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A R I E L
Nach wenigen Augenblicken verzweifelten Umsehens entdecke ich Lou am Rand der Lichtung. Ich bahne mir einen Weg durch die entspannt plaudernden Lihai und erhasche einen Blick darauf, wie meine Freundin lautstark mit Leon diskutiert. Neben dem breit gebauten Mann wirkt Lous schlaksige Figur noch zierlicher als sonst.
Ich sehe, wie sie sich aufgebracht durch ihr kurzes Haar fährt. Leon weist während des Wortwechsels immer wieder auf sein Gesicht und verhindert bestimmt, dass Lou an ihm vorbei auf die offene Lichtung kommt. Ich glaube den Grund der Auseinandersetzung zu erahnen. Daher beschleunige ich meine Schritte und strecke Lou im Näherkommen gleich die rote Stoffmaske entgegen. Überrascht, aber sichtlich erfreut, nimmt meine Freundin sie an sich.
Mit einem süffisanten Lächeln setzt sie sich die Maske auf und meint an Leon gewandt: „Darf ich jetzt mithelfen?"
Leon brummt etwas unverständliches, lässt uns jedoch mit einer genervten Handbewegung aus den schützenden Bäumen hinaus auf die Lichtung treten.
Fröhlich packt Lou sogleich meine Hand und zieht mich mit. „Danke dir! Woher hast du die denn? Ich dachte Mik würde nur Scherze machen, um mich einzuschüchtern!", redet das Mädchen übermütig auf mich ein.
Ich lasse mich von ihr durch das kniehohe Gras schleifen und erwidere: „Wir beide haben ihm nicht geglaubt. Die Masken sind von Rune."
„Ein Glück, dass sie so auf dich schaut, Ariel. Sonst hätten wir uns einen Jutesack über den Kopf ziehen müssen, um am Fest teilzunehmen! Das hat mir zumindest Leon gerade vorgeschlagen." Ich muss bei der Vorstellung grinsen. Lous träumerischer Vorstellung des Frühlingsfests mit einem Jutesack über dem Kopf gerecht zu werden stelle ich mir schwer vor.
„Hör auf zu Lachen! Mit so einem Sack auf dem Kopf würde ich unser Lager unter keinen Umständen verlassen!" Lou schüttelt sich. „Naja, gerade noch gut gegangen. Lass uns jetzt produktiv sein, damit wir morgen ordentlich feiern können!", verkündet sie und ich lasse mich von ihrem Enthusiasmus mitreißen.
Ganz in der Nähe von uns versuchen gerade zwei Männer und eine jüngere Frau, ein meterhohes Dreibeingestell aufzurichten. Schon aus der Entfernung erkenne ich, dass die drei Fremden ihre Gesichtszüge ebenso mit einer Maske verborgen haben. Aufgeschlossen wie Lou ist, steuert sie direkt auf die drei zu.
„Sieht aus, als könntet ihr ein wenig Hilfe gebrauchen", bemerkt meine Freundin freundlich. Lou möchte schon nach einem der Rundlinge greifen, um diesen gemeinsam mit den anderen in die Luft zu drücken, da faucht einer der Männer sie unvermittelt an.
„Nimm deine dreckigen Finger weg, Mädchen!" Erschrocken erstarrt Lou für einen Augenblick und auch ich halte bei seiner abfälligen Bemerkung die Luft an. Selbst die junge Frau, welche schräg gegenüber in der Wiese hockt, blickt auf.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich Lou sammelt. „Wir möchten euch nur helfen", erwidert sie gefasst.
„Wir brauchen keine Hilfe von euch Lihai-Mädchen. Verschwindet."
