"Das ... das waren ... was war das?", stotterte ich und streckte ungläubig eine Hand Richtung Pfad aus. Das war ... irgednwie nicht normal gewesen. Ganz und gar nicht normal.
"F-fin?" Fin antwortete nicht. Er starrte einfach gerade aus, die Augenbrauen konzentriert zusammengezogen. Ich wollte schon zu einer neuen Frage ansetzen, da rappelte er sich mit einem Mal auf, zog mich mit sich und schon zerrte er mich quer durchs Unterholz, ohne mich anzusehen, ohne zu sprechen, bis wir den Waldrand erreicht hatten. Dort riss ich mich von ihm los. Fin drehte sich um, schaute mich jedoch nicht an. "Was soll das?!", bellte ich erregt. Was bildete der Möbelpacker sich nur ein? "Sag mir, was das war!" Fin verschränkte die starken Arme. Bestimmt druckste er absichtlich mit der Antwort herum. Argh. Schließlich machte er endlich den Mund auf. "Keine Ahnung was du meinst. Das waren Reiter. Sie gehören zu einem nahgelegenen Bauerhof. Das wirst du in nächster Zeit noch öfters hören." Ich stutzte. Was zum ... "Aber da waren keine Reiter! Das waren Männer mit Pferdekörpern!" Sofort merkte ich wie bescheuert das klang, selbt in meinen Ohren. Fin merkte es auch. Mit undeutbarem Blick sah er auf. "Bist du kurz vor'm Kältetod? Was hast du denn jetzt?"
"Ich ... ähem ... vergiss es." Ich drückte mich an ihn vorbei und rannte zurück zum Haus.
Mann, war das peinlich gewesen. Männer mit Pferdekörpern. Hallo? Hatte ich noch alle Latten am Zaun? Mir wurde siedendheiß, so verlegen war ich. Ich beschleunigte meinen Schritt, sprintete über den Hof und hinein ins Haus. Dad und die Arbeiter waren bereits fertig mit dem letzten Transporter. Um so besser. Die Männer tummelten sich in der neuen Küche, weshalb ich unbemerkt auf den Dachboden gelangen konnte.Oben angekommen schloss ich schnell die Tür hinter mir und ließ mich in meinen geliebten Lesesessel fallen. Seufzend schloss ich die Augen. Verdammt, ich machte wirklich immer alles kaputt.
Gott, er würde nie mehr mit mir reden.
Ich krallte meine schwarz lackierten Fingernägel in das verknautschte Leder und zwang mich schließlich, mich zu erheben. Der Pullover war schmutzig und stank, weshalb ich zu einem meiner Wäschesäcke stapfte und nach einem neuen Shirt suchte. Ich fand irgendein oranges Top. Mit einer geschmeidigen Bewegung streifte ich mir den Pulli vom Leib und stand so logischer Weise nur noch in schwarzem BH da ...
"Mona? Bist du da drin? Ich wollte nochmal kurz mit dir -" Die Tür öffnete sich viel zu schnell. Fin stand vor mir, nur etwa einen Meter von mir entfernt und sah mich halb nackt. Oh Mann ... Augenblicklich errötete Fin bis zu den Haarspitzen. Ich reagierte leider ziemlich langsam, denn erst nach ungefähr einer halben Ewigkeit kam ich darauf, mein Shirt überzuziehen. Ich streifte es mir über, und als ich Fin wieder sehen konnte, war dieser immer noch so knallrot und bewegungsunfähig wie eine Tomate. "Ähm ... was wolltest du sagen?"
Ich schien ihn aus seiner Trance gerissen zu haben, die darin bestand mir auf den Vorbau zu starren, denn er blinzelte und sah zu mir auf. "Oh. Also. I-ich wollte nur schaun ob du gut heimgekommen bist - und sowas eben. Und ... sorry nochmal. Ich meine -"
"Okay, danke der Nachfrage. Alles gut." Ich senkte das Kinn um ihn von unten zu mustern und hob zeitgleich die Hände. Det Schrank von einem Mann guckte mich aus grosen Augen an. "Achso. Super. Dann geh ich lieber mal." Doch bevor er verschwinden konnte schnappte ich mir seine Hand. Verwundert sah er zu mir, und die faszinierende Farbintensivität seiner Iris fesselte mich erneut. "Was ..." Kurzerhand gab ich ihm einen Kuss auf die Wange. "Danke.", raunte ich ehrlich und meinte damit alles, was er heute für mich getan hatte. Vom Beinahe-Sturz bei der Ankunft bishin zu dieser niedlichen Zurückhaltung gerade eben. Fin nickte verdutzt, dann strich er ein letztes Mal mit dem Daumen über meinen Handrücken. Ich ließ ihn los, er trat vor die Tür und stieg mit einem letzten undeutbaren Blick die Treppe hinunter.
Es war nicht das letzte Mal dass ich diesen Kerl sehen würde. Und es würde nicht bei so harmlosen Ereignissen wie heute bleiben. Es sollte schon bald äußerst Bunt zur Sache gehen."Mona?" Erneut öffnete sich meine Zimmertür. Diesmal war es Dad. Ich war gerade dabei einige meiner Sachen auszupacken, die wichtigsten genau genommen. "Schön, dass du wieder da bist. Der junge Mann mit den hübschen Augen hat mir Bescheid gesagt, dass du bereits wieder hier bist." Das sagte er mir mit einem vielsagenden Blick, zwinkerte mir sogar zu. Ich jedoch versuchte mir nichts anmerken zu lassen. "Ach, super. Er ist anscheinend verlässlich."
Natürlich zog meine gespielte Gleichgültigkeit bei Dad kein bisschen. "Ach ja. Und er hat gesagt er würde in ein paar Tagen noch mal hier her kommen." Mit einem vielsagenden Blick beobachtete mein Vater mich. Das verräterische Zucken meines Mundwinkels vertiet mich schließlich. Gut, ich freute mich. Und Paps sah das. Langsam nickte er und verkündete abschließend mit einem langen Gähnen, dass er nun ins Bett gehen würde. Ich sagte Gute Nacht, dann verzog er sich und anschließend war ich wieder allein.Nach weiteren Stunden war die Sonne bereits wieder komplett verschwunden. In dieser Jahreszeit bekam man hier wohl nicht viel Sonne ab. Selbst heute morgen war es so düster gewesen wie in Deutschland am Abend. Trotzdem: Der wenige Schnee des noch jungen Winters ließ alles etwas leuchten. Es sah selbst Nachts noch wunderschön aus.
Gut, ich musstezugeben, Tomas hatte ein hübsches Plätzchen gefunden.
Ich wandte mich vom Fenster ab und machte mich wieder daran einige Möbel so leise wie möglich herumzurücken, bis sie an gewünschter Stelle standen. Der breite, offene Raum hatte Dachschrägen, Dachfenster und die breite Fensterwand an der Frontseite des Hauses, wie bereits erwähnt. Es war alles aus hellem, weichen Holz. Sogar eine kleine Heizung war zu finden, weshalb es auch nicht so kalt wurde hier oben. Es war wirklich schön. Mein Bett stand unter einer Schräge, links neben der Tür, mein Schreibtisch an der Glasfront und Schränke sowie Kommoden und Bücherregale verdeckten die wenigen Wandflächen. Ich bezog mein von den Packern bereits wieder zusammen geschraubtes Bett und kuschelte mich nach meiner üblichen Waschrunde - bei der ich erst bemerkte dass ich eins meiner Lieblingsshirts mit der schwarten Aufschrift Reading is sexy trug - und einem letzten Blick aus dem Fenster seufzend hinein. Das dunkle Zimmer erschien mir wie ein verzauberter Ort - hörte sich vielleicht dämlich an, aber ich kam mir wie auf einem anderen Planeten vor.
Einem gemütlichen fremden Planeten ...
Obwohl es noch nicht einmal acht Uhr war, schlief ich erschöpft ein.

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Woodchild - BEENDET
FantasíaSimona Frey ist gerade dabei, ihren Platz im Leben zu finden, und hat es schon fast geschafft. Aber dann - kompletter Umbruch. Sie und ihr Vater ziehen nach Norwegen. Anfangs ist Mona alles andere als begeistert. Doch dann lernt sie Leute kennen, d...