Kapitel 7 - Aber ich bin auch nicht perfekt.

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| Aber ich bin auch nicht perfekt. |

Louis setzte sich auf meinen Drehstuhl und ich mich auf die Bettkante. Die Arme hatte er vor der Brust überkreuzt, aber er hielt den Augenkontakt. ,, Kannst dich ruhig auf mein Bett setzen. Ich bin sehr gastfreundlich, im Gegensatz zu anderen." Ich zwinkerte ihm zu und lachte leise. Er schüttelte den Kopf. ,, Ich lehne dankend ab." Er lächelte mich übertrieben an und lehnte sich zurück. Ich ließ vom Thema ab und überlegte, wie ich anfangen sollte. So, wie ich Louis bereits kannte, nimmt er alles zu ernst und würde nicht mehr mit mir reden. Dass er das mitmachte, überraschte mich immernoch.

,, Bin gleich da", sagte ich und ging runter ins Wohnzimmer. Ich öffnete das kleine Schränkchen und nahm dutzende Schokoladenriegel und Tafeln mit. Mit einer Colaflasche in der anderen Hand ging ich wieder hoch und stellte es auf den Tisch vor ihm hin. ,, Bedien dich." Er sah auf den Tisch, rührte aber nichts an. ,, Du weißt, dass ich kein Stück essen werde, oder?" Ich seufzte, nahm ein Seil aus meiner Schublade und band seine Arme nach hinten zurück. ,, Was soll das?!" ,, Ich fütter dich."

Ich öffnete die erste Packung und stopfte ihm eine Reihe in den Mund. ,, Kauen, schlucken und auf das nächste warten." ,,Willst du mich verarschen?", fragte er mich mit vollem Mund und ich schüttelte den Kopf. ,, Ich habe keine Ahnung, was ich sonst machen soll. Und in Google kommt nichts anderes raus." Er verdrehte die Augen und schluckte es endlich runter. ,, Du bist nicht witzig, also versuch es gar nicht." Ich antwortete ihm nicht, sondern legte das nächste Stück zwischen seine Lippen. ,, Kriegst du noch zurück, das weißt du, oder?" ,,Hab keinen Hunger, sorry." Er stöhnte genervt auf. ,, Wenn meine Hände frei wären, dann würde ich dir jetzt echt gerne die Fresse polieren."

Er hatte bis jetzt schon fast zwei Tafeln Schokolade gegessen und trank grade das nächste Glas Cola. ,, Ich werde nur noch fetter dank dir." ,,Du und fett?!" Er nickte. Ich öffnete seine 'Fesseln', griff nach seinem Arm und zog ihn mit ins Bad. Ich stellte ihn vor den Spiegel und legte meine Hände auf seine Hüften. ,, Louis, sieh dich an. Bitte. Du bist nicht dick. Denk nicht immer so schlecht über dich." Er ließ seinen Blick über seinen Körper schweifen. Seine Augen füllten sich mit Tränen und seine Unterlippe bebte.

,,Aber ich bin auch nicht perfekt."

,,Niemand ist perfekt, Louis. Man kann auch nicht perfekt sein, wenn man abnimmt oder sein Image ändert. Jeder ist so, wie er sein möchte. Ob homo- bi- oder heterosexuell. Mensch ist Mensch."

,, Aber das ist nicht richtig. Dann ist man anders, als andere Leute.

,, Genau das ist es, Louis. Jeder von uns ist anders. Ob Aussehen oder die Persönlichkeit. Und bitte, Louis, tu dir das nicht an. Du hast es nicht nötig. Du musst nicht wie die anderen sein, sie können es nicht ab, wenn du anders bist."

Er nickt, sah aber nicht sehr überzeugend aus. ,, Ich bin müde, lass uns schlafen." Ich stimme zu und ging wieder zurück ins Zimmer. ,, Hast du was dagegen, in meinem Bett zu schlafen?" Er schüttelte den Kopf. ,, Aber du fässt nicht meinen Arsch an." ,, Ich versprechs!" Er fing an zu lachen. Sein Lachen war hoch, aber war wie eine Melodie. Ich hatte ihn davor noch nie lachen gehört, deswegen bin ich umso überraschter, als zuvor. Ich wendete meinen Blick ab und zog mir meine Klamotten, außer meine Boxershorts, aus. Ich sah zu Louis, der mich leicht geschockt ansah. ,, Alles okay?" ,,Ehm, ja, klar." Er schluckte. ,, Kannst du dich kurz umdrehen?" Ich nickte und drehte mich um. ,, Du weißt, dass du mir nichts zu verstecken brauchst, oder?" ,,Ja, ich weiß. Ich will nur nicht, dass mich jemand so sieht."

Louis legte sich neben mich hin und zog sich die Decke hoch. ,, Schämst du dich für deine Narben?" Er hatte ein T-Shirt an, weshalb ich einen freien Ausblick hatte. Er nickt. ,, Sind das Einsteckpunkte?" ,,Ja." ,,Von Drogen?" ,,Ja." Ich seufzte und legte mich ordentlich hin. Mein Gesicht war zu meinem gerichtet, aber seine Augen waren schon geschlossen. Er war so friedlich, wenn er schlief und ich konnte und wollte nicht wahrhaben, wie zerbrochen er war.

way out. | l.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt