A D R I A N
„Meinst du mich, Rune?"
Synchron drehen sich vier Körper zum Türrahmen zu meiner Linken. Wie aus dem Nichts steht dort mein Vater. Mit verschränkten Armen hält er sich fast grimmig aufrecht.
Die Art, wie er die Stammesführerin der Lihai beinahe vertraut mit ihrem Vornamen anredete, macht mich stutzig.
Und auch der rothaarigen Frau erscheint es ähnlich zu ergehen, denn bei seinem Anblick entfährt ihr ein scharfer Atemzug. Für einen Sekundenbruchteil sieht sie wieder zu mir und ihre Augen wandern unter zusammengezogenen Augenbrauen zwischen uns umher. Schließlich fixiert sie jedoch meinen Vater.
„Miguel", sagt sie erneut, doch diesmal ist es keine Frage, sondern eine nüchterne Feststellung. Falls sein plötzliches Erscheinen die Lihai kurzzeitig aus der Fassung gebracht hat, ist in ihrem Antlitz nun nichts mehr davon anzumerken.
Ihre Miene ist so teilnahmslos wie die rothaarige Stammesführerin in meinen Vorstellungen immer war.
Mein Dad löst seine verschränkten Arme und stößt sich leicht vom Türrahmen ab. Trotz der nun offeneren Körperhaltung wirkt er weiterhin ziemlich einschüchternd. Seine Worte kommen dem nach, er verliert keine Zeit mit Begrüßungsfloskeln.
„Wenn ich euch einen Rat geben kann, dann verschwindet ihr besser von hier, bevor Oxa zurückkommt", raunt er geradeheraus. „Sobald sie euch hier uneingeladen auffindet, kann ich für nichts garantieren."
Erst jetzt kommt mir das Offensichtliche in den Sinn. Die Lihai sind hier. Mitten im Lager der Bezár.
In Oxas Lager.
Dem Lager eines Stammesoberhaupts, das gerade mal so ihre eigenen Leute duldet, sofern sie ihr gehorchen und sich unter ihrem Kommando fügen.
Ich versuche die Trockenheit, die sich von meiner Kehle in meinen ganzen Körper ausbreitet, zu ignorieren, doch ich scheitere mit einem verkrampften Schlucken. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie Oxa auf die unangekündigte Anwesenheit der drei Lihai in unserem Lager reagieren wird.
Auch wenn sie allem Anschein nach in friedlicher Absicht gekommen sind - ihrem ruhigen Verhalten und der Tatsache, dass sie keine sichtbaren Waffen mehr tragen, diese also vermutlich bereitwillig abgegeben haben – wird das Stammesoberhaupt der Bezár sie als unwillkommene Eindringlinge sehen.
„Wir werden erst aus dieser Hütte verschwinden, nachdem ich mit Oxa geredet habe", entgegnet Rune scharf. Ihr Tonfall duldet keinen Widerspruch. In ihm ist die volle Autorität einer sich behauptenden Stammesführerin zu spüren. Im absoluten Kontrast dazu erklingen ihre nächsten Worte. „Was ist hier los, Miguel? Was ist aus dir geworden?"
Ich erkenne, wie mein Dad ihrem berechnenden Blick auszuweichen versucht. Wie die Lihai ihre Frage formulierte und seinen Namen aussprach, sanft, doch im selben Ausmaß voller Enttäuschung, bringt mich endgültig zu der Realisation, dass die beiden sich kennen müssen. Es ist die einzige logische Schlussfolgerung, die ich aus ihrer Frage ziehen kann, so seltsam sie auch sein mag.
DU LIEST GERADE
Hoffnung - Ariel & Adrian // pausiert
Science Fiction[Spoilergefahr: Sequel zu "Freiheit - David & Rune"] » „𝘌𝘴 𝘪𝘴𝘵 𝘢𝘣𝘴𝘶𝘳𝘥", 𝘣𝘦𝘨𝘪𝘯𝘯𝘵 𝘥𝘦𝘳 𝘑𝘶𝘯𝘨𝘦 𝘶𝘯𝘷𝘦𝘳𝘮𝘪𝘵𝘵𝘦𝘭𝘵. „𝘏𝘦𝘶𝘵𝘦 𝘵𝘢𝘯𝘻𝘦𝘯 𝘴𝘪𝘦 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘥𝘪𝘦 𝘚𝘦𝘦𝘭𝘦 𝘢𝘶𝘴 𝘥𝘦𝘮 𝘓𝘦𝘪𝘣 𝘶𝘯𝘥 𝘮𝘰𝘳𝘨𝘦𝘯 𝘴𝘵�...