das Anziehen hatte länger gedauert als gedacht. Als es schließlich klingelte, und das sogar zehn Minuten zu früh, stand ich sofort. Mit meinen schweren Boots an den Füßen stürmte ich ins Erdgeschoss, übersprang wie immer die letzten vier Stufen, wollte schon die Tür aufreißen - und stolperte gegen eine breite Brust. Welch ein Déjavu. Fin stand vor mir, in der bereits geöffneten Tür. Paps war schneller als ich gewesen und stand lässig im Küchentürrahmen. "Nana, nicht so hecktisch. Sonst verwischt noch deine Schminke.", war sein einziger Kommentar und ich streckte ihm frech die Zunge raus als ich mich gefangen hatte. Dann richtete ich mich auf und strich meine Klamotten glatt. Ich traute mich nicht zu Fin aufzublicken. "Na dann viel Spaß euch zwei. Den Schlüssel leg ich unter die Fußmatte, Mäuschen." Pa gab mir einen kurzen Kuss auf die Schläfe und verschwand dann in der Küche. Kaum war er weg, trat Fin auf mich zu und legte beide Hände an mein Gesicht. Seine Augen funkelten warm und wild. Ich wusste, dass er sich zurücknehmen musste um nicht noch näher an mich heranzurücken. Das spürte ich. Deshalb legte ich eine Hand über seine und lächelte. "Du bist schön. Das weißt du, oder?" Seine Stimme war rau und jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. Zur Antwort lächelte ich noch breiter. "Gehen wir?" Er nickte, nahm etwas Abstand und wir traten nach draußen. Kurz bevor ich die Tür hinter mir zuziehen konnte erklang von drinnen Pas Stimme: "Pass ja auf sie auf, Junge! Und keine Drogen!"

Woodchild  -  BEENDET Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt