Füchse mögen Kakao

7 2 3
                                    

Ich setzte mich auf eine Bank, die windgeschützt stand. Es war bereits dämmrig und sehr kühl. Ich zog meinen Wintermantel enger um mich. Paps wollte in einer viertel Stunde hier sein. Ich hielt einen Becher heißer Schokolade zwischen meinen kalten Fingern und hörte Musik. Kaum noch Leute waren auf den Straßen. Ich fragte mich, ob die Angst vor den angeblichen Monstern in der Nähe wirklich so stark in den Knochen der Menschen verankert war. Hatten die Naturblüter absichtlich dafür gesorgt, dass man sie fürchtete? So blieb immerhin ihr Geheimnis gewahrt. Gerade als meine Gedanken über diese schwierigen Themen glitten, spürte ich plötzlich ein Kribbeln im Nacken. Ich versteifte mich. Unauffällig stellte ich die Musik ab und zog meine Kopfhörer von den Ohren. Doch ehe ich mich umdrehen oder aufspringen konnte, erschien eine Gestalt neben mir. Mir entfuhr ein Knurren und etwas kribbelte in meinen Fingern. Naturblut, jaja. Und im nächsten Moment guckten mich große grüne Augen an. "Hey! Ist das Kakao? Riecht ja fantastisch. Darf ich?" Es war ein Mädchen. Wildes, dunkelblondes Haar, in dem ich Perlen und einzelne Rastalocken entdeckte, umrahmte ein rundes Gesicht mit Sommersprossen und verzierungen aus roter und grüner Farbe um die Augen herum. Ihre Erscheinung überrumpelte mich dermaßen, dass ich ihr eindach meinen Becher in die Hand drückte und ihr gebannt dabei zusah, wie sie einige Schlucke trank. Dabei fing sie nach ein paar Sekunden meinen Blick auf und begann zu grinsen. Sie wischte sich den Mund und gab mir mein Getränk zurück. "Tut mir leid fürs Erschrecken. Das Zeug schmeckt super. Und ich dachte mir, du könntest Gesellschaft gebrauchen. Sahst ziemlich allein aus." Sie streckte sich auf der Bank und reckte die Beine von sich, die ... pelzig waren. Mir klappte der Mund auf. Ihre Füße waren Pfoten. Rotbraunes Fell bedeckte ihren Körper. Sie trug lediglich eine dünne Jacke wie mir nun auffiel. Ich wäre schon längst erfroren. Jetzt lachte sie lauthals. "Du hast aber lange gebraucht. Ja, ich bin ein Naturblut. Überraschung." Ich guckte sie an wie ein U-Boot. "Du bist doch selbst eins, hab ich recht? Warum dann nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen?" Sie schüttelte einmal den Kopf und ihre menschliche wurde durch eine Fuchsnase ersetzt, inklusive spritziger Ohren und Schnurrhaare. Ich sprang auf. "Du bist ein Fuchsblut! Und du hast mich einfach so erkannt? Wer bist du überhaupt?"
"Oda Weschtler. Und du?"
"Mona Fray.", erwiderte ich und reichte ihr meinen Kakao. "Trink aus. Ich bekomm schon Bauchweh davon. Außerdem könntest du wohl was Wärmendes gebrauchen.", witzelte ich und gab sie Oda. Sie grinste. "Danke. Aber mir ist nicht kalt. Füchse haben nichts gegen kühle Temperaturen." Ich nickte. Klang einleuchtend. Ein Auto näherte sich uns. Sofort war Oda auf den Beinen. "So. Dann hau ich mal ab. Halt dich von Katzen fern. Und danke für die Schokolade." Dann war sie weg und Dads Jeep hielt neben mir.

Woodchild  -  BEENDET Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt